Kapitel 9

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Songempfehlung: Britt Lari - Wild

»Heute Nacht werde ich Sex haben!«, Reya sprach die Worte so mir nichts dir nichts aus, als wären sie etwas ganz Alltägliches - und für manche Menschen waren sie das womöglich auch. Doch wer Reya kannte, der wusste, dass ihre bisherigen Erfahrungen in der Liebe alles andere als rosig waren. Sie bestanden nicht aus Blümchen, Küsschen und verliebten Blicken, sondern sie hatten ihrem Glauben an die große Liebe einen gewaltigen Dämpfer verpasst. Nichtsdestotrotz war Reya bereit, der Liebe eine zweite Chance zu geben.

Man könnte sogar meinen, dass sie sich nichts aus diesen unschönen Erfahrungen machte. Dass sie darüber stand, schließlich war sie ein Mensch, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzte. Ja, Reya war vieles. Sie war mutig, vorlaut und unerschrocken, jemand, der weder Tod noch Teufel fürchtete. Aber es gab da auch eine Seite an ihr, die sie kaum jemandem offenbarte. Eine Seite, die sehr viel verletzlicher und sensibler war, als sie andere glauben ließ. Ihre ersten Erfahrungen mit dem Thema hatten kein schönes Ende genommen und seither verschloss sie sich davor.

Bis jetzt.

Denn das sollte sich heute Abend ändern. Am First Year Prom, den sie gemeinsam mit Jesse, besagtem Typen, den sie vor einem Monat auf der Silvesterparty kennengelernt hatte, besuchen wollte.

Für gewöhnlich war es eine ungeschriebene Tradition in Yale, dass sich Mitbewohner gegenseitige Dates organisierten. Da allerdings klar war, dass Charlotte sich in Begleitung ihres Verlobten befinden würde und Reya Jesse erst vor Ort antraf, hatten die beiden auf diese Gepflogenheit verzichtet. Selbst Caya, die normalerweise für jeden Spaß zu haben war, boykottierte unsere Einmischung. Sie wollte mit Noah hingehen.

Lediglich Yuki und ich hatten keine Verabredungen.

Nun ja. Wobei das nicht so ganz der Wahrheit entsprach, denn Caya und ich hatten für Yuki ein Blind Date organisiert. Mit Ren. Allerdings wusste Yuki, im Gegensatz zu Ren, noch nichts von ihrem Glück. Ren war natürlich hellauf begeistert von der Idee, den Abend mit Yuki verbringen zu können. Sie dagegen würde es erst herausfinden, nachdem sie eine Art Schnitzeljagd mit mehreren Hinweisen hinter sich gebracht hätte, die sie schlussendlich zu ihm führten. Obwohl wir uns im Klaren darüber waren, dass Yuki sich mit großer Wahrscheinlichkeit tierisch darüber aufregen würde, konnten wir nicht widerstehen. Womöglich war es unsere Art, uns an ihr zu rächen, weil sie kein Sterbenswörtchen über ihr vergangenes Date mit Ren verlor. Egal wie viel und wie oft wir nachbohrten, sie hüllte sich in exzessives Schweigen und verzog dabei nicht mal eine Miene.

»Du willst dein zweites erstes Mal wirklich mit diesem Langweiler verbringen?«, Caya warf Reya einen zweifelhaften Blick durch den Spiegel zu, an dem sie sich gerade die Wimpern tuschte.

»Jesse ist kein Langweiler!«, protestierte Reya empört und schenkte Caya einen boshaften Blick. »Er ist niedlich, nett und blond. Alles was ein Mann braucht, um attraktiv zu sein.«

»Oh bitte!«, Caya schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Erstens gibt es auch andere niedliche Typen, die nicht einer absoluten Modesünde verfallen sind. Ich meine... Tennissocken unter Adiletten? Ernsthaft? Leben wir in Deutschland?«, Caya rümpfte angeekelt die Nase. »Zweitens: Du hast ihn als nett beschrieben und nett ist bekanntlich die kleine Schwester von Scheiße. Und Drittens«, Caya reckte den dritten Finger in die Höhe, holte zu ihrem finalen Gegenschlag aus und machte Reyas Argumenten den Garaus. »Gibt es wenig blonde Typen, die wirklich heiß sind. Und Jesse McAllen gehört definitiv nicht zu dieser Kategorie.«

»Du bist absolut erbarmungslos, weißt du das?«, Reya stemmte beleidigt die Hände in die Hüfte und starrte Caya wütend an.

Caya zuckte nur lässig mit den Schultern.

His HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt