Kapitel 12

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Die sonst so lässige Ausstrahlung, welche Crowley umgibt, ist nun nicht mehr anwesend und das merkten alle Dämonen in seiner Umgebung. Verwunderte und sogar kritische Blicke zog er ungewollt auf sich.
"Du wirst bereits erwartet." zischte ein Dämon hinterhältig.
Crowley nickte bloß und öffnete die Tür zu einem kleinen Raum, worin sich Lord Beelzebub befand.
"Crowley, wirst du wieder mit uns zusammen arbeiten und dich nicht gegen uns Stellen?" schoss es aus ihr heraus. Der Dämon überlegte nicht lange und antwortete dann emotionslos;"Warum nicht."
"Dann Willkommen zurück. Das ist deine aller letzte Chance...nutze sie" drohte Beelzebub im Unterton.
"Sind wir dann jetzt fertig?" murmelte er leise und setzte sich seine Sonnenbrille auf.
"Hastur wird heute bestraft. Willst du es sehen?" fragte sie, während ihre Augen vor Vorfreude blitzten.
"Nein, das ist nicht so meine Szene. Bis dann!" verabschiedete Crowley sich kurz und kehrte in seine Wohnung zurück.
Ein paar Weingläser und Stunden später freute sich Crowley, dass er der Hölle wieder beigetreten ist. Nun hat er wieder Anschluss und kann all seinen Kummer an niedrige Gestalten auslassen. Er wird der abscheulichste Dämon, den es je gegeben hat.
Und der erste Schritt ist, auf sich aufmerksam zu machen, indem er Hastur leiden sieht. Auch wenn ihm dieser Plan im nüchternen Zustand nicht zugesagt hat.
Der leicht angetrunkene Crowley fuhr in schlängellinien zurück zur Hölle und torkelte anschließend zum Ereignis. Natürlich kam er gerade noch rechtzeitig an, aber irgendetwas stimmte nicht. Hasturs Rücken sieht... so hell aus und irgendwie merkte er die Anwesenheit eines Engels. Doch auch die Menge vor ihm strahlte in allen Farben und zeitweise wirkte alles verschwommen.
"Der Wein steigt mir zu Kopf aber nüchtern halte ich es auch nicht aus..." dachte Crowley sich und schüttelte verwirrt seinen Kopf.
Lord Beelzebub hielt eine ziemliche ausschweifende Rede, welche ihn fast zum einschlafen brachte...
Als es dann soweit war und der breite Dämon die Peitsche auf den Rücken des leidenden Hasturs knallen ließ, fühlte Crowley plötzlich eine steigende Übelkeit. Also lief er hinaus, übergab sich und ließ sich anschließend an einer erschöpft Wand hinunter sinken. Crowley verdeckte leicht stöhnend sein Gesicht mit den Händen. Das einzige, was der Dämon normalerweise bei solchen Veranstaltungen spürt, ist Gleichgültigkeit oder manchmal sogar Freude, aber Übelkeit ist etwas völlig unbekanntes in dieser Situation.
Aber vielleicht wehrt sich sein Körper gegen den Alkohol, wie er es bei den Menschen gesehen hat, wenn sie zu viel trinken. Kurzzeitig überlegte er, wie sie den Begriff bei zu viel Alkoholgenuss (am nächsten Morgen) nennen. Aziraphale würde es wissen, ihn aufheitern oder so lange Nerven, bis er seine Übelkeit vergisst. Dieser kleine Gedanke an das Lächeln seines Engels, erfreute das niedergeschlagene Herz des Dämons so sehr, dass er tatsächlich für einen Moment breit grinsen musste.
Jedoch siegte anschließend die kalte Leere und füllte seinen gesamten Körper Stück für Stück.
Die steinharte Maske wird brüchig und droht zu zerbrechen. Krampfhaft hielt er an jedes noch so kleine Teil fest, bis es nicht mehr geht.
Ein dauerhafter schwerer Schmerz machte sich in seinem Hals breit und es fiel ihm schwer zu schlucken. "Das nennen die Menschen also 'einen Kloß im Hals haben'" dachte er nebenbei an das Sprichwort, was er schon oft gehört hat aber nie selbst empfunden.
Währenddessen füllten sich seine Lider mit Tränen, welche Crowleys Sicht verschwommen machten. Er kämpfte dagegen an, doch sie fielen einfach hinunter, wie ein Damm der aufgrund des zu vielen Wassers bricht. Der Dämon verdeckte diese Schande der Schwäche, damit niemand diese erbärmliche Seite von ihm, je zu Gesicht bekommt. Mittlerweile brennten die Augen, wenn er sie schloss und sie fühlten sich schwerer, als sonst an. Langsam hebte der Dämon seinen Kopf, wischte sich die Tränen weg und ließ eine Weinflasche erscheinen, um den seelischen Schmerz zu ertränken... Und vielleicht nutzte er den Alkohol auch als temporärer Kleber für seine Maske.
Am nächsten Tag beschloß Crowley, nachdem er weitere Flaschen Wein konsumierte, um seine Gefühle zu betäuben, zu Lord Beelzebub zu fahren, um sie von seinen großartigen Plänen einzuweihen. Doch höchstwahrscheinlich tat er dies aus Verzweiflung und Langeweile.

Der mittlerweile bewusstlose Aziraphale wurde wieder in seine dunkle Zelle gezerrt und lag dort eine Weile regungslos. Er fragte sich, ob er dort jemals hinauskommt und wo Crowley gerade sein könnte, als er die Augen vorsichtig öffnete. Sein gesamter Rücken tat höllisch weh und brannte. Seine Kleidung hat er nicht wieder bekommen und so frierte der Blonde die ganze Nacht auf dem kalten sandigen Boden des Verlies und hoffte, dass er bald wieder in seinen schönen Bücherladen sein kann. Plötzlich fiel ihm der Gedanke vom Essen im Ritz mit Crowley ein und das Wasser lief ihn trotz der Schmerzen aus dem Munde. Seit vielen Tagen hat er nichts gegessen oder je ein Gedanke daran verloren.
Als das Licht ein wenig in die Zelle schien, dachte Aziraphale, dass es Morgen sein müsste oder... doch nicht?

"Holt euren Engel ab. Ich kann ihn nicht gebrauchen. Er gehört zu euch, also nehmt ihn gefälligst!" diskutierte Lord Beelzebub am Telefon mit Gabriel.
"Wir brauchen ihn auch nicht. Macht was ihr wollt mit ihm." rief Gabriel genervt.
"Morgen holt ihr ihn ab." schimpfe Beelzebub mit drohlichen Unterton und legte auf, bevor Gabriel etwas sagen konnte.
Der Erzengel schickte am nächsten Tag widerwillig zwei Engel in die Hölle, welche sein verlorenes Schaf abholen sollen.
Dort angekommen wurden sie schon sehnsüchtig von Beelzebub erwartet, welche eine Zelle aufschloss. Doch als sie den Sack von den Kopf des vermeintlichen Engels nahmen, guckte ein unschuldiger Hastur dumm aus der Wäsche heraus.
"Das ist offensichtlich ein Dämon." äußerte ein Engel angewidert.
"Was...?" stotterte Beelzebub nervös,"Das kann nicht sein..."
"Ich hab mich schon gewundert, keine Folter, Essen, Trinken und keine Demütigung." lachte Hastur herzhaft.
"Wer hat das zu verantworten?!" rief Lord Beelzebub kochend vor Wut.
Natürlich meldete sich niemand und der schuldige wurde wahrscheinlich nie gefunden. Sofort eilten die beiden Engel mit ein paar Dämonen und Beelzebub im Schlepptau zu 'Hasturs' Zelle. Der "Gefängniswärter-Dämon" war gerade dabei, Aziraphale gewaltsam aufzuheben und ihn wieder an den Ketten zu hängen. Doch er wurde aufgehalten von Beelzebub, welche sehr aufgebracht schien. Zufällig stolperte der weiterhin betrunkene Crowley in Beelzebubs Arme, da er sie suchte, um ihr zu erzählen, was für ein großartiger Dämon er doch sein wird... als vorher, versteht sich.
Nach einer kleinen Weile merkte auch er, wo er sich gerade befindet.

Endlich hörte der Engel andere Stimmen und meinte sogar die von Crowley gehört zu haben. Er dachte sich, dass es wahrscheinlich Halluzinationen wären, die seinen Verstand allmählich vergiften.
Doch als ihm endlich der stickige Sack vom Kopf gerissen wurde, konnte er endlich frische Luft einatmen.... Obwohl so frisch ist die feuchte Kellerluft nicht ganz...
Crowley konnte die Blonden Locken, trotz seines hohen Promille Gehaltes im Blut klar erkennen und wusste gar nicht was er tun soll. Sollte er ihn vor Freude umarmen oder einfach ganz lässig aufhelfen? "Vielleicht nehmen die Engel ihn mit." sorgte Crowley sich gedanklich. In den Bruchteilen einer Sekunde, entschied sich der Dämon in Richtung Aziraphale, welcher übrigens wie ein Häufchen Elend auf den Boden lag, zu torkeln. Doch etwas hinderte ihn daran; Beelzebub hielt ihn an seiner schönen Jacke fest, wobei Crowley sein Gleichgewicht verlor und fast hinfiel.
"Aziraphale! Ich bin's!" lachte Crowley mit Tränen in den Augen.
Der kleine blonde Kopf bewegte sich nur einige Millimeter und ein leises gequältes stöhnen entfleuchte ihn.
"Crowley, du bleibst hier. Der Engel geht dahin wo er hingehört. Eigentlich solltest du nie erfahren, dass er hier ist." beichtete Beelzebub genervt, während sie erneut nach seiner Jacke griff, um ihn festzuhalten.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt