Überraschenderweise musste ich nach dem Gespräch, oder Verhör wie man es nimmt, nicht zurück in meine Zelle. Wir befanden uns wohl schon seit einiger Zeit an der Insel. Ich wollte meinen Ohren nicht trauen, als Jody mir sagte ich dürfte an Land gehen. Die Insel sei klein genug um mich wieder einzufangen, falls ich es wagte so dumm zu sein und abzuhauen.
Es wäre wirklich eine dumme Entscheidung von mir, ich wusste nicht einmal genau wieweit wir vom Festland entfernt waren.
Der erste Schritt von Bord fühlte sich an wie pure Freiheit, zumindest stellte ich sie mir so vor.
Ich atmete die frische Luft ein, die Sonne schien warm auf mein Gesicht. Meine Füße gruben sich sanft in die feuchte Erde unter mir.Es klang zwar ein wenig widersprüchlich, aber ich beneidete die Piraten teilweise sehr. Sie waren vermutlich die freisten Leute in ganz Calandrien. Sie gehörten keinem Königreich an, mussten sich an keine Sitten halten, wurden nicht zwangsverheiratet und setzten sich entgegen ihres Rufes für das Gute ein.
In dem Moment lief ein Pirat an mir vorbei, nackt. Ich musste zwei mal Blinzeln, um dies zu begreifen. Er wusch sich im seichten Wasser, als er mich bemerkte. Er lächelte verschmitzt und streckte mir sein Glied entgegen.
Zumindest schienen die meisten Piraten guten Absichten zu folgen, in Sicherheit wiegen wollte ich mich diesbezüglich jedoch nicht. Gedanken darüber konnte ich mir allerdings auch noch später machen.
Meine Füße trugen mich weiter ins Innere der Insel. Seit über einer Woche schon musste ich keine Privatsphäre mehr gehabt haben. Es fühlte sich gut an wieder ein wenig Zeit nur für mich zu haben, ein kleiner Moment ohne Erwartungen.In einigen Schritten durchkämmte ich einen Wald und kam auf einer kleinen Lichtung zum Stehen. Ein See lag vor mir, kein Pirat war in der Nähe. Nur ich und dieses Fleckchen unberührter Natur. Vorsichtig strich ich mir die Kleidung vom Körper. Ich erschrak erst wie zerrissen und dreckig das Kleid war, dann als ich an mir herabblickte. Meine Haut war ganz dreckig, an einigen Stellen ließen sich blaue Flecken erahnen. Ich spreizte meine Finger, die Nägel waren zum Teil stark eingerissen, oder gar abgebrochen. Panisch rannte ich zu dem See und schaute meine Spiegelung im Wasser an. Ich erkannte mich kaum wieder. Mein Gesicht wirkte magerer, die Wangenknochen standen stärker ab. Tiefe Furchen unter meinen Augen zeugten von den vielen kurzen Nächten. Entsetzt fuhr ich mit meinen Händen durch die Haare. Sie fühlten sich ganz verfilzt und kaputt an.
Eine Träne fiel auf mein Spiegelbild und brachte mich wieder zurück in die Realität.
Ich griff nach einem Stein und warf ihn ins Wasser. Einen Moment wartete ich ab, nichts geschah, keine tierische Bewegung auf der Wasseroberfläche. Vorsichtig stieg ich tiefer in den See, eine angenehme Kühle empfing mich.Mir stiegen erneut Tränen in die Augen als ich begann mich zu waschen, diesmal vor Erleichterung.
Wäre ich nicht geflohen, dann würde ich vermutlich gerade in einer Wanne mit erhitztem Wasser liegen, welches mit einem blumigen Duft versetzt war. Über mein altes Leben nachzudenken kam mir mittlerweile lächerlich vor.
Nie hatte ich mir damals Gedanken gemacht, wie andere Menschen ihre Bedürfnisse erfüllten. Wie denn auch, ich kannte nur Schlösser und Königsfamilien, denen ihr Volk unwichtig war. In dem Augenblick schwor ich mir nie so herzlos zu werden wie meine Eltern.Plötzlich hörte ich wie ein Ast hinter mir knackt. Mein Herz begann zu rasen. Ich stand mitten im Wasser, unmöglich schnell genug zu fliehen. Instinktiv drehte ich mich zu dem Geräusch. Am Ufer des Sees stand Jody, doch meinen Blick hielt ich so schnell auf das Wasser vor mir gerichtet, wie ich mich nach ihr umgedreht hatte. Sie war ebenfalls nackt.
„Noch nie einen Körper in seiner natürlichsten Form gesehen?" Ihr Grinsen konnte ich förmlich hören. Hitze stieg mir in die Wangen.
Wasserplätschern kam aus Jodys Richtung. Oh Gott sie kommt doch etwa nicht näher zu mir?___________
Hallo zusammen,
schon mal vorab, ich weiß noch nicht genau in wieweit ich es schaffe morgen ein neues Kapitel hochzuladen.
Also nicht wundern, wenn keins kommt, dass nächste lade ich dann Mittwoch Abend hoch...und nicht erst in zwei Monaten :).
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Meer aus Lügen
RomanceAls Prinzessin Elira von Andell zwangsverheiratet werden soll flieht sie, nur um wenig später von Piraten festgenommen zu werden. Um zu überleben, verstrickt sie sich in ein Meer aus Lügen. So gut es geht passt sie sich an die Piraten auf dem Schif...