„Der Bericht ist also, wahr, Vater? Auf dem Thron sitzt jetzt Olivier?“, fragte ich Vater angespannt, dieser begutachtete einen Wyvern – Schwanz, während Olivier gelangweilt mit den Blüten herumspielte.
„Aber ja. Ab nun wird Olivier die Bürde der Neugeburt des Reichs auf sich nehmen“, hörte ich Vater sagen. Ich ballte meine linke Hand immer wieder zur Faust und versuchte ruhig zu bleiben.
„Wie soll er das Reich anführen? Er ist bloß ein Kind.“ Die Wut, welche ich für Olivier empfand, konnte ich nicht verbergen. Doch Vater ließ das kalt.
„Natürlich berate ich ihn, bis er mündig ist.“
„Vater, bitte …“, versuchte ich ihn zu erreichen, zeigen, dass diese Entscheidung ein Fehler sei.
„Ich bin nicht mehr der Jüngste. In unserem neuen Kaiserreich muss frisches Blut regieren … und wer wäre dafür besser geeignet als mein Sohn?“, sprach Vater und sah stolz zu Olivier. Ein Blitz ließ den Audienzsall erhellen, seit ich in Dichasia angekommen war, regnete es in Strömen, als würde das Wetter meine innersten Gefühle widerspiegeln. Vaters Worte hingegen ließen mich erstarren.»Ich bin ebenfalls dein Sohn, der Erstgeborene und sollte den Thron übernehmen. Nicht Olivier«, wollte ich Vater am liebsten entgegenschreien, doch kein Wort drang über meine Lippen.
„Da wäre noch etwas, Dion.“
Ich wandte meinen hasserfüllten Blick von Olivier ab und sah zu Vater.
„Hugo Kupka ist tot und Drachenfang zerstört. Die Pfeiler der Republik sind gefallen. Nicht lange und das heilige Banner Sanbréques weht über jeder Stadt von Styrm. Und dann Valisthea. Alles soll bald unterworfen werden.“
Mit Entsetzen sah ich Vater an, erneut hatte er es mit Worten geschafft, mich aus der Fassung zu bringen. Doch diese Worte übertrafen alles!„Vater, das sind die Worte eines Tyrannen!“, sprach ich entsetzt. Vater sah mich ernst an, ehe er aufstand.
„Es sind die Wörter einer Göttin. Unserer Herrin, die ich verkörpere. Große Gwygors Menschenform!“
Vater kam näher auf mich zu, im Gedanken schüttelte ich den Kopf. Nein, Gwygor würde nie so handeln. Nicht einmal die Göttin Leviathan.
„Nein Vater. Ich glaube euch nicht. Unsere Göttin Gwygor würde nie so handeln. Nicht einmal die Göttin Leviathan würde dies tun. Und die is … war eine mürrische Göttin.“
Ich hatte mich im letzten Moment ausgebessert, es sollte niemand wissen, dass Leviathan noch lebte.
Vater hob seinen Stab und legte ihn auf meine rechte Schulter und drückte ihn voller Kraft nach unten. Er wollte mich zum Niederknien zwingen, doch dies wollte ich nicht. Aber Vater drückte noch mehr zu, auch wenn ich dort eine Rüstung trug, schmerzte es bereits und ich ging schlussendlich doch in die Knie. Wenn auch nicht gewollt, doch das war nicht alles, ich spürte plötzlich das Ende des Stabes unter meinem Kinn und, wie es hochgedrückt wurde. Ich musste Vater ansehen, ob ich wollte oder nicht, also tat ich es.Er nahm den Wyvern-Schwanz, welche er in der Hand gehalten hatte, und steckte in mir wieder an meine Brust. Zwang mich förmlich zu der Treue zu ihm und Sanbréque.
„Zurück zu deinen Truppen, Dion. Und halte dich bereit. Zeigen wir der ganzen Welt die wahre Macht von Sanbréque.“
Vater drehte sich um und wollte wieder zu seinem Stuhl gehen.„Vater, bin ich für euch nur eine Waffe? Die ihr nach eurem Belieben einsetzen könnt? Oder bin ich für euch auch noch ein Sohn?“
Vater blieb stehen und sah mich an.
„Ihr habt euch sehr verändert, Vater, seit Tethys gestorben ist und Annabella in Euer Leben trat.
Eure Worte, Euer Plan, ist dies wirklich nach Euren Wünschen? Oder sind es eingeflüsterte Gedanken? Von Ultima, vielleicht?“„Was redest du da? Ich spreche für mich und nur für mich allein. Der Tod deiner Schwester hat mit meinen Entscheidungen überhaupt nichts zu tun, es war mehr eine Erleichterung, auch wenn ihr Tod tragisch war. Gwygor hat es so gewollt. Du bist mein Sohn und auch der Dominus von Bahamut und mir daher wichtig. Und Annabella schulde ich meinen Dank, sie hat mir mit ihrem Rat vieles deutlich gemacht. Bezüglich der Natur von Ländern und Herrschen … und auch von Göttern. Wo wir bei deinen Anschuldigungen sind Dion. Du kannst nicht wissen, was Gwygor will und Leviathan war männlich und ein Monster. Also bezeichne mich nicht als solch eines“,
sagte Vater verärgert. Ich sah von ihm zu Annabella und stand auf.
„Ihr vertraut den Worten dieser Verräterin? Sie brach ihre Treue! Zu Land und Ehemann! Und dass ihr so über Tethys sprecht, Vater, erfüllt mein Herz mit Trauer, auch Eure Ansicht mir gegenüber“, sprach ich meine Gefühle aus, aber Vater sagte dazu nichts.
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Vereint durch das Schicksal
FanfictionTethys Lesage, Zwillingsschwester von Dion Lesage wird im Gegensatz zu ihrem Bruder, von ihrem Vater verachtet. Er sieht in ihr keinen Nutzen, da sie laut ihm kein Dominus ist, doch er irrt sich. Als Annabella Rosfield Tethys Vater, den Vorschlag ma...