Kapitel 17 - ein Licht in der Dunkelheit

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Quelle: Pinterest, Olyydia (die Bildrechte gehören der Schöpferin des Bildes; es dient lediglich der Charaktervisualisierung), so stelle ich mir die Heilerin vor

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Quelle: Pinterest, Olyydia (die Bildrechte gehören der Schöpferin des Bildes; es dient lediglich der Charaktervisualisierung), so stelle ich mir die Heilerin vor

In der Dunkelheit fühlte ich mich schwerelos. Fühlte sich so der Tod an? Die Schmerzen waren verschwunden, mein Kopf leer. Eine innere Ruhe wie nie zuvor machte sich in mir breit. Am Horizont erschien ein helles Licht und ich lief darauf zu, doch es kam nicht näher. Mein Tempo erhöhte sich und bald rannte ich durch die Dunkelheit, mein einziges Ziel die Illumination in der Ferne. Doch es brachte nichts und verwirrt blieb ich stehen. Was tat ich hier? Mein letzter Gedanke war es gewesen, nicht sterben zu wollen, und jetzt rannte ich auf ein Licht zu?

Nein, dachte ich bestimmt. Mein Tod würde noch warten müssen. Ich war nicht bereit zu gehen. Damit ließ ich mich auf dem Untergrund nieder und schloss meine Augen. Meinen Kopf füllten nun alle meine Erinnerungen, wie im Theater spielten sich die Szenen ab. Dann sah ich vor meinem inneren Augen meine letzten Stunden, wie ein Projektil sich bei meiner Flucht in mich gebohrt hatte. Schmerzen erfüllten meinen Körper und erschrocken schrie ich auf. Meine Augen rissen auf und mit schmerzverzerrter Miene beobachtete ich, wie die stockfinstere Umgebung sich erhellte, bis das Licht in meinen Augen brannte. Zum Schutz legte sich meine Hand vor mein Sinnesorgan und mit einem Schlag war ich wieder in meinem Körper.

Stimmen drangen zu mir, wurden immer lauter und ich spürte, wie mein malträtierter Körper vom Boden angehoben wurde. Jemand rannte mit mir in den Armen los und dann wurde wieder alles still.

Als ich das nächste Mal zu Bewusstsein kam, lag ich auf einem weichen Untergrund. Ein Bett, dachte ich verwirrt. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als Panik in mir ausbrach. Hatten mich meine Verfolger gefangen und zurückgebracht? Ich versuchte krampfhaft meine Augen zu öffnen, doch es war vergebens. In meinem Körper gefangen mir nichts anderes möglich, als meinen anderen Sinne zu verwenden. Es roch sauber, die Luft von einer leichten süßen Note akzentuiert.

Im Raum hörte ich neben meinem holprigen Puls einen weiteren ruhigen. Schritte näherten sich mir und ich versuchte erneut panisch, mich zu bewegen. Nichts. "Alles gut mein Kind" versuchte eine weibliche Stimme zu beruhigen. "Du bist hier sicher." Ein Stuhl knarrte neben mir, hatte sie sich hingesetzt? "Ich werden Dir die Situation so gut ich kann erklären. Du wurdest von den Wachen vor einem Portal liegend gefunden, dem Tod nah. Ein Soldat brachte dich zu mir, ich bin eine Heilerin." Portal? Das war nicht möglich, dachte ich verängstigt.

"Deiner stockenden Atmung nach zu urteilen schockiert dich diese Information. Du bist aus einer anderen Welt hierher gekommen." fuhr sie ruhig fort "Die Portale werden durch Blut aktiviert, so kamst du zu uns. Ich werde Dir gerne mehr darüber erzählen, sobald die Paralyse nachlässt und du dich wieder bewegen kannst. Bitte beruhig Dich, Dein Körper kann gerade nicht viel mehr Stress ertragen." Krampfhaft versuchte ich ihrer Forderung zu folgen. Auch wenn ich keinen Grund hatte, ihr zu vertrauen, erkannte ich die Wahrheit in ihren Worten. Mein Körper war weiterhin schwach, doch immerhin heilte ich jetzt langsam.

"Sehr gut Kind, atme tief durch. Wie gesagt, brachte Dich ein Soldat zu mir. Du hattest sehr viel Blut verloren, Weltenwanderin. Deine Lebensfäden waren fast gerissen. Ich konnte Deine Blutung glücklicherweise stoppen und den seltsamen Fremdkörper entfernen, wonach Deine Heilung einsetzte. Du, Kind, bist mir ein Enigma. Ich bin gespannt, was Du mir über Dich erzählen kannst, sobald Du wieder stärker bist. Die Paralyse ist ein Schutzmechanismus Deines Körpers. Ich schwöre auf meinen Eid als Heilerin, dass ich Dich nicht darin gefangen halte. Sobald Deine Heilung weit genug fortgeschritten ist, wirst Du Dich wieder bewegen können."

Damit legte sie ihre Hand leicht auf meinen Oberkörper und seufzte erleichtert. "Du wirst bald aufwachen Weltenwanderin. Ich werde hier bleiben und Dir alle Fragen beantworten, die Dir sicher durch den Kopf gehen"

Damit beendete sie ihre Erklärung und ich hörte, wie sie begann, ein Buch zu lesen. Es vergang weitere Zeit, bis endlich eine gefühlte Ewigkeit später meine Gliedmaßen nach und nach zu kribbeln begannen. Die Schmerzen waren weiterhin präsent, doch nicht mehr so einnehmend wie zuvor. Experimentell versuchte ich einen Finger zu bewegen und bemerkte hoffnungsvoll, dass er sich bewegte. Zwar nur minimal, aber es war ein Anfang.

Weitere Minuten, Stunden, ich wusste nicht wie lange es war, vergingen und endlich fing mein Auge an leicht zu zucken. Erneut konzentrierte ich mich darauf, sie zu öffnen, und zu meiner Erleichterung klappte es dieses Mal. Blendendes Licht brachte meine empfindlichen Augen zum Tränen und schnell schloss ich sie wieder, um sie langsam zu öffnen. Meine Umgebung war verschwommen, doch mit jedem Blinzeln wurde meine Sicht schärfer, bis ich schließlich klar die ältere Frau neben mir auf einem Stuhl sitzen sah.

Bisher hatte mich die Fremde nicht bemerkt und las ruhig weiter aus ihrem Buch. Schneeweiße lange Haare zierten ihr schmales Gesicht, welche in langen Wellen ihren Körper runterflossen. Helle Augen blickten rasch von links nach rechts, tief in ihr Buch versunken. Auf ihrem Kopf befand sich eleganter Schmuck, welcher in ihren Haaren begann und an ihrer Stirn zu einem komplexen Muster mündete. Ein Saphir leuchtete im Licht und warf schmale grüne Lichtstrahlen auf den Raum. Der Edelstein ließ ihr elegantes Schmuckstück strahlen.

Stilvolle tropfenförmige Ohrringe hingen von ihren Ohren und eine elegante Kette mit gleichermaßen komplexen Muster fiel ihr den langen Hals runter. Ihr Gewand war seltsam, doch passte zu der eleganten Dame neben mir. Ein hellblaues Kleid mit silbernen, filigranen Verzierungen mit einem weiteren Rubin vor der Brust schmiegte sich am Oberkörper an ihren schmalen Körper und fiel ihr unten in Wellen um die Füße. Um ihre Schultern hing ein gleichfarbiger Umhang mit filigranen Schnörkeln in einem leicht dunkleren Blau.

Sie war der Inbegriff von Eleganz, und doch strahlte sie eine endlose Ruhe aus. Mein Blick richtete sich wieder auf ihre Augen, welche mich bereits besorgt musterten und sich erschrocken weiteten, als sie mich anschaute. "Deine Augen" flüsterte sie fasziniert. Verwirrt fasste ich in mein Gesicht und hielt dann schockiert inne. Panik breitete sich erneut aus, als ich die längeren scharfen Eckzähne in meinem Mund bemerkte. "Mein Kind, beruhige dich bitte. Ich war nur überrascht" versuchte sie mich erneut zu beschwichtigen und ihr Blick wurde besorgt. "Ich hatte nicht erwartet, dass eine Weltenwanderin wie Du Vela ist"

Faszination ließ ihre Augen strahlen. Sie waren weiß, bemerkte ich schockiert. Ein leises Lachen entkam ihr und sie erhob sie elegant. "Das erklärt immerhin, wie Du in unsere Welt gelangen konntest. Nur magisches Blut kann das Portal aktivieren"

Alarmiert wollte ich aufspringen und wegrennen, doch sackte kraftlos zusammen. Bereits bei dem Versuch aufzusitzen gab mein Körper auf und so starrte ich sie panisch an, ohne Möglichkeit zu fliehen. "Du brauchst Blut Kind. Deiner Augenfarbe zu urteilen, bist Du bereits erwacht" Damit schloss sie ihre Augen und kurze Zeit später materialisierte sich ein Glas in ihrer Hand. Sie praktizierte Magie? War sie etwa eine Hexe? Ich hatte immer Gedacht sie wären ein Ammenmärchen, kreiert um kleinen Kindern Angst einzujagen.

Doch sie war real und hatte mich anscheinend gerettet. Mit einem ermutigenden Lächeln hielt die Frau mir das Glas hin und ich starrte es einige Zeit an, bis ich es zögernd nahm. Die rote Flüssigkeit darin roch wundervoll und fast trank ich daraus, doch dann hielt ich inne. Was, wenn das ein Trick war? Wenn sie mich damit sedieren würde?

In ihrem erwartenden Blick konnte ich keine negative Intention sehen. Sie wirkte ehrlich besorgt um meine Gesundheit. Zwiegespalten nahm ich einen kleinen Schluck und meine Augen weiteten sich. Es war Blut, doch so viel besser als alles, was ich zuvor getrunken hatte. Ehe ich mich versah, war das Glas leer und auf einen Schlag wurden meine Sinne wieder schärfer, meine Wunde heilte schneller und ich fühlte mich stärker.

Verwundert starrte ich die weißhaarige Frau an und sprach das erste Mal. "Was bin ich?"

Schatten der Vergangenheit - Viktorias VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt