Lexus Helaru
Wir liefen durch den Wald, während die Soldaten ständig Ausschau nach Gefahren in der Umgebung suchten. Ambroz war tief in Konversation mit dem Oberhaupt seiner Garde. Es störte mich, dass er jetzt doch mit uns reiste. Ich kannte und vertraute ihm. Und im Nachhinein wusste ich, dass ich ihm nicht von unseren Plänen hätte erzählen sollen. Ambroz hatte schon immer nach Abenteuern gesucht, war von dem höfischen Leben gelangweilt. Doch ich wusste, nach was er eigentlich suchte. Etwas, was er weder in den zahlreichen Frauen fand, noch am Boden einer Flasche Fela Wein. Tief im Inneren sehnte er sich nach seiner Solará und der Gedanke, jemand anderes zu heiraten, plagte ihn tief. Seine Eltern waren Solará gewesen, doch seine Mutter starb und das änderte vieles.
Sein Vater verlor den Glauben an das Schicksal und heiratete neu. Die Tatsache, dass Ambroz nie ein Solará Tattoo erhalten hatte, schien seinen Glauben zu festigen. Er dachte, das Schicksal hätte es auf seine Familie abgesehen und redete seinem Sohn zunehmend ein, er würde niemals eine Solará haben. Jetzt war es wohl offiziell geworden und er sollte heiraten.
Doch die Geschichte, er sei betrunken in den Wald gelaufen, schien mir unwahrscheinlich. Malynera befand sich im Süden des Kontinents, rechts neben dem Königreich Vinela. Wir befanden uns weiterhin in Hallar, im Westen gelegen. Wie war er dorthin gelangt? Ambroz war immer gut darin gewesen, zu lügen. Es kam mit dem Territorium. Als Prinz musste er ein gewisses Bild präsentieren. Und als Prinz Malyneras? Es war umso mehr wahr. Mela tendierten dazu, arrogant zu sein. Schönheit bedeutete Macht, welche sie durch Manipulation und Lügen ausnutzten.
Doch nach Jahren mit Ambroz konnte ich zunehmend sehen, wenn er nicht die Wahrheit sagte. Und seine Geschichte? Sie war klar gelogen gewesen und das stellte eine potenzielle Gefahr für Viktoria dar. Wenn ich seine Intentionen nicht kannte, wie konnte ich sie beschützen? Sie lief neben mir, wie so oft tief in Gedanken versunken. Ihr Blick glitt immer wieder unsicher über die Soldaten, während sie abwesend auf ihre Unterlippe biss. Ihre langen blonden Haare wehten im Wind und wirkten im Sonnenlicht fast golden. Sie war wunderschön und ich dachte nicht, dass ihr das bewusst war. Sie war ein Mysterium. Mal war sie selbstbewusst, dann unsicher. Sie schien ein allgemeines Misstrauen gegenüber Männern zu haben, die kleinste Berührung löste Angst in ihr aus.
Es machte mich traurig darüber nachzudenken, was ihr wohl passiert war. Mir war ihr Ring aufgefallen, hier standen sie für außerhalb des Solará Bundes geschlossene Ehen. War das auch in ihrer Fall so? Fühlte sie sich unwohl in der Nähe anderer Männer, da sie verheiratet war? Doch das erklärte die Angst nicht und es machte mich unerklärlich wütend zu denken, jemand hätte diese Gefühle in ihr verankert.
Sie schien beim laufen fast zu schweben, so elegant bewegte sie sich. Es war wohl der Vela in ihr zu verdanken. Ihre Kleidung akzentuierte ihre Figur. Doch so gerne ich sie beobachtete, versuchte ich meine Gedanken platonisch zu halten. Alles andere wäre mehr als unangebracht und sicherlich einseitig. Sie hatte mich gefragt, warum ich ihr half und ich war mir sicher, dass sie mir weiterhin nicht komplett vertraute. Doch die Wahrheit war, ich wusste es nicht. Sie zog mich an, ich wollte ihr helfen. Die Schicksalsgöttinnen hatten mich mit einer Vision beschenkt und ich war mir sicher, dass das etwas bedeutete. Sie vergaben Visionen nicht ohne Grund und als ich Viktoria das erste mal sah, wusste ich, sie würde bedeutend für mich sein. Es war seltsam, so etwas zu denken und ich verstand es nicht.
Doch ihr zu helfen, zum Baum des Lebens zu gelangen? Es bestand keine Frage für mich. Es war irrational, doch ich folgte meiner Intuition. Und die Tatsache, dass sie nicht wusste, welche Gaben sie besaß? Zu Beginn hatte ich gedacht, sie würde vielleicht keine besitzen. Dass sie eine der vielen Wesen ohne besondere Fähigkeiten war. Doch ich half ihr trotzdem, um ihr Gewissheit zu verschaffen. Und dann war die Seite herausgerissen, es war verdächtig. Die Bücher waren heilig, magisch geschützt. Es bräuchte starke Magie, um so etwas zu vollbringen. Und es gab keinen Grund dazu, einen so simplen und eigentlich harmlosen Trank verschwinden zu lassen.
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Schatten der Vergangenheit - Viktorias Vermächtnis
FantasyIm Jahr 1903 ist Viktoria eine 20 jährige Abnormität. Sie ist nicht verheiratet und träumt von einer Welt, in der sie frei leben kann. Dann platzt ihrer Mutter der Kragen und sie wird prompt an einen Mann verheiratet, der unter seiner Maske von Char...