Kapitel 34 - hypnotische Gesänge

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"Es ist nichts passiert Lexus" seufzte Ambroz, und grinste mich an. "Und wer ist diese hübsche Vela mit dir? Das ist die wichtige Frage". Ich spürte, wie mein Gesicht langsam rot wurde. Mein Blick schnellte zu Lexus, welcher uns nachdenklich betrachtete. "Wie hast du die Wunde an deinem Arm erhalten? Niemand deiner Soldaten ist verletzt, das ergibt keinen Sinn. Also Ambroz, was ist passiert?"

Er durchlöcherte den Prinzen mit einem fragenden Blick, währenddessen meine Augen verwirrt zwischen den beiden hin und hersprangen. Woher kannten sich die beiden? Ich atmete erleichtert aus, als die Aufmerksamkeit des Fremden nicht mehr auf mir lag. Doch meine Frage blieb unbeantwortet. Grübelnd durchsuchte ich meine Erinnerungen nach einer Erklärung und meine Augen erhellten sich. "Er ist der Freund, der die Illusion über deine Augen gelegt hat, oder?" fragte ich Lexus, welcher lächelnd nickte. "Wir sind bereits seit langem Freunde". Damit ging seine Aufmerksamkeit wieder zu dem Prinzen. Letzter lehnte sich seufzend in seinem Stuhl zurück und blickte an die Zeltdecke. "Ich bin abgehauen" gab er zu und verdrehte seine Augen. Lexus schüttelte den Kopf. "Was haben sie dieses Mal gemacht?".

"Sie wollen mich mit Filarette verheiraten" murmelte er und zog seine Augenbrauen zusammen. "Und dann dachtest du es wäre eine gute Idee, als Kronprinz ohne Schutz abzuhauen?" fragte Lexus ungläubig und Ambroz schnaufte genervt. "Ich habe vielleicht ein bis zwei Gläser Fela Wein getrunken und meine Wachen abgehangen" erzählt er weiter und fuhr auf den fordernden Blick Lexus fluchend fort. "Ich habe eine hübsche Mela getroffen und wollte ein wenig..." begann er und grinste mich bei seinen letzten Worten frech an. "Spaß haben". Ich legte fragend meinen Kopf schief und Ambroz lachte amüsiert, bevor sein Blick wieder zu Lexus ging. "Wo hast du diese Vela aufgegabelt. Sie ist so... unschuldig"

Lexus räusperte sich mit einem warnenden Blick und der Prinz verdrehte seine Augen. "Ist ja gut. Ich bin mit ihr in den Wald und wir wurden von ein paar Schatten überrascht. Die Mela rannte weg und ich durfte alleine mit diesen Kreaturen kämpfen. Meine Wachen fanden mich kurz danach und kümmerten sich darum, doch eine der Schattenwandler kratzte mich."

Lexus schoss hoch und blickte schockiert auf die verbundene Wunde. "Du" begann er langsam und näherte sich dem Prinzen. "wurdest von einem Schattenwandler verletzt und sagst allen ernstes, es sei nichts passiert?"

Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und ich zuckte erschrocken zusammen. Lexus warf mir einen entschuldigenden Blick zu und atmete ein paar mal tief durch, bevor er wieder zu Ambroz schaute. Dieser beobachtete uns beide interessiert und seufzte dann frustriert.

"Ja, es ist ein kleiner Kratzer. Was soll schon passieren?" konterte er unbesorgt und schrie erschrocken auf, als Lexus den Verband berührte. "Kleiner Kratzer also?" fragte er sarkastisch und schüttelte ungläubig den Kopf. Er entfernte vorsichtig den Verband und zog einen scharfen Atemzug ein, als seine Augen zu Ambroz schossen. "Du bist ein Idiot" tadelte er fassungslos. Ich betrachtete erschrocken die Wunde an seinem Arm. Schwarze Fäden zogen sich dadurch, Blut den Arm runterlaufend. Ich drückte meine Augen zusammen, als ich mein Verlangen nach Blut wieder spürte und überkreuzte fest meine Arme.

Abwesend konnte ich den leichten Schmerz meiner Fingernägel spüren, wie sie durch den Stoff in meine Haut stachen. Flach atmend schüttelte ich meinen Kopf und versuchte mich auf alles andere außer den frischen Geruch nach Blut zu konzentrieren. Bis gerade war es nicht so schwierig gewesen, da mich die Konversation der beiden abgelenkt hatte und der Verband die Blutung temporär gestoppt hatte.

Doch jetzt? Ich drohte die Kontrolle zu verlieren und das konnte ich nicht zulassen. Jemand näherte sich mir und ich erhob mich ruckartig, der Stuhl nach hinten fallend. Meine Augen rissen auf als ich Lexus vor mir stehend sah. "Geh weg" flüsterte ich und blickte panisch durch das Zelt. Ich versuchte zurückzuweichen, doch seine Hand an meinem Arm stoppte mich und ich riss mich erschrocken los. Gedanken von Willfried kamen in meinen Kopf und ich schüttelte fluchend den Kopf. Tränen der Frustration stiegen mir in die Augen, jetzt war nicht die Zeit dafür. Doch tief einatmend war wieder das Blut in meiner Nase und es war alles zu viel. Dann hörte ich eine wunderschöne Melodie. Sie beruhigte mich, ließ alle Gedanken verschwinden.

Mein Herzschlag verlangsamte sich und ich atmete tief durch. Der Geruch nach Blut war plötzlich nicht mehr so stark, das Verlangen danach nichts als eine weit entfernte Erinnerung. Lexus führte mich zurück zu dem Stuhl, stellte ihn wieder hin und ich ließ mich darauf nieder. Er nickte nach hinten und die Melodie wurde leiser, bis sie verschwand. Doch die Ruhe war weiterhin da und mit einem letzten beruhigenden Lächeln zu mir lief er zu Ambroz und kümmerte sich um seine Verletzung. Abwesend beobachtete ich, wie durch Lexus Magie die schwarzen Fäden langsam verschwanden und sich schließlich die Wunde schloss.

Sie flüsterten leise zueinander und nickten dann, bevor sie wieder vor mir am Tisch Platz nahmen. "Viktoria" fing Lexus ruhig an und ich nickte verwirrt. Was war gerade passiert? Von einem auf den anderen Moment war die Panik verschwunden. "Erinnerst du dich an die Kräfte der Mela?" fragte er vorsichtig und lächelte ermutigend. Mein Blick schoss zu Ambroz, welcher mich mit schief gelegtem Kopf beobachtete. "Ich" begann ich und schüttelte verwirrt den Kopf. Meine Gedanken waren verstreut. Konzentriert zogen sich meine Augenbrauen zusammen und ich biss mir grübelnd auf die Unterlippe.

"Hypnotisierender Gesang" flüsterte ich und meine Augen wurden groß. "Du hast deine Kräfte bei mir eingesetzt?" fragte ich schockiert und löcherte Ambroz mit meinem Blick. Er zog eine Augenbraue hoch, tauchte einen kurzen Blick mit Lexus Lexus aus und grinste amüsiert. "Du warst ziemlich fokussiert auf mein Blut kleine Vela" begann er und lachte leise. "Nicht dass ich ein Problem damit hätte, wenn du.." "Ambroz" unterbrach Lexus mit einem warnenden Blick und schaute mich mit ruhigen Augen an. "Du warst in der Blutlust gefangen Viktoria"

Auf meinen erschrockenen Blick hin fuhr er schnell fort. "Es ist völlig normal, dass du kurz nach dem Erwachen noch keine perfekte Kontrolle darüber hast." erklärte er beruhigend und ich schüttelte ungläubig meinen Kopf. Monster, hallte es in meinem Kopf wider und meine Augen wurden groß. War ich ein Monster? Hätte ich den verletzten Prinzen angegriffen? "Oh Gott" flüsterte ich schockiert und blickte beschämt auf den Boden. Die Worte des Soldaten kamen mir wieder in den Kopf und ein trauriges Seufzen entkam mir.

"Du bist kein Monster Viktoria" drang Lexus Stimme durch meine Gedanken und mein Blick schoss mit einem Kopfschütteln zu ihm. "Es ist nichts passiert." fuhr er fort, doch ich unterbrach ihn mit einem trockenen Lachen. "Es hätte etwas passieren können" zischte ich wütend. "Aber das ist es nicht." insistierte er und blickte mir fest in die Augen. "Viktoria, du hast weitaus mehr Kontrolle, als du denkst". Ich setzte zu einer weiteren Unterbrechung an, doch sein Blick stoppte mich. "Kontrolle braucht Übung. Du hast vorher nie frisches Blut gerochen. Nicht aus dieser Welt. Und trotzdem bist du nicht zum Angriff übergegangen, sondern hast gegen das Verlangen angekämpft"

Doch was wäre passiert, hätte Ambroz mich nicht mit seiner Melodie beruhigt? Ich verstand nicht, wie Lexus so viel Vertrauen in mich haben konnte. Dieses Verlangen nach Blut und meine mangelnde Kontrolle waren exakt der Grund dafür gewesen, warum ich in den Wald geflohen war. "Er hat recht" sprach Ambroz und mein ungläubiger Blick schoss zu ihm. "Schau mich nicht so an kleine Vela" lachte er. "Du hast keinen von uns angegriffen. Und selbst wenn, wir sind auch nicht machtlos. Du magst schneller und stärker als wir zu sein, aber wir haben auch Fähigkeiten" fuhr er lächelnd fort. Dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er blickte verwirrt zu Lexus. "Und was meintest du mit Nicht aus dieser Welt. Ist die kleine Vela etwa die Weltenwanderin, über die so viel erzählt wird?" Seine Augen schossen zu meinen großen und er lachte. "Das erklärt es"

Schatten der Vergangenheit - Viktorias VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt