Kapitel 71

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--- Yuki ---

Es war so lange her. Fast eine vergessene Erinnerung und doch stand sie wieder am Rande des Waldes. Ein Wald in dem kein Flöckchen Schnee lag, obwohl sich vor ihr eine Landschaft aus Schnee erstreckte. Eine Schneelandschaft in der ein weißer Wolf zu warten schien. Er hatte den Kopf auf die Beine abgelegt und schien zu schlafen, doch er spürte ihren Blick. Hob den Kopf. Musterte sie. Vorsichtig lief sie vorwärts. Der Wolf war hier um sie zu beschützen. Sie wollte sein Fell fühlen und die Nähe spüren. Die Sicherheit finden, doch dann erreichte sie die Grenze zwischen Schnee und Waldgebiet und erkannte, das eine Barriere sie davon abhielt in den Schnee zu gehen. Das Knirschen ihrer Schritte blieb aus und damit auch ihre Möglichkeit den Wolf zu erreichen. Irgendwo erinnerte sie sich daran. An das Siegel, das sie von nun an von ihrer ganz besonderen Fähigkeit trennte. Sie hob die Hand und legte sie an die Barriere. Fühlte wie fest und undurchdringlich sie war und trotzdem stand der Wolf auf und trabte langsam heran, bis auch er die Barriere erreichte. Für einen Moment hatte Yuki das Gefühl man hatte sie von etwas besonderem getrennt. Von einem Teil, der zu ihr gehörte. „Vertrau ihnen." Erklang die Stimme des Wolfes, während er sie wach musterte. „Wem?" Fragte sie unsicher. „Deinen Freunden. Sie können dir helfen. Sie werden dir helfen. Du kannst ihnen vertrauen." Deine Freunde. Wie immer wusste der Wolf, was ihr Leben betraf. Sie brauchte ihm nicht davon zu erzählen. >Du kannst ihnen vertrauen.< Was war es, das sie Naruto und Sasuke erzählen sollte? Yuki fühlte Traurigkeit. Sie wollte zu dem Teil, den man ihr genommen hatte. Wollte das Fell spüren. „Du fehlst mir." Erkannte sie ehrlich, während der Wolf nicht von seinem Platz wich. „Ich bin noch immer hier und ich werde hier immer sein. Du brauchst keine Angst zu haben. Wenn du mich brauchst, werde ich dich beschützen." Er klang so überzeugt. So entschlossen, während Yuki fühlte, das die Zeit gekommen war. Das das alles war, das sie teilen konnten. Warum konnte sie nicht länger bleiben? Warum zog es sie immer fort? Keine dieser Fragen konnte sie stellen, als sie den Sog fühlte und der Wolf immer ferner wurde, bis er einfach verschwand. Er und die Schneelandschaft nicht mehr waren, als ein vager Traum.

Als Yuki an diesem Morgen erwachte, war die Sonne längst erhoben. Sie war noch schlaftrunken. Hatte so lange geschlafen, das sie für einen Moment verwirrt war. Wo war sie und was hatte sie zuletzt gemacht? Sie richtete sich auf und sah herum, ehe es ihr langsam wieder einfiel. Das Training. Kibas Gestalt, bei der sie sich entschuldigte. Der Wolf. Alles kehrte zu ihr zurück und ihre Hände krallten sich in ihre Decke. Es war, als konnte sie noch immer die Barriere unter ihrer Handfläche fühlen und die Worte des Wolfes hören. >Vertrau ihnen.< War sie soweit? Konnte sie Naruto und Sasuke in die Augen blicken, oder gar Kiba? Noch hatte sie einen Tag. Heute würde sie noch einmal trainieren und der Klasse fern bleiben. Doch es war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Es stand ihr noch immer bevor, wie ein Alptraum, der sie verfolgte. Alles was sie wusste, war, das sie heute nicht ganz so erschöpft war. Die Last ihrer Entscheidungen ein klein wenig leichter auf ihren Schultern lastete. So richtete sie sich auf und schwang sich auf ihre Beine. Ging zum Stuhl und zog ihre Sachen an, ehe ihr Blick in den Spiegel fiel. Ein ruhiges Gesicht blickte ihr entgegen. Äußerlich hatte sie sich nicht verändert, doch innerlich fühlte sie sich wie ein anderer Mensch. Für Augenblicke sah sie hinein, ehe sie sich abwandte und ihre Übungen vollzog. Heute fiel es ihr um einiges leichter. Ihr Körper war nicht mehr so schwer und matt. Zu schlafen hatte ihr gut getan. Mit dieser Erkenntnis verließ sie ihr Zimmer nur um von Geräuschen empfangen zu werden. Jemand werkelte in der Küche herum und als Yuki um die Ecke bog, füllte Kakashi gerade Schälchen mit Reis. Auf dem Tisch standen bereits Schälchen mit Misosuppe für ihr Frühstück. Ein Frühstück, das sie seit der Anbuzeit nicht mehr gegessen hatte. Oft aßen sie einfach nur Brötchen. Zu ihrer Überraschung stand bei ihr noch ein weiterer Teller. Eine Zimtschnecke lag darauf. „Yo." Begrüßte sie Kakashi mit einem Blick über die Schulter und lächelte ihr zu. „Yo." Erwiderte Yuki mit einem Hauch von Verwirrung. Das war bereits der zweite Morgen, den sie nicht allein verbrachte und irgendwie, war sie dankbar dafür. „Setz dich. Es gibt Frühstück, damit wir heute gestärkt trainieren können. Die Zimtschnecke ist ein Geschenk deiner Freunde." Als sie sich setzte, blickte sie verwirrt auf die Süßigkeit hinab. Es war ein Geschenk? „Sie wollen, das es dir bald wieder besser geht. Sie haben es extra vor der Schule vorbeigebracht." Das hatten sie? „Naruto und Sasuke?" Fragte sie, als musste sie es bestätigt wissen und Kakashi nickte. „Genau." Er stellte den Reis vor ihr ab, ehe auch er sich setzte, während ihre Augen noch immer die Schnecke musterten. Sie waren extra vor der Schule gekommen? Für sie? >Vertrau ihnen.< „Kakashi." Sie sah auf und ein Lächeln erwartete sie. „Du willst es ihnen erzählen?" Fragte er wissend und sie nickte. „Du weißt, das du ihnen nicht alles verraten kannst." Wieder nickte sie. Sie wusste es. Hatte ihren Auftrag nicht vergessen und doch. Sie wollte ihnen wenigstens einen Teil davon erzählen. „Ja." „Wähle einen guten Moment." Es war eine Bitte, die sie nicht gebraucht hätte. Sie wusste, das es in die Situation passen musste. Soviel war auch ihr klar. „Aber heute gehen wir erstmal trainieren. Du wirst heute etwas neues lernen." „Etwas neues?" Fragte sie interessiert und Kakashi nickte. „Ja. Lass dich überraschen."


Falling Snow - Einer von Allen || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt