5. Marie - Ein ganz normaler Morgen

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Der Wecker klingelte und sofort schlug ich die Augen auf. Es war 6:00 und nach einer kurzen Überwindung schlug ich die Decke zurück und stand auf. Ich schob die schweren weißen Vorhänge beiseite und öffnete die Balkontür. Ein frischer Wind blies mir entgegen und augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut. Immerhin trug ich ja auch nur einen Slip und ein kurzes weißes Unterhemd. Obwohl es erst April war und die Luft noch ziemlich kalt blieb ich ein paar Minuten am Balkongeländer stehen und genoss den Moment.

Dann ging ich wieder rein, ins Bad und unter die Dusche. In mein Handtuch gewickelt ging ich nach dem Duschen zurück in mein Zimmer, was kein weiter Weg war, da mein Bad direkt an mein Zimmer grenzte, und suchte mir Klamotten raus.

Ein weißer Slip von Gilly Hicks, der dazu passende BH mit hellrosa Spitze, eine dunkelblaue Jeans von Tommy Hilfiger und eine feine weiße Bluse von Prada. Ich legte alles ordentlich auf meine Kommode und ließ mein Handtuch fallen. Mittlerweile war ich trocken. Ich band mir die Haare kurz zu einem Knoten hoch und cremte mich ein. Ich zog die Unterwäsche an und ging zurück ins Bad, wo ich Zähne putzte, meine Haare an den Spitzen mit Öl einrieb und ordentlich kämmte, mich schminkte, meine Haare föhnte und schließlich auch meine Fingernägel lackierte. Als ich fertig war ging ich zurück in mein Zimmer, es war jetzt 7 Uhr und ich sollte mich anziehen. Doch ich blieb noch einen Moment vor dem Spiegel stehen und betrachtete mich.

Meine Augen blieben an meinen Brüsten hängen und wieder einmal dachte ich, dass sie viel zu klein waren. Unwillkürlich musste ich an Florence' Brüste denken, sie trug selten etwas mit Ausschnitt, meist T-Shirts, die auch für Jungs hätten sein können, aber man konnte darunter trotzdem die Rundungen ihres Körpers erkennen. Die Wölbung ihrer Brust, dann die schmalere Taille und der Schwung ihrer Hüfte. Ich beneidete sie um ihren Körper. 

Meiner war schmal und dünn, eher wie der eines Jungen, ohne erkennbare Rundungen. Ich trug auch eine sehr viel kleinere Körbchengröße, als die meisten meiner Freundinnen, was mir sehr unangenehm war. 

Ich wandte mich vom Spiegel ab, zog mich an und nahm meine fertig gepackte Tasche und meine Geige - Ich hatte nach der Schule Geigenunterricht - und ging nach unten. Meine Eltern waren schon bei der Arbeit, deshalb war ich morgens immer alleine Zuhause. Nachdem ich eine Grapefruit gegessen und ein Glas Wasser getrunken hatte ging ich nach draußen, zog die Tür hinter mir ran und schloss ab.

Dann nahm ich den Bus zur Schule.


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