Kapitel 8

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Songempfehlung: Bad Omens - Never Know (Danke Juli für dieses Lied, es läuft bei mir nun auf Dauerschleife haha!)

Als das Training schließlich ein Ende fand, erhoben Reya, Yuki und ich uns von der Tribüne, um die Sporthalle zu verlassen.

Yuki schien es gar nicht schnell genug zu gehen, sich endlich aus der Halle stehlen zu können. Das war wohl der Tatsache geschuldet, dass sie vergeblich versuchte einem Gespräch mit dem attraktiven asiatischen Jungen zu entkommen, der gerade auf sie zuhielt. Leider kam sie nicht weit, denn diese Rechnung hatte sie ohne Ren Rochana gemacht. So einfach würde er sie wohl nicht vom Haken lassen.

»Kleine Spinne!«, erklang es hinter uns, noch bevor wir überhaupt die Tür erreichten. Yuki vor mir versteinerte, als hätte sie einen Besen verschluckt. Mitten auf dem Weg blieb sie stehen.

Ich drehte mich um und entdeckte Ren, der zielstrebig und mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen auf uns zukam.

Ich hatte das Gefühl, dass etwas an seinem Gesicht anders wirkte. Dann erst fiel mir auf, dass er seine Piercings abgenommen hatte. Sicher durfte er - logischerweise - während dem Kampf keinen Schmuck tragen. Es war überraschend, wie viel ein bisschen Metall doch ausmachte. Das Fehlen der Accessoires verlieh ihm beinahe schon etwas Sanftmütiges, wäre da nicht die schwarze Tinte, die seinen gesamten Körper zierte. Arme, Brust, Bauch, ja sogar seinen Hals. Ren Rochana wirkte durch und durch gefährlich. Nicht die Art gefährlich, die man mit Kriminellen in Verbindung brachte, sondern auf die Art gefährlich, die einen das Herz kosten konnte.

Wie auch Julian, trug er lediglich eine kurze Shorts, die ihm locker auf den Hüften saß. Sein Körper war absolut makellos, hochgewachsen und mit anbetungswürdigen, klar definierten Muskeln versehen. Yuki musste sogar den Kopf in den Nacken legen, um ihm ins Gesicht zu schauen. Ich bewunderte sie dafür, dass sie sich von seinem überaus guten Aussehen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Stattdessen behielt sie einen verkniffenen Gesichtsausdruck bei. Einen Gesichtsausdruck, der teilnahmslos wirken sollte, fast schon gelangweilt und um ein Haar wäre es ihr gelungen, sogar mich zu überzeugen. Doch da war dieses Funkeln in ihren Augen. Ein Funkeln, welches verriet, dass Rens Auftreten doch nicht nicht so ganz spurlos an ihr vorbei ging.

Yuki zeigte kaum jemandem ihre Gefühle. Sie war verschlossen und distanziert. Ihre Schutzmauern zu überwinden war, als versuchte man eine zehn Meter dicke Betonwand zu durchbrechen. Doch in den letzten Monaten war das Unmögliche möglich geworden. Yuki hatte sich uns mehr und mehr geöffnet. Sie blühte auf, wie eine zarte Blume, die nach einer langen Durststrecke endlich Zuwendung fand. Und dieses Zuwendung trug den Namen unserer Freundschaft. Zwar war es noch immer kein Kinderspiel, Yuki zu lesen, doch langsam aber sicher begann ich sie besser zu verstehen.

Reya und ich erhielten zur Begrüßung ein kurzes, freundliches Nicken von Ren, ehe er sich wieder seiner eigentlichen Beute widmete - und Beute war genau das richtige Wort, denn Ren sah Yuki an, als würde er sie am liebsten an Ort und Stelle verschlingen. Noch immer fiel es mir schwer, Rens Absichten richtig zu deuten. Glaubte man dem Klatsch und Tratsch anderer Studenten, so war er ein klassischer Womanizer und Bad Boy, wie er im Buche stand. Doch die Art und Weise, wie hartnäckig er nun schon seit Wochen an Yukis Fersen klebte, ließ mich bezweifeln, dass seine Absichten nur primitiver Natur entsprangen. Natürlich konnte dies auch eine Masche sein, um aus Yuki eine weitere Kerbe an seinem Bettpfosten zu machen. Aber wer waren wir, andere vorschnell zu verurteilen? Sollten wir uns nicht unser eigenes Bild machen? Das Wichtigste jedenfalls war, dass es Yuki gut ging. Dass sie glücklich war. Und wer weiß, vielleicht wäre Ren ja der Auserwählte, der die Macht besaß, Yuki glücklich zu machen?

»Wolltest du dich etwa aus dem Staub machen, ohne mich richtig zu begrüßen?«, das Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter, als er vor Yuki zum Stehen kam. Zur Begrüßung stupste er mit dem Zeigefinger ihre Nase an. Sofort drehte Yuki den Kopf weg, aber ihre erröteten Wangen bewiesen, dass seine Berührung sie alles andere als kalt ließ. Yukis Reaktion entlockte Ren ein noch breiteres Grinsen. Oh, dieser Mistkerl wusste haargenau, was er da tat!

His HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt