Kapitel 20

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Natürlich beantwortete Diego meine Frage nicht. Das wunderte mich nicht. Trotzdem war ich erleichtert, dass unser Tanz nun endlich zu Ende war. Ich setzte mich an den großen Tisch neben Fer, der extra in der Mitte des Raums platziert wurde. Ich unterhielt mich mit Fernanda; sie war so aufgeregt, dass Leano hier war. Natürlich ergab sich noch keine Gelegenheit, dass die beiden reden konnten. Sie sollten es auch nicht probieren. Als ich mich im Raum umsah, erkannte ich Adriano, der nur ein paar Plätze weit weg saß. Uns trennten höchstwahrscheinlich nicht einmal 4 Meter. Er war mir so nah, und am liebsten wäre mir, dass er mir noch näher wäre. Wie glücklich es mich jetzt machen würde, wenn ich in seinem Arm liegen würde.

In Adrianos Blick ließ sich etwas Verletzliches erkennen. „Meine Liebe Candela", sagte meine Abuelita und kam auf mich zu. „Wie geht es dir?" fragte sie bedrückt. Sie wusste es; ihr konnte ich nichts vorspielen. „Gut", erwiderte ich und lächelte liebevoll. „Spiel mir nichts vor, Candela", sagte sie ernst. Ich nickte.

Adriano

Nur wenige Meter war sie von mir entfernt. Wie gerne würde ich sie jetzt einfach in den Arm nehmen. Verdammt, dazu sah sie heute auch noch so gut aus.

Habe ich sie verloren oder nicht? Diese Frage spielte sich schon die ganze Zeit seit ihrem Weggang in meinem Kopf ab. Gekonnt versuchte ich, meine eigenen Gefühle zu verbergen. Das gelang mir jedoch nicht so gut. Die Wut, die ich spürte, als ich Diego sah, konnte ich in keinster Weise verstecken.

Ein letzter Blick sollte es in ihre Richtung werden, doch dann sah ich den Schmerz in ihren Augen. Wenn sie wirklich so glücklich mit Diego wäre, würde sie dann so schauen? Nein, würde sie nicht. Also musste es etwas anderes sein. Und was es war, ist nun mal ganz einfach: Sie wird gezwungen, ihn zu heiraten. Deswegen hat sie nichts zu mir gesagt. Sie wusste nichts oder vielleicht doch, aber niemals hätte sie ihn einfach freiwillig geheiratet.

Nun wurde mir alles klarer. Ihr Verhalten und alles andere waren eine Täuschung. In ihrem Blick konnte ich immer noch die Wahrheit erkennen. Sie will mich noch und nicht ihn. Irgendwie muss ich versuchen, sie hier herauszuholen. Ich muss doch etwas dagegen tun, damit sie nicht weiterhin hier eingesperrt ist. Um uns herum versammelten sich alle und gingen etwas essen. Jedoch hatte ich für nichts Augen, außer für sie. Am liebsten würde ich sie mir einfach nehmen und hier herausrennen.

Das Verlangen, Diego aus dem Weg zu räumen, wenn er sich neben sie setzt und den Arm um sie legt, wird immer größer. Er soll es nicht noch einmal wagen, sie anzufassen. Ich weiß nicht, wie lange ich es aushalte, mich zurückzuhalten, jedoch glaube ich nicht, dass es lange sein wird. Wie gerne ich ihm jetzt ein Loch in den Kopf schießen würde. Doch an einem Ort, wo viele Mafiosi sind, sollte ich das wahrscheinlich unterlassen. Zudem wäre mein Vater extrem wütend. Sollte ich einen Schuss loslassen, würde es höchstwahrscheinlich dazu führen, dass ein Krieg ausbricht, und das will niemand.

Der verletzliche Ausdruck in Adoras Gesicht verschwand keineswegs. Ich konnte die Last, die sie wegen all dem hier spürte, förmlich spüren. Das Bedürfnis, zu ihr zu eilen, sie mir zu nehmen und zu verschwinden, ist groß. Jedoch würde das zu viel Aufmerksamkeit bedeuten.

Noch nie zuvor hatte ich mitbekommen, dass sie jemand Candela nennt. Der Name passt perfekt zu ihr, der Feurigen. Wie für sie gemacht. Sofort bildete sich ein Lächeln in meinem Gesicht, und als ich zu Adora blinkte, sah ich, dass sie etwas entspannter aussah. Um sie zu beruhigen, lächelte ich sie verlegen an. Sie schaute weg und konzentrierte sich weiter auf das Schauspiel.

Wie sehr ich sie eigentlich vermisste, merke ich jetzt noch einmal richtig. Wie gerne würde ich den Moment nutzen, um zu ihr zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Verdammt, warum habe ich sie gehen lassen? Warum war ich so schroff zu ihr?

Moglie MafiosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt