Kapitel 19

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Mittlerweile ist es soweit, und heute ist meine Verlobungsfeier. Schon früh am Morgen weckte mich Lorena.

Mein Vater erwartete mich; seine Erwartungen an mich sind, dass ich mich benehme und vortäusche, als wäre ich noch nie so verliebt gewesen wie in Diego. Er betonte, dass niemand an der Liebe zwischen Diego und mir zweifeln sollte. Sollte jemand ahnen, dass alles nur gespielt ist, würde er mir das Leben zur Hölle machen. Diese herzlosen Worte meines Vaters waren zwar mittlerweile gewohnt, überraschen mich jedoch immer wieder, wie er mit seiner Tochter spricht.

Meine Mutter ist total aufgeregt und freut sich, doch ich kann ihre Freude einfach nicht erwidern. Sie versucht, alles so zu gestalten, dass es für mich ein Traum wird. Überall hängen meine Lieblingsblumen, und sie hat die schönste, teuerste Dekoration arrangiert. Sie versucht wenigstens, dass ich ein wenig glücklich bin und alles verkrafte.

Ich frage mich immer wieder, warum meine Mutter diesen Mann, meinen Vater, heiraten konnte. Was hat sie an ihm gefunden? Hat sie das freiwillig getan, oder wurde sie doch zu dieser Hochzeit gezwungen?

"Schatz", rief meine Mutter, als ich mich in meinem Schlafzimmer befand. Ich war gerade duschen und hatte vor, mich in mein kuscheliges, teures Satinbett zu legen. Doch wie immer wurde ich gestört. "Ja", schrie ich zurück. "Kommst du bitte runter?", bat sie mich.

Also entschied ich mich, obwohl ich keine andere Möglichkeit hatte, einfach runterzugehen. Unten angekommen hatte meine Mutter zwei verschiedene riesige Blumensträuße dabei. "Welchen findest du besser?", fragte sie mich. Ich hatte keine Ahnung, und ehrlich gesagt war es mir egal. Ich verstehe sowieso nicht, warum man wegen einer Verlobung so ein großes Aufhebens macht. Auf was muss ich mich dann bitte gefasst machen, wenn es wirklich zur Hochzeit kommt?

"Madre, es ist mir egal", sagte ich. "Schatz, bitte versuche dich wenigstens ein wenig zu freuen." "Madre, wie soll ich mich denn bitte freuen, wenn ich bald einen wildfremden Mann heiraten soll, den ich nicht einmal kenne?"

In den Augen meiner Mutter bildeten sich Tränen. "Es tut mir so leid, dass ich nichts machen kann", sagte sie traurig.

"Stellt euch nicht so an", sagte mein Vater sauer und trampelte wütend ins Wohnzimmer. "Adora, benimm dich heute", sagte er noch einmal ernst und verschwand dann in seinem Büro.

"Miss Delano", fing einer von Padres Sicherheitsleuten an, meine Mutter anzusprechen. "Der Stylist ist da." Meine Mutter fing sofort wieder an zu strahlen, dann klatschte sie in die Hände.

Die Stylistin betrat das Zimmer mit einem Lächeln, umgeben von Düften und Utensilien. Sie entwarf kunstvolle Frisuren und zauberte ein makelloses Make-up. Zwischen Lockenwicklern und Pinseln vergaß ich kurz meine Sorgen. Meine Mutter war begeistert, während ich mich widerwillig dem Verwandlungsprozess hingab. Die Stylistin verlieh meinem Äußeren Glanz und Eleganz, als ob sie die Unsicherheiten der kommenden Verlobungsfeier einfach wegbürsten könnte. Trotz des äußerlichen Aufwands fühlte sich alles weiterhin wie ein Theater an, doch in diesem Moment versuchte ich, zumindest äußerlich in die festliche Atmosphäre einzutauchen.

Die Stunden des Sitzens und Anprobierens erstreckten sich endlose . Das aufwendige Kleid, ein schimmerndes Meisterwerk, wurde um mich drapiert, und die Erschöpfung fraß sich durch meinen Körper. Bereits seit drei quälend langen Stunden saß ich hier, damit ich bei der anstehenden Verlobungsfeier das perfekte Bild abgebe und den Erwartungen meiner Familie entsprechen.

Die Last der Inszenierung und die Frage nach dem Sinn dieses aufwendigen Spektakels lasteten schwer auf meinen Schultern.

Das goldene Glitzerkleid, ein Kunstwerk aus Pailletten und glitzernden Applikationen, legte sich endlich um meinen Körper. Der Stoff schimmerte im Licht, als ich mich im Spiegel betrachtete. Ein seltsames Gefühl durchströmte mich – ein Zwiespalt zwischen der äußeren Pracht des Kleides und meinen inneren Zweifeln.

Moglie MafiosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt