Kapitel 4

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Songempfehlung: Bring me the Horizon - Mother Tongue

Das Glitzern meines Oberteils erinnerte mich mehr an Edward Cullens nackte Haut, statt an ein silberfarbenes Hängerchen. Es sah ganz nett aus, aber die wulstige Narbe, die wieder einmal aus dem tief ausgeschnittenen Dekolleté hervor spitzelte, bedeckte es nicht. Immerhin passte es ganz gut zu meiner blauen Lieblingsjeans, die ich zur Silvesterparty trug. Eine Silvesterparty, auf die ich meine Freundinnen begleitete und auf die ich herzlich wenig Lust hatte.

Seit zwei Tagen war ich wieder zurück am Campus.

Joshs Worte, ich solle meinen Traum verfolgen, hatten sich in mein Gehirn gebrannt und mich die ganze Woche nach Weihnachten verfolgt. So lange bis ich mich schließlich dafür entschied, mein Studium fortzuführen. Denn im Grunde genommen behielt Josh recht. Yale war schon immer mein größter Traum gewesen. Wieso sollte ich ihn nun, da er sich vor meiner Nase befand, nicht ergreifen? Ihn nicht weiterleben? Insgeheim war meine Entscheidung ohnehin schon gefallen gewesen, sonst hätte ich mir nicht die Mühe gemacht, alle Prüfungsnachweise nachzuholen.

Noah und Luan hatten uns eingeladen, sie zu einer der angesagtesten Feten zu begleiten, die von der DEKE Studentenverbindung veranstaltet wurde, eine der berühmtesten Studentenverbindungen Yales. Da Caya, Reya und Charlotte regelrecht darauf brannten, eine waschechte Verbindungsparty zu besuchen, waren Yuki und ich somit überstimmt. Ich hätte lieber einen gemütlichen Abend im Wohnheim verbracht. Doch das glich am Silvesterabend einem Ding der Unmöglichkeit. Auf dem Campus und auf den Straßen wuselte es nur so von partyfanatischen Studenten, die loszogen, um aus diesem Abend eine unvergessliche Nacht zu machen. Mein Blick wanderte auf dem Spiegel zu Yuki, die hinter mir im Wohnbereich auf einem Sessel saß. Immerhin war ich mit meiner miesen Laune nicht alleine.

Seit Luan Yuki vor zwei Monaten im Club hatte stehen lassen, war ihre Freundschaft etwas unterkühlt. Und das obwohl es im Grunde genommen keine Ausnahme darstellte, dass Luan Yuki immer und immer wieder enttäuschte. Doch irgendetwas hatte sich verändert zwischen ihnen an diesem Abend. Es war, als würde Yuki sich langsam bewusst werden, dass es verlorene Liebesmüh war, auf Luans Liebe zu warten. Als würde sie allmählich aus einem Traum erwachen und beginnen, ihr Leben zu leben.

Ob das wohl an ihrem bevorstehenden Date mit Ren nächste Woche lag?

Auch wenn dieses Date im Grunde genommen nur einer Wette entsprungen war, so setzte ich große Hoffnungen auf Ren. Nachdem Caya nun schon seit zwei Monaten an einem gebrochenen Herzen litt wegen Noah und auch ich noch an der Trennung von Julian zu knabbern hatte - sofern man es überhaupt als solche betiteln konnte -, sollte doch wenigstens Yuki ein bisschen Glück vergönnt sein.

»Du siehst aus wie ein leckerer Happen, in den ich gerne reinbeißen würde«, Caya wackelte mit den Brauen, während sie über meine Schulter hinweg mein Spiegelbild begutachtete.

Skeptisch hob ich eine Braue.

»Ich finde ich sehe eher aus wie eine billige Wish Version von Edward Cullen.«

Reya, die hinter mir auf dem Sofa lag und uns beobachtete, prustete los. Auch Charlotte kicherte leise, die vorm Sofa auf dem Boden saß. Konzentriert starrte sie auf einen kleinen Handspiegel und zog sich einen Eyelinerstrich.

Yuki hingegen hatte es sich mit ihrem Laptop auf dem Schoß in einem Sessel gemütlich gemacht. Ihr braunschwarzes Haar war hochgesteckt und betonte den Pony, den sie sich vor Kurzem hatte schneiden lassen. Konzentriert waren ihre Augen auf den Bildschirm gerichtet.

»Yuki, was meinst du zu Laneys Outfit?«, verlangte Caya nun auch Yukis Meinung. Doch sie nahm gar keine Notiz von uns. Stattdessen wanderten ihre dunklen Augen von rechts nach links und wieder von links nach rechts, als schien sie sich irgendetwas Hochinteressantes zu Gemüte zu führen.

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