Überweisung

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JACK
Ich fühlte mich mies. Ich war zu hart zu ihr gewesen; ich hätte das alles nicht zu ihr sagen sollen. Alisha hatte immer einen Grund so zu handeln wie sie handelte; und wenn ich ihr eines glaubte, dann das, dass sie nicht mit mir zusammen sein konnte. Sie würde mir direkt sagen, wenn sie nicht mit mir zusammen sein wollte.
Obwohl ich mich gedanklich lieber mit Alisha beschäftigen wollte, setze ich mich dennoch wieder an meinen Schreibtisch, um die restlichen Tests zu korrigieren.
Währenddessen klingelte mein Handy.
„Ja?! Jack Clearwater hier."
„Ach gut, dass ich dich erreiche."
„Hey Benjamin, alles klar?!"
Benjamin war mein Bankberater. Er war selber ein Wandler; ein Schwertfisch.
„Ja alles gut bei mir. Ich habe mich nur gefragt, ob du im Lotto gewonnen hast?! Auf dein Konto wurde vor ein paar Minuten sehr viel Geld überwiesen; mehrere 100.000 Euro."
„Was?! Das kann nicht sein. Woher soll das Geld denn kommen?!"
„Ich dachte, das kannst du mir vielleicht erklären. Immerhin ist es dein Konto."
„Nein. Keine Ahnung. Steht vielleicht ein Verwendungszweck dabei?"
„Das habe ich noch nicht nachgeschaut. Ich dachte nämlich, du wüsstest Bescheid. Aber warte kurz, ich schaue mal nach."
Ich hatte absolut keine Ahnung, wer mir so viel Geld überweisen sollte. Ich war schon lange pleite und die meisten Leute die ich kannte, hatten auch nicht so viel Geld; geschweige denn so viel Geld übrig, um es mir einfach so zu geben. Ich checkte meine Nachrichten, doch niemand hatte mir etwas geschrieben, was mit dieser Überweisung zu tun hatte. Das war alles sehr mysteriös!
„Jack?"
„Ja?"
„Es steht nicht viel dabei. Nur ein: Ich weiß, dass du das Geld dringend brauchst. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt. HDL."
„Häh!!", machte ich. „Was soll das denn?! Das klingt ja so, als wäre irgendwer gestorben?"
„Ja. Irgendwie musste ich auch an so etwas denken. Aber weißt du, was HDL bedeutet."
„Nein. Aber ich denke, du sagst es mir gleich."
„Die Abkürzung steht für Hab dich lieb. Hast du zufällig eine Freundin oder so?"
Ich musste an Alisha denken. War sie etwa nicht mehr in der Schule? Die Notiz hatte für mich ganz nach einem Abschied geklungen. Und sie würde mir nicht schreiben dass sie mich liebt, wenn sie vorhatte in nächster Zeit zurückzukommen; nicht nach unserem Streit.
Würde sie alles hier ohne einen Abschied einfach so aufgeben?
„Eine Freundin würde ich das jetzt nicht nennen.", sagte ich; das Handy ans Ohr gepresst schon halb aus der Tür.
„Hör mal Benjamin. Ich melde mich die nächsten Tage nochmal, wenn ich mehr weiß."
Inzwischen war ich vor Alishas Räumen angekommen.
„Okay. Mach's gut Jack."
Alisha's Tür war zwar abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte noch. Ich öffnete die Tür und merkte sofort, dass sie nicht da war.
Aber merkwürdig war, sie trug ihr Handy nicht bei sich und noch viel merkwürdiger war die Nachricht, deren Beginn auf dem Bildschirm zu lesen war.

Alisha, oder sollen wir lieber Kim sagen, wie denken, es ist an der Zeit, dass du dich ins wieder anschließt. Wir haben gewartet ...

Der Rest war nicht mehr zu lesen, ohne die Nachricht zu öffnen. Doch ich wusste auch so: Alisha hatte die Schule nicht freiwillig verlassen.

Jack und Alisha (JackLisha) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt