Ich hatte mir, nachdem ich vor zwei Tagen im Versteck von den Fluchbrechern aufgewacht war, meinen Speer geschnappt und mich auf den Weg nach Dichasia gemacht. Ich musste erfahren, was vorgefallen war, nachdem ich die Kontrolle über Bahamut verloren hatte. Ich musste erfahren, welches Chaos ich angerichtet hatte. Als ich endlich in Dichasia ankam, schritt ich an meiner Lanze stützend die zerstörten Straßen entlang. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Alles war zerstört, es war nur mehr Geröll, Schutt und Asche vorhanden. Häuser waren eingestürzt oder standen nur mehr zur Hälfte. In der Ferne sah ich verletzte Bürger und eine Person, die sie verarztete. Ich sah das Banner Sanbréques, es lag unter dem Schutt der zerstörten Häuser.
„Gwygor hab Gnade. Das ... das alles war ich ...?", fragte ich mich selbst entsetzt. Und fiel auf die Knie, ich griff mir auf meinen einbandagierten Arm, ich spürte, wie der Kristallfluch sich ausbreitete, mein Blick richtete sich in den Norden, wo der Turm zu sehen war, auf diesen sich einst der Kristall befand. Ich erinnerte mich, wie ich ihn unbedingt zerstören wollte, mir war es egal, ob wer zu Schaden kam oder nicht. In meinem Zorn und meiner Trauer hatte ich alles zerstört, was ich eigentlich schützen wollte. Ich hatte meinen Vater getötet, den ich retten wollte, ich hatte das Volk in Gefahr gebracht und wer weiß, wie viele getötet, dabei wollte ich es beschützen. „Was habe ich getan? ..." Erneut zog der Schmerz durch meinen Arm, dieses Mal war es zu viel, mir wurde schwarz vor Augen, bevor ich das Bewusstsein verlor, glaubte ich, jemanden auf mich zulaufen zu sehen.
Nach Stunden kam ich wieder zu mir, ich öffnete langsam die Augen und richtete mich auf. Es war mitten in der Nacht. Mein Blick wanderte an mich runter, mein Arm war neu einbandagiert, wie mein Oberkörper, die Schmerzen waren auch weniger geworden. „Wo bin ich hier?", fragte ich in die Stille des Raumes. Ich war eindeutig in einem Haus, aber wer hatte mich hierher gebracht. Plötzlich hörte ich Schritte und sah Richtung Tür. Durch diese Schritt ein Mädchen, ich schätze sie auf zwölf Jahre alt. Sie sah auf, unsere Blicke trafen sich.
„Bleibt, bitte liegen, ich hole euch etwas zu trinken", sagte sie, ehe sie weglief. Ich sah mich um und erblickte einen Teller mit einem Brot darauf liegend und einen Becher. Meine Hemd und Decken hängten auf einer Wäscheleine, mein Speer stand in einer Ecke. Dieses Mädchen lebte wohl alleine hier, aber sie konnte mich unmöglich alleine hierher gebracht haben. Es dauerte nicht lange, dann kam das Mädchen wieder, mit einem kleinen Krug in der Hand, diesen sie mir reichte.„Hier, frisch vom Brunnen." Ich nahm den Becher, sah sie an, suchte in ihrem Gesicht ein Anzeichen von Wut und Zorn, doch ich sah nichts dergleichen. Ihre Mimik war neutral, nein, eher in Sorge. Ich nickte ihr dankend zu und drang daraus, das Wasser war erfrischend und eine Wohltat für meine trockene Kehle. Nachdem ich das Wasser getrunken hatte, war das Mädchen wieder verschwunden, ich blickte aus dem Fenster, vereinzelt sah ich Häuser, sie waren schlicht gehalten, manche hielten gerade so zusammen. Soviel konnte ich erkennen, auf dem Wasser trieben mehrere leuchtete Holzlaternen.
„Oma hat immer gesagt, dass auch Geister sich verirren. Die Lichter sollen ihnen den richtigen Weg weisen, dass sie nicht ruhelos umherwandern, weil sie aus dem Leben gerissen wurden. Auch wenn Oma damals eines natürlichen Todes starb, habe ich für sie ebenfalls ein Licht angezündet", hörte ich die Stimme des Mädchens plötzlich neben mir. Ich sah auf den Fluss, unzählige Lichter trieben diesen hinab.
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Vereint durch das Schicksal
FanfictionTethys Lesage, Zwillingsschwester von Dion Lesage wird im Gegensatz zu ihrem Bruder, von ihrem Vater verachtet. Er sieht in ihr keinen Nutzen, da sie laut ihm kein Dominus ist, doch er irrt sich. Als Annabella Rosfield Tethys Vater, den Vorschlag ma...