Florence - Endlich ausgesprochen - in Bearbeitung

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Da war er also.

Nach so langer Zeit sahen wir uns endlich wieder. Gut es waren nur knapp 1 1/2 Jahre gewesen aber es war mir unendlich lang vorgekommen.

Wir schwiegen uns immer noch an, seit er mein Zimmer betreten hatte (und das war vor gut 15 Minuten gewesen), war das einzig gesagte ein knappes 'hey' gewesen.

Niemand schien zu wissen, was er sagen sollte, zumindest fiel mir nichts ein, doch schließlich flüsterte Paul mit unsicherer Stimme:

"Es tut mir leid."

"Nein mir tut es leid!"

Auch meine Stimme zitterte.

"Florence, du musst dich nicht entschuldigen."

Seine Stimme hatte sich verändert, war tiefer geworden und auch im Gesicht sah er älter aus. 1 1/2 Jahre konnten doch ganz schön was ausmachen.

"Doch das muss ich. Ich hab dir unrecht getan. Die ganze Zeit. Wir hätte uns gebraucht und ich habe dich weggestoßen. Es war nicht deine Schuld und es tut mir sehr leid. Alles."

Ich schluckte. Meine Stimme wurde zum Ende hin immer brüchiger und ich starrte die ganze Zeit über auf meine Hände.

Als er nichts antwortete riskierte ich einen Blick nach oben und sah in seine Augen. Er sah sehr traurig aus.

Plötzlich hatte ich das Gefühl weinen zu müssen und sah schnell wieder auf meine Hände.

"Ich verstehe es, wenn du mir die Schuld gibst. Ich gebe sie mir doch selber. Und ich verstehe es auch, wenn du mir nicht verzeihen kannst. Aber ich hoffe sehr, dass du es kannst, weil ich dich sehr vermisse. Es ist so schwer. Seit er nicht mehr da ist fehlt etwas, weil ich nicht nur ihn, sondern auch dich verloren habe. Ich - oh Florence."

Er hatte die Tränene gesehen, die ih einfach nicht mehr zurückhalten konnte und die jetzt in Bächen meine Wangen herunterströmten, während sich mein Körper vor schluchzen schüttelte, und nahm mich in seine Arme.

Es tat gut ihn wieder bei mir zu haben, in seinen Armen zu liegen. So gut. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals und schlang meine Arme um seinen Körper, während er mich auf seinen Schoß zog.

So saßen wir da, bis meine Tränen schließlich versiegten und ich auch zu schwach war, um weiter zu weinen. Ich sah auf und Paul lächelte mich an.

Und trotz all dem Schmerz und der Trauer fühlte ich mich gut. Erleichtert und geborgen. Ich wusste, dass Paul jetzt bei mir bleiben würde. Er würde mich nicht mehr verlassen und auch ich würde ihn diesmal nicht mehr im Stich lassen.

Meine Eltern hatten mir erstaunlicherweise für heute Abend frei gegeben, weshalb ich mir mit Paul noch einen Film ansah und als er dann gehen wollte war es schon nach elf und er beschloss auf dem Sofa zu schlafen.

Am nächsten Morgen war es dann wieder wie früher zwischen uns. Nicht ganz natürlich - es würde nie wieder so wie früher werden - aber zumindest so gut wie. Ich hatte ihm verziehen und wir vertrauten uns wieder.

Ich hatte einen verloren Freund wieder.

Nachdem Paul gegangen war hatte ich meine Zeit mit Geschirr spülen und Tische wischen verbracht und jetzt saß ich an solchen blöden Übungsaufgaben für die Chemiearbeit. Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Ich musste raus aus unserer Wohnung.

Erst überlegte ich zu Sammy und Paco zu fahren, doch ich hatte absolut keine Lust, Leandro zu begegnen. Also er war heiß, keine Frage, aber im Moment hatte ich einfach keine Nerven für ihn.

Also rief ich Lulu an.

Luisa war eine sehr gute Freundin von mir, neben Sammy meine beste Freundin, aber sie war am Donnerstag krank geworden und ist deshalb auch am Freitag nicht mit auf der Party gewesen.

Ich wollte wissen, ob es ihr besser ging und ich brauchte gerade jemanden wie sie.

"Hallo?"

"Hi Lulu, wie geht's dir?"

"Gut, also besser, ich komm auch morgen wieder in die Schule. Was gibt's? Ohhhhh wie war die Party? Erzähl mir alles!"

"Oh gut, das ist schön. Kann ich zu dir kommen? Dann erzähl ich dir alles."

"Ähhm ja ich denk schon, warte, ... MAMA KANN FLORENCE HERKOMMEN? ... ... Ja geht klar. Wann bist du hier?"

"In ner halben Stunde?"

"Ok bis gleich."

"Bis gleich"

Ca 35 Minuten später war ich bei Lulu und hob eine ihrer super knuffigen kleinen flauschigen Babykatzen hoch. Rocky gab einen komischen Mauz-Laut von sich und ich setzte ihn wieder auf den Boden.

Luisa legte gerade eine Scheibe Käse auf das Toast in dem Sandwich-maker und klappte ihn zu. In dem Moment kam ihr kleiner Bruder Simon in die Küche und sagte: "Florence?? Möchest du mal ein Kunststück sehen, dass ich mit Willy kann?"

Lahend antwortete ich: "Klar gerne, aber vielleicht später, wenn wir gegessen haben..."

Während gleichzeitig seine Mutter aus dem Wohnzimmer rief: "Nicht jetzt Simon, lass die Mädels mal alleine, außerdem fängt deine Zoosendung gerade an."

Damit verschwand er rufend aus der Küche und Lulu und ich gingen mit den fertigen Sandwiches in ihr Zimmer.

Während wir aßen erzählte ich ihr erst von der Party und dann von Paul und als ich mich ausgesprochen hatte ging es mir viel besser und wir redeten noch ein bisschen über ihren Ex-Freund Hannes. Dann drehten wir einen merkwürdigen Film, bei dem wir vor lachen fast erstickten und sahen uns anshließend noch zwei Folgen Shameless an.

Als ich um kurz vor acht dann wieder vor meiner Haustür stand grinste ich immer noch und eine Stunde später lag ich glücklich in meinem Bett und schlief ziemlich zufrieden ein.

Doch kurz bevor ich eingeschlafen war wanderten meine Gedanken noch einmal zu Marie und in der Nacht träumte ich auch von ihr.

RomeA and JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt