Songempfehlung: Lukas Graham - 7 Years
Du hast dich so sehr mit dem Tod abgefunden, dass du Angst vor dem Leben hast.
Leben.
Was bedeutete Leben?In der Philosophie hatte das Leben mehrere Bedeutungen, sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht. Bei ersterem ging es um die Zeit und die Dauer unserer Existenz. Zweiteres handelte von der qualitativen Dimension unseres Daseins. Von der Tiefe unseres Bewusstseins.
Wenn man jedoch rein auf wissenschaftlicher Eben nach einer Definition des Lebens suchte, so fand man seine Antwort in den biologischen Funktionen des Menschen.
Dann gab es da noch die Religion, wobei viele Menschen der Ansicht waren, dass die Religion nur eine Vorbereitung auf den Tod war. Dass es ein Weiterleben nach dem Tod gab und die Seele unsterblich sei - die Ewigkeit.
Aber was, wenn man die Philosophie des Lebens aus Sicht der Stoiker genauer betrachtete?
Laut dem Stoizismus sollten Denken, Reden und Handeln in Einklang gebracht werden. Kernstück ihrer Lehre war die Bewältigung von Lebensaufgaben um absoluten Seelenfrieden zu erreichen. Dies konnte einem aber nur gelingen durch Leidenschaftslosigkeit, wenn man in allen Lebenslagen ruhig blieb und sich weder von Freude oder Schmerz leiten ließ, sondern indem man dem Schicksal bejahend entgegenblickte. Im Stoizismus sah man einen Sinn im Leben, ein Ziel, weshalb man sich den Höhen und Tiefen des Lebens mit einem gewissen Optimismus zuwenden sollte - oder wie man heute sagen würde, dem positiven Denken.
Meine Gedanken wanderten zu einem Ort vor zwei Jahren, als ich in Dr. Heycks Büro gesessen und meine Todesnachricht erhalten hatte. Zu dem Zeitpunkt wollte ich nichts mehr, als die Zeit zu genießen, die mir noch blieb. Ich hatte Frieden mit meinem Tod schließen wollen. Ich hatte es als meine zentrale Aufgabe gesehen, ihn zu akzeptieren, ihn leidenschaftslos hinzunehmen - ganz so, wie es der Stoizismus besagte.
Aber was, wenn mein Seelenfrieden gar nicht damit zusammenhing, meinen Tod anzunehmen?
Was, wenn ich völlig falsch lag?
Wenn ich mich in meinen Emotionen verloren hatte?
In meiner Wut. Meiner Trauer. Meinem Leid.
Was, wenn ich im Grunde genommen aufgegeben hatte?
Was, wenn mein kaputtes Herz nur eine Lebensaufgabe war, der ich mich stellen musste?
Wenn meine eigentliche Bestimmung darin lag, zu kämpfen? Um eine zweite Chance im Leben zu erhalten?Der Gedanke machte mir Angst.
Er erschütterte meine Welt, wie ich sie kannte.»Du tust mir leid. Du rennst vor deinen Problemen davon, weil du Angst hast. Angst vor Nähe, Angst vor Intimität und Angst vor Hoffnung. Du hast dich so sehr mit dem Tod abgefunden, dass du Angst vor dem Leben hast. Und deshalb sperrst du alle Menschen, die dich lieben, aus deinem Leben aus. Das ist nicht nur unendlich traurig, sondern auch absolut feige.«
Julians Worte spukten unaufhörlich in meinem Kopf herum. Auf Dauerschleife. Als würde man sich immer und immer wieder dasselbe Lied anhören. Nur war dieses Lied alles andere als schön, denn die Melodie und der Inhalt waren furchteinflößend.
Ich konnte seine Worte nicht vergessen. Nicht, als ich mich von ihm löste. Nicht, als ich ohne ein Wort nach draußen ging und auch dann nicht, als ich das Fakultätsgebäude verließ und in die kalte Januarluft trat. Sogar als ich den Weg zur Common Dining Hall antrat, konnte ich sie nicht vergessen. Als hätte Julian sie mit einem Eisenstab in mein Gehirn gebrannt.
Ich ließ meinen Blick über den Campus wandern und doch nahm ich kaum etwas von meiner Umgebung wahr. Weder die Studenten, die an mir vorbeiliefen, noch die grauen dicken Wolken am Himmel und auch nicht der Schnee, der unter meinen Füßen laut knirschte.
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His Heart
RomanceDer zweite Band der Hearts-Reihe! Nachdem Laney Taylor dem Tod ein weiteres Mal nur knapp entkommen ist, erscheint ihr Leben grau und trostlos. Sie weiß mit der kurzen Zeit, die ihr noch bleibt, nichts so richtig anzufangen. Denn der Verrat des einz...