ღ Kapitel 19 ღ

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Ich gebe die Hoffnung auf mehr lesen zu können und setze mich zurück aufs Bett. Seufzend sehe ich zur Decke rauf. Das sie so über mich schreibt ist doch ein gutes Zeichen oder nicht?

Meine Gedanken kreisen nur so umher doch ich werde ins hier und jetzt zurück geholt da die Tür erneut auf geht und Lilia mit einem skeptischen Blick hereinkommt.
"Du siehst so unschuldig aus. Was hast du angestellt?"
Fragt sie mich erhobener Augenbraue nach. 
"Gar nichts. Ich hab die ganze Zeit hier gesessen und mich zu Tode gelangweilt."
Lüge ich wobei mir sofort der tiefe Ausschnitt ihres beigefarbenen Kleides ins Auge fällt. Es ist recht schlicht gehalten und endet knapp über ihren Knien. Sie sieht einfach zum Anbeißen aus.

Immernoch skeptisch guckend geht sie zum Schreibtisch und nimmt sich ein Zettel und Stift zur Hand. Dann schreibt sie irgendwas drauf und befestigt ihn von außen an ihrer Tür.
"Ich hab geschrieben das ich allein sein möchte und nicht gestört werden will. Meine Mama respektiert solche Sachen eigentlichimmer. Es würde sonst auffallen wenn sie in mein Zimmer kommt und ich nicht da bin."
Erklärt sie auf mein fragenden Blick hin. Sie hat wirklich an alles gedacht.

Lächelnd stehe ich vom Bett auf und gehe Richtung Fenster. 
"Wollen wir?"
Leicht seufzt sie und zieht sich ein paar Ballerinas an. Dann greift nach ihrer Handtasche und steckt ihr Portemonnaie und das Handy rein.
"Ich habe wohl keine andere Wahl, oder?"
Immernoch lächelnd schüttel ich den Kopf.
"Nein."
Ich nehme ihre Hand und ziehe sie vorsichtig durch das Fenster nach draußen. Dort halte ich ihre Handgelenke in einem festen Griff und lasse sie dann an der Wand nach unten baumeln, so das sie im Kleid nicht über den Ast klettern muss.

Leider reicht es nicht ganz. Es fehlt noch knapp ein Meter bis sie den boden berühren kann.
"Ich lass dich jetzt los. Aber keine Angst es ist nicht mehr weit nach unten."
Erkläre ich ihr und tatsächlich nickt sie. Mein Herz schwillt vor stolz förmlich an.
"Auf drei."
Warne ich sie vor.
"Eins, zwei, drei …“
Ich lockere langsam meine Finger bis sie aus meinen Händen rutscht. Problemlos landet sie auf dem Boden. Zwar geht sie im die hocke und stützt sich mir den Händen auf aber sie hat sich nicht verletzt.

Als sie sich unversehrt wieder hinstellt springe ich einfach runter und lande entspannt neben ihr. Mit riesigen Augen sieht sie mich an. Dann zu ihrem Fenster rauf und zurück zu mir. Für Werwölfe ist so ein Sprung nichts doch für Menschen.. nunja.. keiner würde aus drei Metern Höhe springen und entspannt wie eine Feder landen.
"Alles gut.. Sportler können so einiges ab."
Versuche ich zu erklären doch so wirklich überzeugt wirkt sie nicht.

Schnell nehme ich mir ihre Hand und geduckt schleichen wir aus dem Garten rüber zu dem Auto. Ich frage mich ob ihre Mutter wohl gerade hinter einem Vorhang steht und uns  ausspioniert. Meine würde das definitiv tun.

Bei dem Auto angekommen macht Lilia ein beeindrucktes Gesicht. Beim letzten mal sind wir mit meinem Gefahren. Das ist das Auto von meinen Vater. 
"Nettes Auto."
Meint sie leicht beeindruckt und guckt abwechselnd von mir zum Auto und zurück.
"Hast du mehrere?"
Fragt sie weiter doch ich schüttel den kopf.
"Der gehört meinem Vater." 
Der Audi ist ein Frauenmagnet. Es überrascht mich also nicht dass er ihr gefällt.

"Hast du schon deinen Führerschein?"
Frage ich nun nach. 
"Ja seit letztem Herbst."
Antwortet sie. Gut das ist jetzt noch nicht lange aber im Grunde hat sie ja einen.
"Willst du das Baby mal ausprobieren?"
Ich hab bisher noch niemals jemand anderen hinter dieses Steuer gelassen.  Wenn auch nur ein Kratzer drin ist zieht mir mein Vater das Fell über die Ohren.
Das ich es ihr also erlaube überrascht mich selbst etwas. Doch es wird ihr mit Sicherheit Spaß machen und ich will sie zu gern wieder lachen sehen. Ihr traurigen Blick kann ich einfach nicht mehr ertragen.

"Warum?"
Fragt sie erstaunt nach. Doch ich zucke nur mit den Schultern, öffne die Wagentür und lehne mich mit einem Arm darauf.
"Spaß und Ablenkung."
Im Moment sieht sie allerdings noch nicht sehr überzeugt aus. Grinsend wackel ich mit den Augenbrauen.
"Außer du hast natürlich Angst."
Das ändert ihre Meinung schnell. Mit einem breiten Grinsen setzt sie sich hinters Steuer.
"Wie schnell fährt denn das Baby?"
Dabei betont sie stark das Baby.
"Ich verspreche dir das wirst du nie herausfinden."
Das wird sie wirklich nicht denn immerhin bin ich bei ihr und ihre Sicherheit hat oberste Priorität.

Ich werfe ihr den Schlüssel in den Schoß, schlag die Wagentür zu und steige auf der Beifahrerseite ein. Beifahrer zu sein mit einer Frau im Auto ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Eine die mich etwas unsicher macht und das nicht weil ich Lilia nicht vertraue. Sondern weil ich einfach gerne die Kontrolle habe.

Lilia stellt sich den Sitz auf ihre Größe ein und drückt dann den Startknopf. Mit einem sanften Tritt aufs Gaspedal entlockt sie dem Flitzer ein mächtiges Heulen.
"Kannst du mit einer Gangschaltung umgehen?"
Fragte ich sie. Sie antworte nicht sondern sieht mich mit einem Willst du wetten Blick an. Problemlos fährt sie den Wagen aus der Parklücke.

Gemütlich fährt sie die Straße runter.
"Ist das alle was du drauf hast?"
Necke ich sie ein wenig denn sie fährt zarte fünfzig.
"Der Wagen wurde nicht für Spazierfahrten gebaut. Das ist ein verdammter Rennwagen!"
Erkläre ich ihr lachend. Ihrem Blick nach zu urteilen würde sie den Wagen gern mal richtig testen doch anscheinend traut sie sich nicht.

Vielleicht ist es die Angst vor einem Strafzettel, vor einem Unfall oder davor etwas umzufahren.
"Du denkst zu viel Lil..."
Kurz nimmt sie die Augen von der Straße und sieht mich an.
"Lass ruhig die Sau raus."
Mehr braucht es anscheinend nicht um sie zu überreden. Der Motor heult auf und ich werde leicht in den Sitz gepresst. Was für ein Spaß. Und den hatt sie sicherlich auch während sie runter zum Strand fährt.

An der Kreuzung vor dem Strand lasse ich sie links abbiegen.
"Wir gehen jetzt erstmal ins Bistro frühstücken. Mit einem leeren Magen können wir den Tag nicht starten."
Erkläre ich ihr worauf sich ihre Wangen röten und ihre Hände das Lenkrad etwas fester umklammern. Jaaaa Ich weiß genau an was du denkst. Unseren letzten Aufenthalt dort.
"Diesmal ohne Alkohol."
Versuche ich sie zu beruhigen.
"Ein paar Pancakes, etwas Obst und ein Osaft."
Erkläre ich ihr. Mit meiner Schwester habe ich gestern noch alles abgesprochen. Sie wird das Frühstück persönlich zubereiten und uns servieren.

"Wie alt bist du eigentlich?"
Fragt sie aus dem nichts heraus und sieht kurz zu mir rüber. Wahrscheinlich um schnell das Thema zu wechseln.
"Achtzehn."
Antworte ich ihr gelassen und beobachte sie. Beifahrer zu sein hat doch auch seine Vorteile.
"Seit wann?"
Fragt sie muter weiter und hält an der roten Ampel an.
"Seit fünften Mai." 
Leicht nickt sie und beißt sich dabei auf die Unterlippe.
"Und du?"
Frage ich nach. Auch wenn ich die Antworten schon kenne. Es würde den Eindruck machen das ich es nicht wissen will wenn ich sie nicht danach frage.
"Ich bin siebzehn. Seid dem achten Januar."
Ich erinnere mich an den Tag. Sie hat Jason vom Klassenraum abgeholt. Eigentlich wollte ich sie gratulieren aber sie hatte nur Augen für ihn und dann waren sie so schnell weg das ich es nicht mehr konnte.

Nun sagt keiner mehr was doch das ist nicht schlimm. Es sind nur noch wenige Meter bis zum Bistro meiner Schwester und ich bin einfach nur glücklich. Lilia, meine zukünftige Frau, sitzt hier neben mit im Auto und wird den Tag mit mir verbringen. Was soll da noch schief gehen?

♡This is my Girl♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt