Kapitel 17

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Nach einer quälend langen Stille fanden wir uns schließlich am großen Holztisch im Esszimmer ein. Der schwere Duft von Eichenholz und angestrengter Höflichkeit hing in der Luft, als wir uns alle um den monumentalen Tisch versammelten, der im Mittelpunkt des Esszimmers stand. Mein Blick suchte instinktiv nach Fer, und als ich sie fand, spiegelte sich in ihrem Lächeln eine Mischung aus Verständnis und einem Hauch von Besorgnis wider.

Nicht zum ersten Mal stand mir ein Abend bevor, an dem die gespannte Atmosphäre mehr Gewicht hatte als die opulenten Mahlzeiten, die auf dem Tisch drapiert waren. Doch diesmal war etwas anders – ein unheilvolles Geheimnis lag in der Luft, verstärkt durch die angespannten Blicke und das murmelnde Schweigen.

Als wir uns niederließen, wurde die peinliche Stille von hölzernen Stühlen durchbrochen. Ich fand mich zwischen Familienmitgliedern wieder, von denen ich einige nur dem Namen nach kannte. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in mir breit, als ich mich bemühte, die schwere Atmosphäre zu ignorieren.

Fer setzte sich neben mich, und ich erhaschte einen flüchtigen Blick, der mehr sagte als Worte. Ihr Lächeln war wie ein zarter Lichtstrahl in der Dunkelheit, doch selbst ihre Gegenwart konnte meine inneren Zweifel nicht vertreiben.

Diego, dieser aufdringliche Schatten, der mir als künftiger Partner auserkoren wurde, nahm mir die Möglichkeit, die Stimmung zu genießen. Während ich darüber nachdachte, wie absurd es war, mit jemandem vermählt zu werden, den ich kaum ertragen konnte, spürte ich einen Ruck, als Diego Fer den Stuhl wegzog. Ein unangenehmer Schmerz durchzuckte mich, nicht nur körperlich, sondern auch emotional.

Mein Vater, eine imposante Gestalt am Kopfende des Tisches, erhob sich mit einer Selbstsicherheit, die mich angesichts der drohenden Ereignisse frösteln ließ. „Ich würde gern etwas mitteilen", verkündete er mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Vorfreude.

Die Atmosphäre verdichtete sich, als er seine Nachspeisengabel gegen das Whiskyglas schlug. „Einen Trost möchte ich aussprechen, denn heute haben wir uns versammelt, damit meine geliebte Adora ihren zukünftigen kennenlernen kann, den ich in wenigen Tagen meinen Schwager nennen darf." Sein Lächeln wandte sich Diego zu, als wären sie alte Kriegsgefährten.

„Lasst uns auf die beiden anstoßen", fügte er hinzu und setzte sich wieder. Gläser erhoben sich, jubelnde Worte wurden ausgetauscht – ein harmonisches Ritual, das mir in diesem Moment fremder erschien als je zuvor. Ich starrte auf meinen leeren Teller, unfähig, an diesem gespielten Glück teilzunehmen.

Die Worte von Diego hallten in meinen Gedanken wider, als er sich in meine Privatsphäre drängte. „Bald wirst du ohnehin nackt unter mir liegen, egal, ob ich dich jetzt berühre oder später. Das macht keinen Unterschied." Ein Schauder durchzog mich, und mein Blick traf den seinen. Was hatte ich getan, um solch ein Schicksal zu verdienen?

Das Essen zog sich in die Länge, die Gänge wurden zu einem verzerrten Zeitraffer meiner eigenen Gefangenschaft. Mein Vater überbrückte die quälende Stille mit Geschichten über seine Geschäfte, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der die Unsicherheit wie ein Nebel um mich lag, zogen sich die „Mädels", wie mein Vater uns nannte, auf die Terrasse zurück. Der kalte Hauch der Nacht umgab uns, als wir uns in die Lounge setzten und uns in dicke Decken hüllten.

Eine anfängliche Stille legte sich über uns, aber dann brach Aurela endlich ihr Schweigen. „Es tut mir so leid", sagte sie leise, und ich spürte eine echte Verzweiflung in ihrer Stimme. Mein Interesse war geweckt, und ich forderte sie auf, ihre Worte zu erklären.

„Was hast du getan?", fragte ich mit einer Spur von Zorn. Sie begann zu erzählen, aber ihre Worte wurden von einem undeutlichen Murmeln verschluckt. „Was hat er gemacht?", drängte ich mit mehr Nachdruck. „Adora, du darfst nicht wütend sein", flehte sie an, Tränen in den Augen. Ihre Geschichte entfaltete sich vor mir wie ein düsteres Gemälde, von Intrigen durchzogen und von Gefahren bedroht.

Moglie MafiosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt