25. Mai 2014
Liebe Florence,
Ich glaube das ist jetzt der 5. Entwurf, aber ich finde einfach nicht die richtigen Worte. Es tut mir so Leid, wie alles gekommen ist, aber ich hoffe du kannst mir verzeihen, dass ich so ein Feigling war und bin. Ich kann mich einfach nicht gegen meine Mutter wehren. Und wer weiß, vielleicht ist das ja auch wirklich nur eine Phase.
Ich denke trotzdem jede Minute an dich. Und vermisse dich ganz schrecklich doll. Und es tut immer wieder so weh, wenn du mich ansiehst.
Ich hoffe, du verstehst, dass es das Beste war, dass ich mich in der Schule von dir weg gesetzt habe.
Ich kann das einfach alles nicht. Es tut mir Leid.
Deine Marie
29. Mai 2014
Liebe Florence,
Ich wünschte, du würdest damit aufhören, den Kontakt zu mir zu suchen. Es tut so weh, dich zu ignorieren. Aber es ist besser so für uns. Was willst du auch eigentlich von mir? Ich passe gar nicht zu dir. Ich enge dich ein. Ich wünschte du würdest mich einfach vergessen.
Es fällt mir jeden Tag schwerer zur Schule zu kommen.
Heute habe ich bei meinen Eltern das erste Mal den Schulwechsel angesprochen. Sie waren überrascht, aber ich glaube meine Mutter hat sich gefreut. Sie recherchiert jetzt, aber es sieht wohl so aus, als würde ich nach den Sommerferien auf eine andere Schule gehen. Vielleicht sogar ein Internat.
Ich wünschte, ich könnte dir das persönlich sagen, aber das kann ich nicht.
Ich bin mir auch immer noch nicht sicher, ob ich es schaffe dir diese beiden Briefe zu schicken.
Ich wünschte du würdest aufhören mir Nachrichten zu schreiben und mich anzurufen. Sowas können wir nicht so klären. Die Briefe kommen mir passender dafür vor. Vielleicht bin ich auch altmodisch.
Ach scheiße, es tut mir Leid, ich hoffe es hört bald auf weh zu tun.
Deine Marie
02. Juni 2014
Liebe Florence,
Heute hast du mich wieder in der Schule angesprochen. Ich hätte dir so gerne gesagt, wie es mir geht. Aber mir bleibt keine Wahl, mich von dir fern zu halten, ist der einzige Weg, dich vor dem Ganzen zu bewahren. Du verdienst so viel mehr als mich!
Die Enttäuschung und Wut auf deinem Gesicht zu sehen, als ich dir gesagt habe, dass ich einfach nichts mehr mit dir zu tun haben möchte, hat so verdammt doll weh getan. Ich hätte dir am Liebsten hinterher gerufen, dass das eine Lüge war. Dass du alles bist, was ich will.
Aber ich habe nachgedacht und ich glaube so kann das nicht weiter gehen.
Die Sehnsucht nach dir bringt mich noch um.
Ich werde diese Briefe nie abschicken und ich bin mir sicher, du wirst über mich hinweg kommen und ein besseres Leben ohne mich führen. Ich werde jetzt einfach versuchen, nicht mehr an dich zu denken und vielleicht kann ich mich dann irgendwann an das zwischen uns erinnern, ohne, dass es noch weh tut.
Ich wünsche dir nur das beste und hoffe, dass du weißt, was du in mir bewegt hast.
In Liebe,
Deine Marie
10. August 2014
Liebe Florence,
Heute bin ich ins Internat gezogen. Ich weiß, dass ich eigentlich aufhören wollte, an dich zu denken und dir zu schreiben (auch, wenn ich diese Briefe gar nicht abschicke), aber als ich dann eben alleine in meinem neuen Zimmer lag, habe ich mich plötzlich so einsam und hilflos gefühlt. Ich weiß nicht, was ich hier mit meinem Leben mache und ob dieser Weg der richtige ist. Aber ich sehe auch keinen anderen Ausweg.
Du fehlst mir immer noch so sehr und es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an dich denke.
Ich weiß, dass die Zeit mit uns beiden sehr kurz war, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mit dir eine so intensive Verbindung aufgebaut habe, wie ich sie bisher mit sonst noch niemandem hatte. Außerdem war ich vor dir glaube ich noch nie so glücklich in meinem Leben. Und jetzt nach dir definitiv auch nicht mehr.
Ich habe viel über das nachgedacht, was du in mir ausgelöst hast und es macht mir Angst. Ich glaube ich bin einfach nicht mutig genug, diesen Weg zu gehen. Ich habe immer gedacht, ich würde irgendwann einen Mann heiraten, ein Kind bekommen, ein Haus kaufen und ein glückliches Leben führen. Du hast das alles auf den Kopf gestellt.
Ich glaube ich muss aber jetzt einfach zu dieser Einstellung zurück kommen, auch wenn es mir schwer fällt. Hier auf dem Internat sind auch ein paar süße Jungs. Es fühlt sich komisch an dir das zu schreiben. Ach, ich weiß einfach nicht wohin mit mir und ich wünschte, du wärst jetzt hier bei mir. Ich habe das Gefühl, du verstehst mich auf eine Weise, auf die mich sonst niemand versteht und dass ich dir einfach alles sagen kann.
Aber vielleicht ist das auch nur eine verzerrte Erinnerung an an dich und uns. Ich weiß es nicht.
Verdammt, jetzt muss ich wieder weinen. Wann hört es endlich auf weh zu tun?
Bis irgendwann,
Deine Marie
25. Dezember 2014
Liebe Florence,
Heute, als ich mit meinen Eltern vom Weihnachtskonzert zurück gekommen bin, habe ich dich gesehen. Ich glaube, du hast mich nicht gesehen. Du warst unterwegs mit einem Mädchen und sie war sehr hübsch. Ist sie deine Freundin?
Es fiel mir sehr schwer, mir vor meinen Eltern nichts anmerken zu lassen, aber als ich dann auf Klo war, kamen direkt die Tränen hoch.
Verrückt oder? Dass du das immer noch in mir auslöst.
Ich freue mich ja eigentlich für dich. Du sahst glücklich aus. Ich hoffe du bist glücklich.
Aber es tat auch wieder weh.
Ich würde so gerne mit dir sprechen und hören, wie dein Leben momentan so aussieht. Dir von meinen erzählen. Das Internat ist vollkommen in Ordnung. Ich finde nicht so gut Anschluss, aber ehrlich gesagt glaube ich auch, dass ich das eigentlich gar nicht möchte. Ich konzentriere mich einfach auf den Unterricht und meinen Abschluss. Meine Mutter hat mich für nächsten Sommer für ein Medizin-Vorbereitungscamp angemeldet. Mit ihr komme ich momentan recht gut zurecht.
Sie merkt nicht, dass ich nicht mehr die selbe bin. Wobei - vielleicht doch. Ich glaube sie freut sich über meine Veränderung. Dabei habe ich das Gefühl, dass ich niemand mehr wirklich bin. Ich funktioniere, mehr nicht. Aber ich glaube das ist schon in Ordnung so.
Naja ach keine Ahnung. Ich hoffe einfach, dir geht es gut und deine Freundin macht dich glücklich. Du hast es verdient.
Deine Marie
16. Juli 2015
Liebe Florence,
Es ist so viel Zeit vergangen, seit ich dir das letzte Mal geschrieben habe. Ich habe dich wieder gesehen. Am See, du warst mit Freunden dort. Und deiner Freundin. Sie ist so hübsch. Es ist mir ein bisschen peinlich, das zuzugeben, aber ich habe euch beobachtet. Ich hoffe ihr habt mich nicht gesehen. Ihr saht so glücklich und unbeschwert aus. Und ich muss zugeben, dass du auch sehr gut aussahst in deinem Bikini. Ich habe überlegt, zu dir zu gehen und hallo zu sagen. Aber ich habe mich einfach nicht getraut.
Ob du überhaupt manchmal noch an mich denkst?
Ich denke auch nicht mehr so oft an dich - wirklich!
Aber als ich dich gesehen habe, war ich direkt wieder wie erstarrt. Moritz hat glaube ich nichts gemerkt. Aber der merkt eh nicht so viel.
Er ist mein Freund. Er studiert Medizin im 2. Semester und versteht sich sehr gut mit meiner Mutter. Er ist ganz in Ordnung.
Naja, ich muss jetzt weiter lernen.
Bis irgendwann,
Deine Marie
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RomeA and Juliet
RomanceMarie und Florence gehen in die zehnte Klasse eines Gymnasiums und führen beide ein schönes, jedoch komplett verschiedenes Leben. Bis jetzt waren sie Freunde, doch als sich plötzlich irgendwas zwischen ihnen ändert, könnte aus der Freundschaft auch...