Treffen mit Ryo

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Es wurde nächster Tag. Ich wachte mit einem leichten Kater auf und ging in die Küche, um die Kaffeemaschine anzuschalten, da ich dringend eine Tasse Kaffee brauchte. In der Nacht, bevor ich einschlief, hatte ich noch Ryo angeschrieben, damit er auch meine Nummer auf seinem Smartphone speichern konnte. Er war auch schnell mit dem Antworten und würde sich gerne am diesen Wochenende mit mir treffen. Ich schrieb ihm, dass ich die ganze Zeit zuhause sei und hatte ihn zusätzlich meine Adresse mitgeteilt. Als der Kaffee fertig war, goss ich mir eine Tasse voll damit. Kurz darauf kam Yugo völlig schläfrig aus seinem Zimmer und leistete mir Gesellschaft. "Guten Morgen, Bro. Na, wie lief euer Abend?", wollte ich wissen und machte für Yuto ebenfalls eine Tasse Kaffee fertig. "Keine Ahnung... Ich schätze, ich habe es verkackt...", gab Yuto als Antwort. "Was war los?" Yuto nahm sich einen Schluck Kaffee und wollte nicht über seinen Abend mit Lulu sprechen. Ich hatte Verständnis dafür und hakte auch nicht nach. "Euer Abend war bestimmt aufregend, ne?", wollte Yuto wissen. "Joah, war ganz okay. Viel haben wir auch nicht gemacht", antwortete ich und nahm mir einen Schluck Kaffee. Dabei starrte mich Yuto fasziniert an, als würde er sofort über mich herfallen. Das tat er allerdings nicht. "Schon Pläne für heute Abend? Ich wäre sehr gerne dabei." "Muss ich schauen...", sagte ich.
Etwa zwei Stunden später waren auch Shay und Lulu bereits wach. Die Stimmung von allen Anwesenden war allerdings angespannt. Lulu füllte auf der Dachterrasse das Schälchen mit Vogelfutter auf. Ich hatte in der Zwischenzeit wieder mit Ryo geschrieben und er wollte sich mit mir am Containerhafen treffen. Als Ausrede gab ich an, dass ich neue Kippen für den nächsten Rebellenabend anschaffen gehen würde. "Bis später dann!", rief ich und verließ die Wohnung. "Hmpf... Ich habe 'ne Vorahnung, wo er in Wirklichkeit hingeht...", sprach Shay und ging in sein Schlafzimmer. "Hmm?" Yuto war ahnungslos und verstand nicht, was sein bester Freund meinte. In dem Moment kam Lulu in die Wohnung zurück und wollte noch frisches Wasser für die Vögel auf die Dachterrasse stellen. Sie stellte das Schälchen ab und gesellte sich zu ihrem Freund auf die Couch. "Hey, Schatz!" "Hey...", sagte Yuto und nahm kurz seine kabellosen Kopfhörer ab. "Ich wollte mich für den Abend gestern bedanken. Es hat mir sehr gefallen und hatte sehr viel Spaß", bedankte sich Lulu und lächelte dabei. "Ernsthaft jetzt?!" "Ja, ich meine es ernst." "Aber... Ich habe mich völlig daneben benommen..." "Ach, Yuto... Du bist so süß. Ich freue mich schon auf unseren nächsten Abend. Keine Sorge, ich gönne dir diesmal deine Rebellenabenden mit Shay und Reshi, solange ihr nichts illegales anstellt." Daraufhin gab Lulu Yuto einen Kuss auf die Wange und kümmerte sich wieder um ihre Aufgabe, ihre gefiederten Freunde zu versorgen. Yuto setzte seine Kopfhörer auf und entspannte sich auf der Couch.
Währenddessen machte ich mich auf dem Weg zum Containerhafen, wo ich mich mit Ryo treffen sollte. Zuvor hatte ich mir auch eine neue Packung Zigaretten gekauft, damit meine Lüge nicht auffiel, wenn ich wieder nach Hause käme. Ryo saß auf einem Betonklotz und sah mich. "Da bist du ja!", freute er sich und ging auf mich zu, um mir mit einem Handschlag zu grüßen. "Habe eben einen kurzen Abstecher gemacht, um Kippen zu holen. Wie auch immer... Es ist ein seltsames Gefühl, dich nach vielen Jahren wiederzusehen", sagte ich. "Ja... Geht mir auch so. Jetzt sind wir aber wieder vereint!", entgegnete Ryo, "Erzähl mal von dir... Was hast du so in den letzten Jahren als Straßenjunge getrieben?" "Nun... Ähm... Ich bin hier halt aufgewachsen, normal zur Schule gegangen und habe neue Leute kennengelernt, joah...", erzählte ich, "Natürlich habe ich noch nebenbei viel Blödsinn gemacht, aber nicht so, dass ich verurteilt wurde und im Gefängnis gelandet bin." "Mhmm..." "Ich weiß... Ich bin früher kein guter Freund gewesen, aber Zeiten ändern sich..." "Alles gut, Reshi. Mach dir keine Vorwürfe deswegen. Ich mach dir auch keine", sagte Ryo, "Wenigstens musstest du nicht erleben, wie es ist, jahrelang in einer engen Gefängniszelle zu hocken und die Sekunden zu zählen..." Zwischen Ryo und mir herrschte Stille, bis er dann von seinem gestrigen Ereignis erzählte. "Als ich gestern mit meinen Jungs durch diese Stadt fuhr, hielten wir an so 'nem verlassenen Gebäude an und haben es unter die Lupe genommen. Wir fanden dort verweste Leichen... Mehr konnten wir auch nicht mehr erkunden, weil wir von der Polizei entdeckt wurden und schnell das Weite suchen mussten, bevor sie uns tracken konnten. Wir fuhren mehrere Umwege und dann im Park sind wir uns ja rein zufällig begegnet." "Krass... Ich habe da so 'ne Vermutung, welches Gebäude du meinst... Dort habe ich vor einigen Wochen 'nen irren Psychopathen abgeknallt, der meine Freunde töten wollte. Er war hinter einer dunklen Macht her und jagte vier meiner Freunde, die das komplette Puzzle dieser Macht darstellten... Ja, crazy Story, aber das ist wirklich so passiert." "Du hast jemanden getötet? Ich hätte echt nicht gedacht, dass du zu sowas fähig bist...", sprach Ryo. "Das war Selbstjustiz. Er wollte ein Teil meiner Familie töten, den er zuvor schon fast erschossen hätte." "Du hast also 'ne neue Familie?" "Ja, meine Gang, mit der ich in 'ner coolen WG lebe." Ryo war nicht zufrieden damit, dass ich ein glückliches Leben führte, während er die Jahre hinter schwedischen Gardinen verbrachte. "... Reshi... Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und mit dir wieder Unruhe stiften, wie früher. Es ist verdammt viel Zeit verloren gegangen..." "Wenn du magst, kannst du gerne mit mir und meinen Jungs abends abhängen?", schlug ich vor. Ryo lehnte dies ab, da er nichts von meinen Freunden hielt, auch wenn er nur Shay und Yugo kurz kennenlernte, so mehr oder weniger. "Ich muss wieder los...", sagte Ryo und stieg auf sein D-Wheel. "Hey, ähm... Du musst aufpassen, wenn du mit deinem D-Wheel unterwegs bist. Fängst du ein Duell an, könntest du Ärger bekommen", warnte ich. "Ja, Papa...", seufzte Ryo, "Jetzt mal ernsthaft. Wer oder was soll mich davon abhalten? Ich war lange genug eingesperrt und ich genieße meine Freiheit. Wie auch immer... Ich melde mich bei Gelegenheit wieder. Man sieht sich." Daraufhin setzte Ryo seinen Motorradhelm auf, startete sein D-Wheel und fuhr los. Ich machte mich auch wieder auf dem Weg nach Hause.

Yu-Gi-Oh! ARC-V: Life of Rebels - Part IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt