Kapitel 11

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In einem dunklen Verlies wachte Aziraphale mit höllischen Kopfschmerzen auf. Die Luft in den kleinen dunklen Raum war schwül und stickig, da die Wände in dem schwachem Licht vor Feuchtigkeit schimmerten. In den Ecken des Verlies lauerten unzählige Spinnen und wer weiß noch was für Ungeziefer. Aziraphale schüttelte sich bei diesem für ihn ungewöhnlichen Anblick und versuchte sich so wenig, wie möglich zu bewegen.
Der quadratische Raum enthielt tatsächlich eine rostige Eisentür mit einem kleinen Gitterfenster. Dieses Fensterchen hat wahrscheinlich einen Schieberegler, welcher nur von außen betätigt werden kann.
An der Wand gegenüber der Tür hing eine Ansammlung von alten Ketten. Aziraphale ging ein paar Schritte auf sie zu, um sie näher zu begutachten. An den Hand- oder Fußfesseln klebte vertrocknetes Blut, welches dem Engel ziemlich ekelte, sodass er zurück wich.
"Na hast du dich ausgeschlafen?" fragte eine raue Stimme.
"Oh..., Hallo! Ich würde gerne wissen, wo und wieso ich hier bin...", antwortete der Engel, als er die Hände zusammen faltete.
"Hahaha! Das wirst du noch herausfinden.", lachte die unbekannte Stimme.
"Könnten Sie mir wenigstens etwas zum putzen geben? Dieser Ort ist ziemlich... Nun ja... Schmutzig." fragte Aziraphale höflich.
Die Stimme lachte nun viel lauter und drohte sogar fast zu ersticken. Aber eine richtige Antwort bekam der Engel nicht.
Einige Tage vergingen, obwohl es sich eher wie Jahre für Aziraphale anfühlte und die Tür wurde geöffnet.
Ein kräftiger Dämon trat in die Zelle hinein und stülpte dem Engel eine Art Sack über den Kopf. Aziraphale erschrak so sehr, dass er laut aufschrie und fast hinfiel.
"Die Schonzeit ist vorbei, Engel." rief der unbekannte Dämon, als er den blonden Lockenkopf an die Ketten band.
Obwohl er sowieso nichts sah, schloss der Engel vor Angst die Augen. Er hoffte insgeheim, dass Crowley gleich durch die Tür stolzierte und ihn auf Händen nach Hause trug. Doch niemand konnte ihn hören, da wo er auch immer war.
"Was wollen Sie von mir?", fragte Aziraphale, als er nun wie ein Häufchen Elend an den Ketten hing und der Dämon irgendetwas suchte.
"Das weißt du nicht? Pah, du hast Verrat begangen ." schimpfe er, während er eine Zange weglegte.
Plötzlich flog eine geballte Faust in die Magengrube des Engels. Sofort breitete sich ein starker Schmerz gefolgt von Übelkeit aus. Kurzzeitig rangte er um Luft und wimmerte leise nach Erbarmen.
"I-ich habe niemanden verraten." keuchte der Engel.
"Natürlich, natürlich. Lord Beelzebub sieht das anders. Und jetzt halt den Mund, oder soll ich dich zum Schweigen bringen?", drohte der Dämon und drückte ihn eine kalte Spitze an die Kehle. Aziraphale zeigte keine Reaktion, weil er sich sicher war, dass er ihn nicht ohne Erlaubnis seines 'Vorgesetzten' entkörpern würde. "Morgen hast du deinen großen Auftritt... Dann bekommst du deine Strafe." lachte der Dämon heiser und schloss die dicke Eisentür hinter sich. Der Engel hatte immer noch diesen Sack auf seinen Kopf, welcher langsam viel zu stickig wurde. Er zerrte hilflos an den Ketten, doch ohne Erfolg."Wie lange bin ich schon hier?", fragte sich der Blonde und versuchte ein wenig zu schlafen. Er merkte bald, dass dies nicht möglich sei, da er immer wieder aufwachte, aufgrund seine ungemütlichen Position. Die Hand- und Fußgelenke schmerzen stark und langsam übertönte sein Magen die unheimliche Stille des Verlies.
Als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde, schreckte Aziraphale hoch, denn er war kurz davor einzudösen; Höchstwahrscheinlich vor Erschöpfung. Die Ketten wurden mit einem lauten rasseln von der Wand gelöst und der Engel fiel auf die Knie.
"Aufstehen!" rief eine unbekannte Stimme. Zögernd erhob er sich brav und unterdrückte die Schmerzen in den Gelenken. Anschließend drehte der Dämon, die Arme des Blonden auf den Rücken, welcher leise aufkeuchte.
"Wo gehen wir hin?", traute sich der Engel schließlich zu fragen.
"Zu deiner Strafe.", antwortete die Stimme kurz und schubste ihn aus den Raum heraus.
Da Aziraphale einen Sack auf den Kopf trug, konnte er nur zwischen hell und dunkel unterscheiden, was er nun feststellte, aufgrund der nun auftretenden Helligkeit. Aber dieses Licht war nicht warm und gemütlich, nein, eher im Gegenteil. Es wirkte fast eisig und trotz des fehlenden Augenlichts, lief dem Engel ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Als Aziraphale sich wieder im Hier und Jetzt befand, wurde ihm gewaltsam seine Kleidung des Oberkörpers entrissen. Entsetzt und schon fast wütend, tastete der Engel nach seiner Kleidung, doch der Dämon warf sie unbekümmert in eine Ecke. "Geben Sie mir meine Kleidung wieder? Was wird das hier?", fauchte Aziraphale verzweifelt.
"Ruhig, jetzt.", brummte der Dämon und fixierte den Engel, bevor dieser die Stofffetzen findet,"Weiter geht's" fügte er hinzu, um ihn zum Laufen zu bringen.
Was Aziraphale nicht wusste, ist dass, er in diesen Raum, welcher er jetzt betritt schon einmal war. Der Blonde sah zwar äußerlich anders aus, aber das spielt nun keine Rolle. An den Handgelenken wurde der Engel diesmal oberkörperfrei mit dem Gesicht in Richtung Wand gekettet.
"W-was ist d-das für e-eine Strafe?", langsam dämmerte es Aziraphale.
Niemand antwortete ihn, aber er spürte die Anwesenheit von mehreren Dämonen. Natürlich hatte der Engel mit seinen Gefühl recht. Es standen mehrere Dutzend Dämonen mit Blick auf Aziraphales Rücken am Rande und schauten gespannt zu. Neben ihn befand sich der Dämon aus der Zelle mit einer Peitsche in der Hand. Lord Beelzebub saß in Blickrichtung des Publikums und konnte somit nicht auf den Gefangenen schauen. Wahrscheinlich wollte sie es auch gar nicht sehen. Denn Lord Beelzebub möchte ihn einfach nur für seine Dummheiten bestrafen.
Jedoch wusste selbst sie nicht, dass an den Ketten jemand ganz anderes stand.
"Beginnen wir mit der Bestrafung von Hastur. Er hat uns in einen unnötigen und unvorbereiteten Krieg, welcher völlig aussichtslos war, aufgrund seiner mangelnden Kenntnisse gebracht. Ebenfalls hat er uns alle hintergangen. Dafür muss Hastur bezahlen. Und zwar für die Hälfte die aller Opfer, die ihr Leben gelassen haben. Desweiteren wird er zwei Ewigkeiten im Verlies bleiben."
Ein lautes Gröhlen durchquerte den Raum. Aziraphale war sehr verwundert bis er verstand, dass er Hastur sein soll. Doch es war zu spät,um etwas zu sagen. Der erste Peitschenhieb traf seinen nun nicht mehr makellosen Rücken, gefolgt von einem lauten Aufschrei. Der nächste Treffer war noch viel schmerzhafter und das Blut tropfte aus der querverlaufenden Wunde. Aziraphale hatte nun endgültig aufgegeben, er war weder fähig irgendetwas zu sagen, noch um sich zu wehren. Der Blonde wollte sich hinknien, doch es war unmöglich. Sein ganzer Rücken brannte vor Schmerzen und ihm tränten in die Augen. Die Masse freute sich bei jedem Schlag und feuerten den Dämon mit der Peitsche an.

Crowley lag deprimiert auf seinem Bett und starrte mit leeren Blick auf die graue Wand. Er hatte alles verloren, was ihm etwas bedeutete und das nahm ihm die letzte Freude seines Daseins. Als das Telefon, die Stille unterbrach, schleppte sich der Dämon widerwillig dahin, um ranzugehen.
"Ja." brummte Crowley kurz und überlegte direkt wieder aufzulegen.
"Crowley, komme sofort in die Hölle. Jemand möchte mit dir reden" murmelte eine Stimme, bevor sie eilig auflegte. Ein demotiviertes Aufstöhnen entdleuchte Crowley, während er den Hörer fallen ließ.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt