Ich erwachte von einem lauten Schrei. Chloé, die im Bett auf der anderen Seite des Zimmers lag, strampelte ihre Decke weg und kreischte wie am Spieß. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es 6:25 Uhr war. Meine ätzende kleine Schwester hatte mir ganze 5 Minuten Schlaf geraubt, bis mein Wecker normal geklingelt hätte. Mit einem Gestöhnten "Was isn loooos" setzte ich mich auf und rieb mir die Augen. Ich entzifferte aus ihrem Gekreische, dass sie eine Spinne über ihrem Bett entdeckt hatte, also hievte mich aus dem Bett und schlurfte zu ihr herüber, um die wirklich winzige Spinne zu nehmen und aus dem Fenster zu schmeißen. Jetzt war ich wach und warf Chloé einen vorwurfsvollen Blick zu, als mein Wecker anfing zu Piepen. Ich stellte ihn aus und ging ins Bad, machte mich frisch und ging wieder in mein Zimmer.
"Anziehen Chloé. Frühstück ist gleich fertig", schnauzte ich meine Schwester an, die Gedankenverloren am Fenster stand und in den grauen Himmel blickte. "Glaubst du sie ist tot?", fragte sie, statt auf mich zu hören und sich endlich anzuziehen. "Wer?!", rief ich erschrocken. "Na die Spinne. Glaubst du sie ist tot? Wenn ja, dann hast du sie umgebracht." Erleichtert und genervt atmete ich aus. "Erst machst du son Theater und dann wirfst du mir ernsthaft vor, ich hätte sie umgebracht?!" Ich war kurz davor, mich so richtig aufzuregen, als Mamás durchdringende Stimme nach oben drang. "Kommt Essen les enfants, isch warte nischt, wenn ihr in 2 Minutes nischt da seit geht ihr 'ungrig sur Schule."
"Siehst du Chloé, zieh dich an", sagte ich, während ich mir Unterwäsche und Socken aufs Bett warf und die Kommode öffnete. Ich nahm einfach irgendwas raus, ne Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt, zog mich schnell um und rannte die Treppe runter.
Meine zwei Brüder und Mamá saßen schon an dem kleinen Tisch in der Küche unten im Restaurant, an dem wir immer aßen. Eigentlich reichte er kaum für 5 Leute, geschweige denn für die ganze Familie, wenn auch Papá, Matthéo und seine Freundin Maria mit uns aßen, aber es ging. Ich setzte mich neben Patrice und füllte mein Glas mit Orangensaft. Obwohl wir nur 4 Leute waren, Papá aß morgens nie mit uns, klang es als würden 20 Leute am Tisch sitzen. "Wo ist Chloé?", fragte Mamá. "Die kommt noch ich hab ihr gesagt sie soll sich beeilen", gab ich gereizt zurück. "Bin schon da" sagte Chloé patzig, die grade durch die Tür kam und ließ sich schwungvoll neben mir nieder. "Florence wir brauchen disch 'eute Abend auf jeden Fall, wir 'aben eine große Gesellschaft 'eute." Ich nickte, während ich mein Müsli auslöffelte und fragte mit vollem Mund: "Und wasch isch mid Patrisch und Oliwiee?" Mamá sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und ich wiederholte, nachdem ich herunter geschluckt hatte: "Wieso muss nur ich helfen? Was ist mit den beiden" Ich sah zu Patrice und Olivier, die mir einen wütenden Blick zuwarfen. "Ja die natürlich auch, aber Patrice hat heute sein Fußballspiel, deshalb ist er entschuldigt." Ich grummelte missmutig, während ich meine Schüssel in die Spülmaschine stellte und nach oben ging. Es war schon 5 vor 7, ich war spät dran. Ich suchte meine Schulsachen zusammen, schmiss sie in den Rucksack, putzte mir noch schnell die Zähne und lief wieder nach Unten.
Und nachdem ich mir noch einen Apfel und eine Wasserflasche eingesteckt hatte radelte ich auch schon los zur Schule.
DU LIEST GERADE
RomeA and Juliet
RomanceMarie und Florence gehen in die zehnte Klasse eines Gymnasiums und führen beide ein schönes, jedoch komplett verschiedenes Leben. Bis jetzt waren sie Freunde, doch als sich plötzlich irgendwas zwischen ihnen ändert, könnte aus der Freundschaft auch...