„Genug Fragen Viktoria" ihre Augen brannten sich förmlich vor Intensität in die meinen und plötzlich bewegte ich mich nach hinten. Erschrocken blickte ich zu ihr versuchte, stehen zu bleiben, doch es funktionierte nicht. Mein Körper schien wie von einer unbekannten Macht kontrolliert und bevor ich mich versah, stand ich vor ihrem Zimmer. Wieder mit diesem mysteriösen Grinsen im Gesicht bewegte sie sich langsam zur Tür und lehnte sich an den Türrahmen. Mein Körper stand stocksteif im Flur, mein Blick panisch um mich herum schnellend, bevor er wieder zu ihr wanderte. Blutmagie.
Das Wort kreiste in meinem Kopf, während sie mich mit einem kalkulierenden Blick musterte und erneut zum Sprechen ansetzte. „Unterschätze niemals deinen Gegenüber Viktoria. Wie du gemerkt hast, kann das schnell tödlich enden." Schwer schluckend nickte ich stumm, der einzige nicht immobilisierte Teil meines Körpers mein Kopf. „Deine Gedanken mögen sicher sein, doch vergiss mein Worte nicht." Damit dreht sie sich um und mein Körper sackte zusammen. Mit einem letzten Blick auf mich hielt sie mit einer Hand an der geöffneten Tür fest.
„Lass dein Blut testen." Damit fiel die Tür ins Schloss und mein schockierter Blick blieb einige Zeit daran hängen, bis ich langsam meinen Kopf schüttelte und mich auf den Rückweg machte. Die Flure waren menschenleer, nein wesenleer und bevor ich mich versah, saß ich wieder in den Gärten auf der gleichen Bank, auf welcher ich zuvor mit Elaria gesessen hatte. Der Himmel war dunkel, tausende von Sternen darin leuchtend. Hatte ich so lange mit Zirelle gesprochen? Die Zeit war in ihrem Zimmer so schwierig abzuschätzen gewesen, da ihr Fenster durch schwere Vorhänge blockiert gewesen war.
Erschrocken richtete ich mich auf, als ich zurück an das Ende meines Besuchs dachte. Was hatte ich getan? Von der Wut geleitet hatte ich für einen Moment alle meine Ängste vergessen und einfach gehandelt. In dem Moment hatte mich nicht einmal Zirelles Hand um meinen Hals zurück in die bekannte, blinde Panik gestürzt. Während ein unschuldiges Wort von Elaria gereicht hatte, war ich im Angesicht eines möglichen Todes erstaunlich ruhig geblieben.
Nachdenklich kreiste mein Blick um die dunkle Landschaft und mit einem Seufzen wurde mir eines klar. Zirelle hatte mich ausgespielt. Sie hatte absichtlich ihren Blick auf die Schatulle geworfen. Ihre Reaktion war bewusst langsam gewesen. Doch warum hatte sie mich dann mit einer Hand an meinem Hals an die Wand gedrückt? Und noch viel wichtiger, warum war sie nicht wirklich wütend gewesen? Dann gingen meine Gedanken auf meine Beobachtungen zurück und Verwirrung machte sich in mir breit.
Seit wann war ich so aufmerksam, dass mir ihre Mikroexpressionen nicht entgangen waren? Was war in mich geraten, dass ich sie willentlich herausfordernd angeschaut hatte? Noch nie war es mir zuvor in den Sinn gekommen, meiner Wut Raum zu geben. Seit dem ich jung war, hatte Mutter mich darauf getrimmt, starke negative Gefühle zu unterdrücken. Selten hatte ich ihr widersprochen. Nicht, dass sie mich überhaupt hatte aussprechen lassen. Selbst bei einer so wichtigen Konversation wie vor so vielen Wochen, als sie mir von meiner baldigen Hochzeit erzählte.
Meine Meinung war nicht von Bedeutung gewesen. Ich hatte selbst einer lebensverändernden Entscheidung stumm zugestimmt, anstatt ihr standzuhalten. Es waren unzählige Fragen über Zilette und ihre Handlungen in meinem Kopf, ihre Motive gefährlich unbekannt. Ich wusste nichtmal, ob ich Tatsächlich das Blut eines Einhorns getrunken hatte. War ihre Erleichterung daher gekommen? Tief durchatmend richtete ich meinen Blick zurück in den Himmel.
Egal welche Auswirkungen mein Handeln haben würden, dieses Mal würde ich nicht stumm nickend alles über mich ergehen lassen. Ich schwor mir, ab jetzt zurückzukämpfen. Für einen Moment war meine Angst von der Wut übermannt worden und ich hatte gehandelt, wie noch nie zuvor. Ich würde herausfinden, welches Spiel Zilette spielte und bis dahin würde ich alles daran setzen, stärker zu werden. Sie hatte meine Gedanken gelesen, Elaria so manipuliert den Raum zu verlassen.
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Schatten der Vergangenheit - Viktorias Vermächtnis
FantastikIm Jahr 1903 ist Viktoria eine 20 jährige Abnormität. Sie ist nicht verheiratet und träumt von einer Welt, in der sie frei leben kann. Dann platzt ihrer Mutter der Kragen und sie wird prompt an einen Mann verheiratet, der unter seiner Maske von Char...