Kapitel 10

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Songempfehlung: Doja Cat - Agora Hills

Nach dem Essen, das aus einem Fünf-Gänge Menü bestand, wurde die Tanzfläche für eröffnet erklärt. Es gab ein DJ Mischpult am Ende des Raumes, vor dem ein großer, freier Platz als Tanzfläche fungierte. Stroboskopbeleuchtung fegte über die Menschenmasse hinweg und Nebelmaschinen sorgten für mystische Stimmung. Musik erfüllte den Raum, ließ Wände und Boden vibrieren und hüllte die Partygäste in die Melodien aktueller Songs. Der schwere Duft von Parfüm und Schweiß hing in der Luft, gemischt mit einer kleinen Note Alkohol, was streng genommen als untersagt galt. Schließlich waren viele Studenten vor Ort noch unter einundzwanzig und somit nicht berechtigt, Alkohol zu konsumieren. Dies schien jedoch keine Menschenseele die Bohne zu interessieren. Obwohl Yale dafür bekannt war, besonders drastisch mit Verstößen dieser Art umzugehen, nahm niemand Notiz davon - oder aber jegliche Dozenten und Professoren sahen heute ausnahmsweise großzügig darüber hinweg.

Die Studenten bewegten sich rhythmisch zum Beat der Musik, tanzten oder grölten die Lyrics bekannter Lieder mit. Die Stimmung war ausgelassen und euphorisch. Der Ball war wirklich unglaublich schön und erinnerte mich ein kleines bisschen an meinen Abschlussball der High School, obgleich der Senior Prom nicht annähernd so spektakulär war, wie die Bälle, die von der Yale University veranstaltet wurden. Alleine die Location des Omni Hotels überbot die Halle, die wir für unseren High School Ball gemietet hatten, bei Weitem.

Mit fortschreitender Stunde mischte sich auch hier und da mal ein älteres Lieder unter die Playlist. Der DJ schien ein großes Repertoire an Musikrichtungen zu besitzen und spielte eine bunte Mischung sämtlicher Partyhits der Achtziger, Zweitausender und der aktuellen Charts, sodass der Geschmack eines jeden berücksichtigt wurde. Selbst das Lehrpersonal ließ sich dazu hinreißen, bei einigen Songs das Tanzbein zu schwingen und als Girls just want to have Fun von Cyndi Lauper erklang, schoss Caya wie von der Tarantel gestochen vom Tisch hoch.

»Wir sollten tanzen gehen!«, schlug sie vor und noch ehe ich reagieren konnte, griff sie nach meinem Arm.

»Caya, ihr könnt gerne gehen, aber ich bleibe lieber hier. Ich besitze die Ausdauer einer Alltagsfliege, schon vergessen?«, protestierte ich, da ich herzlich wenig Lust verspürte, mit Caya und Noah oder Charlotte und Lenny Sandwich zu spielen.

»Ich akzeptiere kein Nein, komm schon, hoch mit dir«, sie zerrte an meinem Arm und mit einem resignierten Seufzen ergab ich mich meinem Schicksal. Es war ein nahezu unmögliches Unterfangen, Caya etwas auszuschlagen.

Widerwillig ließ ich mich von ihr zur Tanzfläche führen. Dicht gefolgt von Noah, Charlotte und Lenny. Wir begannen zu tanzen und rhythmisch bewegte ich mich zum Takt der Musik, wenngleich mir bewusst war, dass ich wegen meiner Gesundheit nicht mehr als zwei oder drei Songs schaffen würde. Sofort fühlte ich einen inneren Rausch, der seine Fühler nach mir ausstreckte und den ich immer nur beim Tanzen verspürte. Ich liebte Tanzen - und ich konnte es auch ziemlich gut, was wohl daran lag, dass ich früher lange Zeit einen Tanzkurs für Contemporary Tanz besucht hatte - bevor meine Erkrankung es mir nicht mehr erlaubte. Obwohl man meinen könnte, dass meine Bewegungen nun steif und ungelenk sein mussten, da ich so gut wie keinen Sport mehr trieb, fühlte es sich völlig natürlich an, mich zum Beat zu bewegen. Die Moves waren mir in Fleisch und Blut übergegangen. Es war wie Fahrrad fahren. Man verlernte es nie.

Ich schielte zu Caya und Noah, die sich alle Mühe gaben, nicht zu verliebt zu wirken. Ich rechnete es meinen Freunden hoch an, dass sie mit vollem Einsatz versuchten, mir nicht das Gefühl zu vermitteln, das fünfte Rad am Wagen zu sein.

Aber ich fühlte mich trotzdem Fehl am Platz unter all den Pärchen. Als das nächste Lied anstimmte, Agora Hills von Doja Cat, und Caya und Noah kaum noch die Finger voneinander lassen konnten, erwog ich tatsächlich, einfach zurück zum Platz zu gehen. Doch meine Rettung sollte sogleich kommen. In Form von Reya.

His HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt