Der Wechsel ins Glück

S1/43 Endlich wieder Bundesliga

Die nächsten Tage verlaufen ruhig und harmonisch. Obi und ich haben uns vorgenommen, mindestens zweimal in der Woche abends gemeinsam zu kochen. Heute ist wieder so ein gemütlicher Kochabend angesagt, und auf dem Speiseplan stehen Spiegeleier mit Kartoffelpüree und Spinat.
Wir gehen zusammen in die Küche und es dauert nicht lange, bis mein Magen anfängt durch den Duft des Essens zu knurren.

Obi grinst mich an, während sie neben mir steht, und ich schwinge meine Hüfte spielerisch gegen ihre. Während wir in der Küche stehen und kochen, erzählen wir uns wie die Woche so läuft und lachen viel. Als das Essen fertig ist, setzen wir uns und genießen die Zweisamkeit. Dabei unterhalten wir uns auch darüber was wir als nächstes Kochen könnten.

Als wir fertig sind, nehme ich ihren und meinen Teller und räume beides in den Geschirrspüler. Obi macht währenddessen das Wohnzimmer sauber und ich räume noch in der Küche auf. Dann machen wir uns Bettfertig und erzählen uns noch, was uns so durch den Kopf geht, und schlafen kuschelnd ein.

Das Spiel gegen Hannover entwickelt sich zu einem wahren Torfestival für uns, auch wenn Obi und ich nicht auf dem Spielfeld stehen. Die Mannschaft zeigt eine beeindruckende Leistung und sichert sich einen überzeugenden 7:1 Sieg.

Von der Bank aus verfolgen Obi und ich das Geschehen gespannt. Auch Jule sitzt noch neben uns und wird erst in der Halbzeit eingewechselt. Wir haben uns fest in unser Decken gekuschelt da es eisig ist heute. Vorher musste man tatsächlich sogar Schnee räumen damit der Platz bespielbar ist. Die Tore fallen fast alle 10 Minuten und jede Aktion wird bejubelt. Auch Tommy setzt sich hin, da es auch taktisch keinen Raum für Verbesserungen gibt heute. Wir spielen das Spiel Souverän herunter. Nur kurz als Hannover den Ehrentreffer macht, wird Tommy sauer und sortiert die Mädels auf dem Platz nochmal.
Nach dem überzeugenden Sieg gehen wir zu den Fans, die heute gekommen sind und geben paar Autogramme und machen Selfies, bevor es dann in die warme Kabine zum wieder Aufwärmen geht.

Freitag ist trainingsfrei, und wir nutzen die Gelegenheit, nach Bremen zu fahren, um die Mädels von Leverkusen anzufeuern. Das Spiel beginnt, und die Leverkusenerinnen geben alles. Es dauert nicht lange, bis Karolina das erste Tor erzielt. Die Fans jubeln, und wir schließen uns dem enthusiastischen Applaus an.

Das Spiel bleibt intensiv, und kurz vor der Halbzeit legt Nikola mit zwei weiteren Toren nach und wir feiern die Treffer ausgelassen. Die Leverkusenerinnen präsentieren sich in Topform, und es ist ein Genuss, sie spielen zu sehen.

Mit einem souveränen 3:0-Sieg beendet die Schiedsrichterin das Spiel. Dann nähert sich uns Selina und sie strahlt über beide Ohren bevor sie uns beide umarmt.

Selina: "Hey, ihr beiden! Vielen Dank, dass ihr hier seid und uns so lautstark unterstützt habt. Das bedeutet uns wirklich viel!"

Karolina nickt zustimmend und fügt hinzu: "Eure Unterstützung hat uns einen extra Schub gegeben. Es ist immer besonders, wenn man Freunde im Stadion sieht."

Y/N: "Ihr habt großartig gespielt! Die Tore von Karolina und Nikola waren absolute Highlights. Ihr habt euch den Sieg wirklich verdient."

Obi fügt hinzu: "Es war eine Freude, euch zuzusehen. Wir sind stolz auf eure Leistung."

Selina: "Vielleicht sehen wir uns ja bald auf dem Platz wieder. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute für eure kommenden Spiele."

Y/N: (grinst) “Ja, nächsten Sonntag sind wir da.”

Dann laufen die beiden über den Platz zurück zu den anderen und wir machen uns auf dem Weg zum Auto, um nach Wolfsburg zurückzufahren.

Montagabend haben wir unser Spiel und ich stehe am Feldrand, um mich zu dehnen, während ich die anderen beobachte. Es ist bereits die 20. Minute und Ramona Maier hat soeben das 1:0 für Essen geschossen. Während das Stadion jubelt, schaue ich in die betrübten Gesichter der anderen. Ich hätte gerne von Anfang an gespielt, aber falls ich eingewechselt werde, will ich meine Chance nutzen. Ich laufe die Bahn weiter auf und ab als ich wieder Essen anstürmen sehe. Ramona Maier läuft von der rechten Seite des Spielfeldes in den Strafraum hinein. Wir versuchen sie zu stoppen, aber sie setzt sich geschickt mit einem schnellen Haken vorbei und zieht drauf. 2:0 in der 39. Minute.

Einer der Co-Trainer ruft mir zu das ich mich jetzt in der Halbzeit warmmachen soll und zeigt mir noch, wo ich spielen soll und wie die taktischen Vorgaben sind, welche Tommy gleich in der Pause bespricht. Als Obi mit gesenktem Kopf ohne etwas zu sagen an mir vorbei geht greife ich ihre Hand und umarme sie. “Wir gewinnen das noch” flüstere ich ihr ins Ohr und lächle ihr zu. Mit einem Lächeln und einem Danke auf den Lippen geht sie weiter und ich mache mich warm. Als Tommy wieder raus kommt erklärt er mir noch das ich heute als Stürmerin auflaufe und nicht im Mittelfeld spielen soll. Die Position habe ich seit dem Abgang aus Leverkusen nicht mehr innegehabt aber weiß natürlich, worauf es ankommt.

In der 55. Minute startet unsere Aufholjagd und Ewa trifft aus 5 Metern nach einer scharfen Hereingabe von Jule. Der Ball saust an der verdutzten Torhüterin vorbei und schlägt mit Wucht im Netz ein.

Wir wissen natürlich, worauf es ankommt. Bayern hat gestern gegen Hoffenheim gewonnen und wir müssen nachlegen, wenn wir wieder auf der 1 stehen wollen.
In der 72. Minute schießt Jule den Ausgleich, nachdem sie mit einem Haken in den Strafraum zieht und frei vor der Torhüterin ins untere eck schießt. Ich springe Jule jubelnd auf den Rücken und klammere mich an ihr fest. Wir spüren das da noch etwas geht und Essen gehörig wackelt.

Wir schießen aus allen Lagen auf das Tor, jedoch ohne den Führungstreffer zu erzielen. Langsam ist es zum Verzweifeln. Auch ich habe schon zweimal aufs Tor geschossen, jedoch fehlen immer wieder diese 2, 3 Zentimeter damit der Ball rein geht. In der 87. Minute wird Obi in aussichtsreicher Position gelegt und es gibt Freistoß. Ich knie mich zu ihr hin und klopfe ihr grinsend auf die Schulter “Gutes Mädchen. Den Hau ich rein” lache ich und sie schüttelt nur schmunzelnd den Kopf.

Als ich mich zum Freistoß hinstelle und einmal tief durchatme merke ich erst wie viel Druck diese Situation auslöst. Obi steht neben mir und lächelt mich an. Dann läuft sie nach vorne und ich schließe kurz meine Augen. Als ich meine Augen aufreiße, löst sich meine Spannung und ich laufe an. Die Mauer springt hoch, jedoch habe ich genau damit gerechnet und schieße den Ball mit Wucht unter der Mauer hindurch und Sophia Winkler hechtet zu dem Ball. Jedoch schlägt er präzise unten im Eck ein und ich drehe mich fast schon schreiend vor Freude um und werde von einer Traube von Mitspielerinnen begraben. Als sich langsam alle vor mir lösen, kommt Obi fast schon lachend auf mich zu und klopft mir auf die Schulter. “Gutes Mädchen.” Ich drehe schmunzelnd meinen Kopf zur Seite und laufe grinsend mit ihr zurück zum Anstoß.

Das Spiel endet dann auch 3:2 für uns. Das war ein wirklicher Kraftakt und wir kommen gar nicht mehr aus dem Jubeln heraus. Solche Spiele zu gewinnen ist mehr wert als ständig 3:0 zu gewinnen. In der Kabine und im Bus auf dem Weg nach Hause feiern wir noch bis spät in die Nacht und fahren dann vom Gelände aus nach Hause.