Kapitel 28 - Kihel

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Ich war in meinem Haus und legte gerade meine Verbände zusammen, die ich am Tag zuvor mit meinen Salben bestrichen hatte, als ich Schritte bei meiner Haustür hörte. Ich sah sofort zu ihr und hoffte dort Prinz Dion zu sehen, dass er es geschafft hat herzukommen, doch ich wurde enttäuscht. In der Tür stand ein Mann, im Alter von Prinz Dion, aber er hatte braune Haare, nicht blonde wie der Prinz. Er sah sich um, als er mich erblickte, wurde sein ernster Gesichtsausdruck weicher.
„Bist du Kihel?", fragte er mich, woraufhin ich nickte und zu ihm ging. Ihn genauer betrachtete, er musste Prinz Dion kennen; er trug eine Rüstung der Dragoons.
„Ja, die bin ich. Und wer seid ihr? Dient ihr Prinz Dion? Seid ihr einer seiner Dragoons?", fragte ich daraufhin los. Machte sogleich aber auch eine einladende Geste, dass er hereinkommen konnte, was der Mann auch tat.

„Habt ihr Durst? Soll ich euch Wasser bringen?"
„Nein danke. Ich bin Terence und ja ich kenne unseren Prinzen, er hat mich auch geschickt. Ich soll dir das hier geben ..." Er reichte mir einen Beutel voll mit Gil, ich nahm diesen zögernd an, ich konnte den Beutel gerade noch halten so schwer fühlte er sich an. Terence sah mich verwirrt an.
„So schwer ist der Beutel doch gar nicht."
„Kann sein, dass die Gil darin nicht so schwer sind, aber mir kommt es vor, als würde dieser Beutel nicht nur Gil enthalten, sondern auch das Gewicht der Schuld tragen. Ich habe Prinz Dion aber gesagt, dass er für das, was vorgefallen ist, nichts kann. Dass dieses Wesen, er nannte ihn Ultima, dass er für alles verantwortlich ist und ihn dazu getrieben hat, Dichasia zu zerstören. Aber er gibt sich immer noch die Schuld, habe ich recht? Und er will es wiedergutmachen, indem er gegen dieses Wesen kämpft und somit kann er mich nicht besuchen und hat euch geschickt, richtig?"
Terence sagte nichts, aber ich sah, wie eine Träne seine Wange hinablief. Für ihn war Prinz Dion viel mehr als nur sein Prinz, er liebte ihn. Also war er der Geliebte des Prinzen, von dem jeder sprach. Nur gingen die meisten von einer Frau aus, es war so wohl besser.
„Er hat mich auch gebeten, dass ich mich um dich kümmere, also ich bitte dich, dass du alles, was du benötigst, einpackst. Wir werden Dichasia verlassen und uns auf den Weg zu meinem ehemaligen Zuhause machen. Dort kann ich mich besser um dich kümmern. Bis mein Prinz und seine Schwester hoffentlich zu uns stoßen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, ihn wiederzusehen", sagte Terence.

Ich schwieg, ich wollte diesen Funken der Hoffnung, den er in sich trug, nicht mit meinen Befürchtungen ersticken, somit nickte ich und packte alles in meine Reisetasche zusammen. Nach zehn Minuten stand ich wieder vor Terence.
„Ich habe alles, viel war es ja nicht", sprach ich leise. Terence nickte er ging zum Tisch, auf diesen ich den Beutel mit Gil gestellt hatte er nahm ihn und steckte ihn ein.
„Wir werden ihn bestimmt brauchen, dann gehen wir einmal." Ich nickte und folgte Terence; als ich über die Türschwelle trat, sah ich ein letztes Mal zurück zu meinem Zuhause. Ein Gefühl in mir sagte mir, dass ich es das letzte Mal verlassen hatte.
„Kommst du Kihel, wir haben einen weiten Weg vor uns."
„Ich komme schon", rief ich und lief zu Terence. Wir gingen durch die Slums und kamen bei einer nicht zerstörten Gasse heraus. Als mein Blick an die Spitze des Turms fiel und ich glaubte dort jemanden zu sehen. Ich blinzelte ein paar Mal, doch es stand jemand dort oben.
„Terence, seht ihr das auch?", fragte ich den Dragoon und wollte nur eine Bestätigung, dass er es auch sah und ich nicht verrückt war. Der braunhaarige Mann drehte sich zu mir um und sah ebenfalls zur Spitze des Turms. Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Entsetzen, er packte mich grob am Arm und hob mich hoch, dann fing er zu laufen an.
„Terence, bitte lasst mich runter."
„Nein, Prinz Dion hat gesagt, ich soll auf dich aufpassen; wenn ich dich jetzt hinunterlasse, kommen wir nicht mehr rechtzeitig aus der Stadt raus. Und wir sterben!", sagte er nach Luft schnappend im Laufen.

„Nun singen die Kristalle niemals mehr. Doch aus der Stille erklingt ein neues Lied. Sein Choral bebend, ein Crescendo bis zum letzten, finalen Moment. Was verborgen lange dämmerte, erwachet nun!", hallte eine Stimme in meinen Kopf. Warum hörte ich sie, war das dieses Wesen? Dieser Ultima? Plötzlich sah man blaue Lichtstrahlen auf die Mitte des Turms zufliegen, aber es war nicht nur vier, fünf Strahlen, nein unzählige flogen auf den Turm zu.
„Die Welt ... zurück an der Quelle", hallte die Stimme weiter in meinem Kopf. Terence rannte über die Brücke, die aus Dichasia führte.

Vereint durch das Schicksal Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt