9. Marie - Halloween

1.5K 60 0
                                    

Es war Halloween 2004. Marie war gerade 6 Jahre alt geworden und ging jetzt in die Grundschule. Sie fühlte sich unglaublich groß und als ihre Mitschüler sie dann gefragt hatten, ob sie zusammen Halloween laufen wollten war sie überglücklich. Sie war ganz schnell nach Hause gelaufen und hatte Frieda begeistert erzählt, als was sie gehen wollte (als Hexe), wann sie sich alle trafen und wie sehr sie sich freute, da sie noch nie Halloween gelaufen war.
Doch als ihre Eltern dann nach Hause kamen und von Maries Plänen erfuhren waren sie ganz und gar nicht begeistert. Sie verboten Marie mit zu gehen.
Aber Alle gingen mit!
Alle!
Nur Marie durfte nicht.
Obwohl es sogar ein Samstag war und sie um 7 wieder zu Hause wäre.
Weinend rannte sie in ihr Zimmer. Sie wollte doch so gerne mit gehen und Süßigkeiten sammeln!
Aber ihre Mutter hatte gesagt, dass es eine der sinnlosesten Tätigkeiten der Welt wäre und sie nicht verstehen würde, warum Marie unbedingt dick werden und schlechte Zähne bekommen wollte und ob sie wirklich mit ihren Klassenkameraden umherziehen wollte, in diesen albernen Kostümen.


Erst hatte Marie weiter geweint und war wütend auf ihre Mutter gewesen, aber irgendwann war ihr klar geworden,
Sie wollte gar nicht dick werden und schlechte Zähne bekommen!
Und sie wollte auch nicht in einem albernen Kostüm herumlaufen.
Und generell war Halloween doch eigentlich ziemlich Sinnlos, oder?!
Marie hatte gar keine Lust mehr, los zu ziehen, sie war froh, dass ihre Mutter es ihr verboten hatte. Und sie hatte auch keine Lust mehr auf ihre Freunde und Klassenkameraden, denn die verstanden alle nicht, wie albern und dumm sie sich benahmen.

Bis zur 3. Klasse blieb sie fest bei diesem Glauben, doch irgendwann hatte sie es satt, immer allein zu sein, in den Pausen allein in einer Ecke zu lernen anstatt mit anderen Kindern zu spielen, von den anderen ignoriert und herablassend betrachtet zu werden, doch sie wusste, es war zu spät, was daran zu ändern.
Erst als sie in die 5. Klasse kam, änderte sich ihr Verhalten. Sie suchte sich Freunde, sie spielte in den Pausen, sie wurde schüchtern und unsicherer, aber gleichzeitig auch glücklicher und irgendwie auch trotzdem selbstbewusster. Sie sah die anderen nicht mehr von oben herab sondern auf Augenhöhe, wenn überhaupt. Sie fühlte sich sehr viel wohler, aber von ihren Eltern wandte sie sich immer mehr ab.

Und eines Tages schwor sie sich, wenn sie einmal Kinder hätte, würde sie sie auf jeden Fall so erziehen, dass sie Freunde hätten, normal und glücklich wären und, am aller wichtigsten, sie würde ihre Kinder auf jeden Fall Halloween gehen lassen!

Und seit diesem Tag kaufte sie jedes Jahr Halloween gaaanz viele Süßigkeiten und gab jedem Kind, das klingelte, (und das früher von ihren Eltern verjagt worden wäre) aus Protest mit einem freundlichen Lächeln eine ganze Hand voll Süßem.

RomeA and JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt