Kapitel 12

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Songempfehlung: Bring Me The Horizon - Follow you

Benommen taumelte ich zurück in Richtung des Grand Ballrooms. Meine Gedanken überschlugen sich und ich konnte nicht fassen, was soeben geschehen war. Was Daphne sich erlaubt hatte. Noch immer schwebten ihre Worte über meinem Kopf, wie eine dunkle Gewitterwolke.

Mit mir hat er wenigstens eine Zukunft! Ich werde schließlich nicht vor seinen Augen wegsterben.

Du hast ihn nicht verdient! Du bist nur eine kleine dreckige Studentin, die er gefickt hat, um über mich hinwegzukommen!

Mir war klar, dass Daphne all diese schrecklichen Dinge nur gesagt hatte, um mich zu verletzen. Wäre dem nicht so, hätte sie nicht derart überzogen reagiert. Ich war mehr für Julian, als nur eine Ablenkung. Das hatte er mir zu genüge bewiesen. Himmel, er hatte mir sogar an Weihnachten, vor der Haustür meiner Eltern, offenbart, in mich verliebt zu sein, wohingegen ich ihn einfach hatte stehen lassen.

Nach all dem Schmerz, den Daphne und Misha ihn hatten durchleben lassen, war es sicher nicht einfach für ihn, sich wieder jemandem zu öffnen. Sich auf jemanden einzulassen. Gefühle zuzulassen. Und doch kämpfte er um mich. Unerbittlich. Verteidigte mich sogar vor seiner Exfrau, mit der er ein ganzes Jahrzehnt seines Lebens verbracht hatte.

Nein, ich war definitiv keine Ablenkung...

Und doch konnte ich nichts ausrichten gegen die Saat des Zweifels, die Daphnes bissige Anspielung in mir gesät hatte. Gott, ich verabscheute diese Frau. Dass von nun an böses Blut zwischen uns floss, war so sicher wie das Amen in der Kirche!

Niemals hatte ich gedacht, dass dieser Abend derart aus dem Ruder laufen würde und ich konnte noch von Glück reden, dass meine Beziehung zu Julian der Öffentlichkeit - außer Misha und Daphne natürlich - verborgen geblieben war.

Ich kam gerade an der Garderobe vorbei, als ich Jesse entdeckte. Er kam mit unheilvollem Gesicht aus dem Treppenhaus gestürmt. Seine Lippen waren zu einem festen Strich zusammengepresst und eine tiefe Furche zierte die Stelle zwischen seinen Brauen. Er war Reya vorhin aus dem Ballsaal gefolgt. Ob die beiden einen Streit gehabt hatten?

Jesse wirkte verärgert. Wütend. Zurückgewiesen?

»Jesse, hey, hast du Reya gesehen? Ich finde sie nirgendw...«, Jesse ignorierte mich, rempelte mich sogar im Vorbeigehen an der Schulter an und hastete davon in Richtung Ballsaal.

»He! Gehts noch?«, echauffierte ich mich und stolperte einen Schritt zur Seite, erlangte mein Gleichgewichtssinn jedoch sofort wieder. Völlig verdutzt starrte ich ihm hinterher. Welche Laus war ihm denn über die Leber gelaufen? Nur weil Reya ihm womöglich einen Korb gegeben hatte, brauchte er sich nicht so aufzuführen!

Wütend knirschte ich mit den Zähnen. Offenbar war ich heute Abend die Verkörperung eines Punchingballs, an dem jeder seine Launen abließ.

Reizend.

Kopfschüttelnd wandte ich mich ab, griff nach meinem Smartphone und beschloss, Reya anzurufen. Langsam aber sicher machte ich mir wirklich Sorgen um sie. Sie war bereits viel zu lange verschwunden, um mal eben schnell für kleine Prinzessinnen zu gehen. Natürlich wusste ich mittlerweile, dass das nur ein Vorwand gewesen war, um sich mit Jesse zu treffen. Vor allem nach Jesses Auftritt eben. Ich war schließlich nicht von gestern. Doch mich überkam das ungute Gefühl, dass irgendetwas Unschönes zwischen den beiden vorgefallen war.

Da ich mir nicht mehr weiter zu helfen wusste, zückte ich mein iPhone und wählte Reyas Nummer. Vielleicht hatte ich auf diese Weise ja mehr Glück. Ich lief ein paar Schritte durch den Hotelflur in Richtung der Aufzüge und entfernte mich von der Geräuschkulisse des Balls, für den Fall, dass sie abnahm, um sie besser verstehen zu können. Das Freizeichen erklang.

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