Kapitel 20

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Am nächsten Morgen stieg Crowley lässig aus seinem Bently aus, atmete die kühle Herbstluft tief ein und öffnete die alte Buchladentür mit dem Schlüssel von seinem Chef.
Er seufzte leise, als direkt nach 2 Minuten ein Kunde den Laden betrat.
"Schönen Guten Morgen.",grüßte ein älterer Mann mit grauem Bart.
"Ja, Morgen.", antwortete Crowley desinteressiert.
"Ich suche nach einem sehr alten Manuskript. Dieses sollte eigentlich in Holland aufbewahrt werden, doch dort ist seit einigen Jahren verschwunden."
"Keine Ahnung...bin nur die Aushilfe.", murmelte Crowley und nahm gelangweilt ein Schluck von seinem schwarzen Kaffee.
"Werter Herr, ich bitte sie, schauen sie in ihrem Archiv nach. Es heißt; 'Der Pseudo-Apuleius Herbarius'. Ich zahle jeden Preis.", flehte der alte Mann.
"Gut gut...ich sehe nach. Aber nichts anfassen!"
Crowley schaute in dem alten Register nach, welches Aziraphale ihm an seinem ersten Tag gezeigt hatte.
Mit dem Zeigefinger fuhr er behutsam über die alten Seiten um den richtigen Buchstaben zu finden. Crowley durchforstete etliche Seiten, er war mehrmals kurz davor aufzugeben, doch schließlich fand er den gesuchten Begriff. Stolz und voller Elan begab er sich zu dem nummerierten Regal und suchte erneut.
Währenddessen hörte er die liebevolle Stimme von Aziraphale in seinem Kopf mahnen; „Egal was geschieht, niemals verkaufen..."
Sofort stoppte er seine Suche und überlegte sich eine passenden Ausrede, um den Mann los zu werden.
Es ist so...das Buch...", stammelte Crowley während er sich den Mann näherte.
Manuskript", unterbrach der Mann den Rothaarigen freundlich.
Ja genau das...ist momentan nicht vorrätig"
„Momentan?", wiederholte der Mann, während seine braunen Augen neugierig aufblitzten.
Alter Mann, schalten sie ihre Hörgeräte ein, es ist nicht hier! Und jetzt werden sie gehen.", fauchte Crowley genervt.
Der Mann glaubte seinen Gegenüber kein Wort...und er wollte das Manuskript unbedingt besitzen. Koste es was es wolle.
Ich flehe sie an, wie viel wollen sie?"
Der Rothaarige rollte genervt mit den Augen und schlenderte lässig zur Tür. Die kleine Klingel ertönte sanft und Crowley lehnte sich gegen die Tür, um diese aufzuhalten. Mit dem linken Arm zeigte er nach draußen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag!"
„Mein lieber Herr...", er hob unterwürfig die Hände hoch, „Ich melde mich bei Ihnen und hoffe, dass sie mir weiterhelfen können."
Crowley grinste ironisch und machte nochmal nonverbal klar, dass der Mann sofort gehen soll.
Endlich Ruhe...",stöhnte Crowley und ließ sich auf den Sessel fallen. Anschließend legte er seine Beine auf den Tisch ab und nahm einen Schluck vom längst kalt gewordenen Kaffee.
Es kamen nur noch ein paar Kunden in den Laden, welche sich Gott sei's gedankt nur umschauen wollten. Fünf Minuten vor Ladenschluss als Crowley das Schild umdrehte, klingelte das Telefon.
Ja?"
„Crowley? Alles gut bei dir? Ich habe schon ein schlechtes Gewissen.", sagte Aziraphale besorgt.
Ach was, alles ist in Ordnung! Ich habe alles im Griff"
„Dann bin ich ja beruhigt. Hach, es ist so schön hier! Ich denke , ich werde noch einen Tag länger in Paris weilen. Du musst unbedingt mal die Crêpes probieren! Die schmecken traumhaft süß, einfach unbeschreiblich!",schwärmte der Blonde.
Kein Problem..."
„Ich hoffe...du hast nichts...verkauft?"
„Nein, ich habe aufgepasst. Wie du es mir beigebracht hast."
„Gut, gut. Ich möchte dich nicht weiter stören. Dann bis übermorgen!"
Es dämmerte schon und es sah aus als würde die Sonne die Erde zärtlich küssen. Ein warmes Orange gemischt mit lieblichen Rottönen schmückten den Horizont. Der Schwalben flogen tief über die Stadt und machten leise piepsende Laute, während die Grillen friedlich im hohen Gras zirpten.
Bei den Büchern, im 3ten Regal, das geflügelte Buch, die Seite des Teufels...", murmelte Crowley vor sich her, während er im Laden auf und ab stapfte.
Er machte drei große Schritte und blieb beim dritten Regal abrupt stehen. „Na toll, jetzt muss ich jedes Buch durchgehen...Aziraphale wüsste bestimmt direkt, um welches Buch es sich handelt.", dachte Crowley und zog währenddessen das erste Buch aus der Reihe hervor. Es bestand aus Leder und zeigte einen lateinischen verblassten Schriftzug. „Also Flügel sehe ich hier nicht",murmelte er und blätterte die dünnen Seiten gelangweilt hin und her.
Nach etlichen Büchern hatte der Rothaarige die Nase voll. Er saß zwischen zwei großen Bücherhaufen und hielt verzweifelt die Hände an seinen Kopf. Wäre Aziraphale genau jetzt in seinem Laden, würde er bei diesem schrecklichen Anblick seiner Schätze wohl möglich ohnmächtig werden. Crowley kramte in seiner Hosentasche nach seinem Handy und wählte die Nummer seines blonden Chefs. Nervös atmete er aus und sperrte seine innere Verzweiflung metaphorisch in einem kleinen Käfig mit mehreren rostigen Schlössern.
„Hey Boss! Ich hätte da noch eine kleine Frage.", sagte Crowley und unterdrückte dabei sein plötzlich aufkommendes Schamgefühl.
Neugierig hob der Blonde seinen Kopf hoch und hörte mit dem Kauen auf, während er gespannt den Hörer an sein Ohr drückte.
Crowley räusperte leise:"Nun ja, es hört sich vielleicht komisch an aber ein Kunde sucht ein geflügeltes Buch..."
„Will der Kunde es denn erwerben?", fragte der ehemalige Engel ängstlich.
Nein! Auf keinen Fall! Er möchte es nur angucken.", grinste er verlegen in den Hörer
Mhm, lass mich nachdenken...", einige Sekunden vergingen,"also es könnten circa 5 Bücher in frage kommen. Ohne das Archiv mitzurechnen, versteht sich."
„Und welche? Sag's mir! Also bitte...wenn du möchtest...", sagte er und biss sich währenddessen auf die Unterlippe.
Es ist zu komplex, um es dir am Telefon zu erklären, denn ich habe neulich alle Bücher neu sortiert und das Register stimmt nicht überein...Sag dem Kunden bitte, dass er noch ein wenig warten muss. Und sende ihm eine aufrichtige Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten."
Crowley rollte mit den Augen und überlegte kurz es zu versuchen ihn umzustimmen, doch er wollte sich nicht auffällig verhalten...nicht auffälliger als sonst schon. Also verabschiedete er sich und wünschte Aziraphale höflich einen weiteren schönen Aufenthalt in Paris, während er innerlich vor Wut kochte.
Was ist daran bitte Komplex? Die Crêpes sind ihm wohl zu Kopf gestiegen. Was tue ich eigentlich hier? Ich hasse Bücher!", dachte Cowley wütend, während er sein Handy hastig in die Hosentasche stopfte.
Wutentbrannt stieß er die Tür auf und flüchtete in die nasse Kälte. Es ist schon dunkel geworden und kleine Regentropfen fielen vom Himmel.
Die Äste wogen im Wind hin und her und erzeugten dabei bedrohlich dunkle Schatten.
Crowley atmete tief ein und aus, schloss dabei seine Augen und legte seinen Kopf in den Nacken. Ein unsichtbarer Geistesblitz durchzog seine Gedanken und es erschienen Bilder vor seinem inneren Auge. Er sah Aziraphales blaue Augen vor sich und wie sie sich ganz nahe standen. Es wirkte fast so, als würden sie sich küssen. In einer anderen Sequenz befand er sich auf den Boden liegend. Eine ziemlich klein geratene Person hat ihm am Ohr gepackt und zog den rothaarigen achtlos hinter sich her. Mehrere Fliegen summten unzufrieden um den strubbeligen Kopf der ominösen Person.
Und schon endeten die gedanklich erzeugten Situationen. Crowley wirkte noch verwirrter als sonst und fasste sich somit schmerzverzerrten Gesicht an die Schläfen. Er kam zu den Entschluss, dass er die Rückblenden einfach vergisst. Irgendwie war die erste Szene komisch und fühlte sich abstrakt an, dass er einfach nicht mehr drüber nachdachte. Wie kommt sein Gehirn auf solche Gedanken beziehungsweise Bilder? Wird er verrückt? Oder ist er es bereits? Vielleicht ist er in einer Anstalt gefangen und bildet sich nur alles ein...
Verdutzt schüttelte er den Kopf und schloss den Laden hinter sich ab.
Er klatsche motiviert in die Hände und begab sich zum Regal. Es fielen immer mehr Bücher auf den Boden, dabei wurde viel Staub aufgewirbelt. Einige Bücher wurden wahrscheinlich das letzte mal vor etlichen Jahren gelesen geschweige den berührt. Crowley rieb sich die Augen und hustete leicht. Genervt schnaufte er und nahm einen großen Schluck Wein aus der dunkelgrünen Flasche. Mittlerweile war es schon nach Mitternacht, der Mond schien hell und der Wind heulte. Die Äste von der alten Eiche kratzten leise an den Fenstern.
Ein bordeaux farbiges Buch weckte die Neugier von Crowley. Er pustete den Staub vom Buchrücken und schaute sich den Titel an:" Die Enzyklopädie der Ornithologie".
Vögel?", lachte er leise auf und ließ es achtlos fallen. Müde lehnte er sich am Regal an und schloss kurz die Augen.
Die Sonne schien sanft durch die Fenster und kitzelte Crowleys Nase. Draußen konnte man zwischen all den Straßenlärm ein paar Schwalben zwitschern hören.
Plötzlich schreckte der Rothaarige hoch und streckte schmerzerfüllt seinen Rücken.
Sein Kopf brummte und er schaute müde auf sein Telefon. 10:32 Uhr. 2 verpasste Anrufe von Aziraphale.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt