7| Party Girls

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„Klar, ich gehe gerne mit euch auf die Party!", verspricht Xavier mir am nächsten Tag in der Vorlesung. „Ich kenne hier in Québec Stadt noch nicht so viele Leute und deine Mitbewohnerin klingt nett. Gib mir mal dein Handy, dann tippe ich meine Nummer ein."

Ich atme erleichtert auf. Ohne Xavier hätte ich keine Chance, Louis aus der Reserve zu locken. Xavier ist mit seinen dunklen Augen und den muskulösen Oberarmen nämlich ziemlich attraktiv, auch wenn er nicht mein Typ ist.

„Bist du sicher, dass du nicht auch diesen „Louis Québec" fragen möchtest, der bei dir eingespeichert ist?", zieht Xavier mich plötzlich mit einem frechen Grinsen im Gesicht auf.

Ich fahre mir verlegen durch meine rote Strubbelmähne. „Der kommt auch mit zwei seiner Freunde."

„Aha." Xaviers Augen leuchten auf. „So enttäuscht wie du darüber klingst, hättest du ihn lieber für dich alleine. Muss ein ziemliches Sahneschnittchen sein."

Ich zucke betont lässig mit den Schultern. „Wir sind Freunde, er hat mir bloß geholfen, mein Französisch zu verbessern. Heute findet schließlich der Einstufungstest statt."

Xaviers Grinsen wird breiter. „Französisch geübt, natürlich. Dann drücke ich dir die Daumen für den Test nachher. Sieh's so: Wenn es gut läuft, können wir das auf der Party feiern, wenn nicht, können wir deinen Kummer wegtrinken."

„Richtige Einstellung, wir feiern heute Abend auf jeden Fall!", stimme ich Xavier zu, auch wenn sich ein Kloß in meinem Hals bildet, wenn ich an den Einstufungstest denke. Selbstverständlich konnte ich gestern den ganzen Abend lang nur an Louis denken und habe kein einziges Mal in mein Französischbuch geschaut. Und im Café haben wir uns zwar auf Französisch unterhalten, aber richtige Aussprache und Grammatik waren auch da auf meiner Prioritätenliste weit unten. Keine Ahnung, wie ich diesen Test überstehen soll. Ich sehe mich schon für den Rest des Semesters im Nachhilfeunterricht, während die anderen Journalismus-Studenten Zeit für coole Projekte haben.

Tatsächlich vermassle ich den Einstufungstest, denn beim Hörverstehen höre ich statt eines Dialogs über Umweltverschmutzung Louis Stimme und statt einen Artikel über Kanadas Außenpolitik zu kommentieren male ich gedankenverloren Lilien und Herzen aufs Papier. Zumindest für die Lilien müsste ich allerdings einen Bonuspunkt bekommen, denn sie sind die Nationalblumen Québecs und zieren sogar die Flagge.

Als ich meinen Test abgebe, fühle ich mich auf einmal kein bisschen mehr schlecht. So schlimm wird der Nachhilfeunterricht in Französisch bestimmt nicht, vielleicht macht er sogar Spaß. Soleil hat vollkommen recht, ich bin in erster Linie hier, um das Leben zu genießen. Meine Füße können kaum noch stillstehen, weil sie endlich tanzen wollen. Mein Mund möchte aus voller Kehle singen und mein Herz einen Purzelbaum nach dem anderen schlagen. Wann habe ich mich das letzte Mal so voller Leben gefühlt? An der Uni bestimmt nicht, da wurde man zumindest in Hamburg mit so vielen Hausarbeiten und Prüfungen bombardiert, dass zum Spaß haben nicht mehr so viel Zeit blieb.

*

„Da ist aber jemand gut drauf!", freut sich Soleil, als sie nachmittags bei mir anklopft, um gemeinsam Outfits für die „Welcome to the jungle" Semesteranfangsparty auszusuchen.

„Bin ich auch, hab deinen Rat beherzigt!", antworte ich und stelle die Taylor Swift Playlist auf Spotify lauter. „Heute Abend will ich alles vergessen und einfach nur Spaß haben."

„Ja, das ist mein Mädchen!", jubelt Soleil und klopft mir auf die Schulter. „Tanz in dein Auslandssemester, als gäbe es kein Morgen! Auf der Party werden jede Menge cooler Leute sein und du hast sogar schon zwei heiße Typen, die mit dir hingehen! Besser kann es doch gar nicht laufen!"

Verliebt in einen QuébécoisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt