Ich blinzelte und schloss meine Augen sofort wieder. Das grelle Licht bereitete mir Kopfschmerzen und ich murrte undeutlich. Ich wollte schlafen!
"Florenzi, aufstehen", säuselte eine Stimme und ich schaffte es irgendwie ein "neein" zu murmeln, bevor ich wieder einschlief.
Wenige Sekunden später (so kam es mir zumindest vor) erwachte ich erneut und musste feststellen, dass das grelle Licht noch immer da war, doch das Dröhnen in meinen Ohren und die Kopfschmerzen waren verschwunden.
Verwirrt sah ich mich um. Wo war ich? Meine Augen gewöhnten sich nur schwerfällig an die Lichtverhältnisse und als ich endlich wieder richtig gucken konnte erkannte ich ein großes Bett in einem geräumigen Zimmer. An der Wand hing eine schwarz umrandeter antiker Spiegel neben einem riesigen, alten, wunderschönen Schrank in dessen Holz ein Vogel und allerlei Verziehrungen geschnitzt waren.
Man konnte unschwer erkennen, in wessen Zimmer ich mich befand. Durch das Fenster neben mir fiel der Ursprung des grellen Lichtes in Form von den kräftigen Strahlen der Mittagssonne. Mh schon Mittag? Ich rappelte mich auf und tappte barfuß über den dunklen Holzfußboden. Die Tür war geschlossen aber ich hörte Stimmen von Draußen. Ich wollte grade nachsehen, wer da war, als ih einen Zettel auf dem Schreibtisch sah, der für mich bestimmt war.
Mit Roxys geschwungener Handschrift stand dort:
Bin bei der Schauspielschule, hab dich vergeblich versucht zu wecken, wenn du ausgeschlafen hast kannst du duschen gehen, bedien dich ruhig in der Küche. Meine Eltern wissen bescheid, geh wenn du los willst, bis Montag
Roxy
Ein Grinsen breiete sich auf meinem Gesicht aus. Ach Roxy. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es 13:46 war, meinen Eltern hatte ich gesagt, dass ich spätestens um 7 zuhause sein würde also konnte ich mir ruhig ein bisschen Zeit lassen.
Ich tappte zurück zum Bett und kuschelte mich nocheinmal unter die warme Decke. Während ich mein Handy aus meiner Tasche fischte dachte ich an letzte Nacht zurück. Es war echt geil gewesen. Wir hatten alle gesagt, dass wir auf die nächste Party wieder gehen wollten und sogar Marie schien dabei zu sein.
Endlich hielt ich mein Handy in der Hand und schaltete es ein. Ich hatte 2 Anrufe in Abwesenheit und eine SMS.
Als ich nachsah von wem setzte mein Herz einen Schlag aus. Nein! Wieso akzeptierte er es nicht, ich wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben! Wütend löschte ich die SMS, in der er mh anflehte ihn zurückzurufen und warf mein Handy zurück in die Tasche.
Warum? Warum jetzt auf einmal?! Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Ich schlug die Decke zurück und lief ins Bad. Nach einer ausgiebigen Dusche (wahrscheinlich nicht so zum Gefallen von Roxys Eltern, die die Wasserrechnung bezahlen würden, aber wenn es um eine Dusche am Morgen ging gute Erziehung hin oder her)putzte ich mir erstmal die Zähne und entfernte die übergebliebenen, vom Wasser verschierten Make up Reste. Frisch und munter packte ich meine Sachen zusammen und verließ Roxys Zimmer. Auf dem Flur kam mir ihre Mutter entgegen und lächelte freundlich.
"Hallo Florence, gut geschlafen?" Ich grinste zurück und erwiderte "Hallo. Ja sehr gut sogar. Ich gehe jetzt nach Hause, vielen Dank, dass ich hier schlafen durfte."
"Natürlich immer wieder gern. Möchtest du nicht noch was essen?"
"Nein danke, meine Eltern warten." Mit einem entschuldigendem Lächeln ging ich an ihr vorbei zur Haustür, wo meine Schuhe standen. Dass meine Eltern warteten stimmte zwar nicht, aber nachdem ich ihnen schon soviel Wasser 'geklaut' hatte wollte ich ihnen nicht auch noch das Essen wegfuttern.
Als ich auf dem Weg zur S-Bahn war merkte ich in Beinen und Füßen, dass die letzte Nacht doch anstrengender als erwartet war. Ich würde bestimmt Muskelkater bekommen. Die Fahrt nach Hause verlief ohne Zwischenfälle und obwohl ich bestimmt fast 10 oder 11 Stunden geschlafen hatte fühlte ich mich erschöpft und müde. Wahrscheinlich durch den Gedanken an den Abend, der mir bevorstand. Ich verfluchte Samstagabende. Anstatt wie normale Leute am Samstag zu entspannen oder Party zu machen musste ich stundenlang Teller putzen oder Tabletts tragen. Als ich grade aus der Bahn ausgestiegen war und mich auf den Weg nach Haus machte hörte ich mein Handy in der Tasche vibrieren. Ich angelte es heraus und ging ran.
"Ja?"
"Florence, endlich gehst du ran. Du, ich muss unbedingt mit dir re-"
Weiter kam er nicht, denn ich spürte schon Tränen in mir aufsteigen also rief ich schnell:
"Jetzt hör mir mal zu! Ich dachte ich hätte mich damals klar ausgedrückt. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Hörst du?! Halt. Dich. Von. Mir. Fern."
Ich legte auf und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Die ganzen Gefühle, gegen die ich so heftig angekämpft hatte, die ich verdrängen und hinter mir lassen wollte kamen wieder hoch. Und mit ihnen die Verzweiflung und die Wut. Schluchzend beschleunigte ich meine Schritte, bis ich schließlich rannte und ich hörte nicht mehr auf zu rennen, bis mit klar wurde, wo meine Beine mich hingeführt hatten.
Mit zitternden Händen wischte ich die Tränen weg und kletterte über die Mauer. Hier hatte wir immer gesessen, es war unser Platz gewesen. Traurig sah ich auf das dunkle Wasser der Elbe herab. Ich versuchte gegen die Erinnerungen, die immer wieder in mir hochkamen anzukämpfen, doch es gelang mir nicht. Sie hafteten an diesem Ort wie ein Kaugummi und ich lehnte meinen Kopf gegen den kalten Stein. Ich wollte doch einfach nur vergessen, wieso war das so schwer?
Aber vielleicht sollte ich nicht so gemein sein. Eigentlich hatte er das nicht verdient. Immer hatte ich ihn verurteilt, obwohl er mich doch so gebraucht hätte. Und ich tat es immer noch. Ich öffnete meine Augen und zog meine Handy wieder hervor. Meine Finger wussten die Nummer noch und als ich auf grün drückte wäre jeder Rückzieher zu spät. Es war Zeit mit der Verganenheit richtig abzuschließen.
"Hallo Paul. Ich bins. Es tut mir leid..."
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Hey Leute :)
Neues Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen, tut mir leid, wenn es immer ein bisschen länger dauert, aber ich bin im Moment so beschäftigt damit 'Lerne Fliegen' zu lesen (wenn ihr das noch nicht gelesen habt, müsst ihr das unbedingt machen! Also zumindest die Harry Potter Fans unter euch, obwohl es auch allen anderen bestimmt gefallen würde ;) ), dass da leider nicht viel Zeit zum schreiben bleibt.
Ihr dürft gerne Voten & Kommentieren und ich hab euch ganz doll lieb!
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RomeA and Juliet
RomanceMarie und Florence gehen in die zehnte Klasse eines Gymnasiums und führen beide ein schönes, jedoch komplett verschiedenes Leben. Bis jetzt waren sie Freunde, doch als sich plötzlich irgendwas zwischen ihnen ändert, könnte aus der Freundschaft auch...