Hour 102

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»Hey Pinetree.« sage ich leise.

Leicht geschockt schaut mich der Junge an.

»Bill?« fragt er und ich nicke.

Er will mich umarmen doch glitscht durch mir durch. Er weint. Ich weiß nur nicht ob vor Freude oder vor Trauer. Vielleicht aber auch für beides.

»Bill...« schluchzt er.

»Was machst du hier?« fragt er unter Tränen.

»Pinetree. Ich kann keine weitere Stunde mehr ohne dich aushalten. Mein Leben ist schrecklich ohne dich geworden.« entgegne ich ihm.

»Du weißt aber, dass ich gestorben bin oder?« fragt er traurig und ich nicke.

»Es wird Zeit dies zu ändern.« sage ich entschlossen zu ihm.

»Wieso bin ich überhaupt gestorben? Ich kann mich daran nur erinnern, dass Amane und ich mit einem Zug hier hin gefahren sind.« seufzt Pinetree.

»Das ist eine lange Geschichte.« seufze ich traurig.

Zu wissen, dass ich ihm nicht helfen konnte, macht mich so fertig.

»Ich soll dir diesen Zettel geben. Ich weiß nicht von wem er ist.« sagt Pinetree plötzlich in der Stille hinein und überreicht mir einen Zettel.

»Okay.« sage ich leise und stecke den Zettel ein.

Pinetree fängt an zu lächeln.

»Ich liebe dich Bill Cipher. Ich bin froh, mit dir zusammen zu sein, auch wenn ich gestorben bin.« sagt er liebevoll zu mir.

»Ich auch.«

Der Fakt dass Pinetree und ich eigentlich wieder getrennt sind, versetzt mir einen stechen in der Brust.

Plötzlich taucht Amane wieder auf.

»Tick-Tack deine Zeit ist vorbei.« kichert Amane amüsiert und packt mich wieder an den Arm.

»Bis dann...« sagt Pinetree enttäuscht.

Doch ich lächle ihn nur an.

Im Zug schaue ich mir Amane genauer an. Er trägt eine Schuluniform. Ich weiß dass in seiner Jacke ein Messer versteckt hält. Er trägt eine Braune Cap. Seine Schwarzen Haare hängen ihm ein bisschen im Gesicht. So alt sieht er nicht aus. Ich schätze ihn auf 13 Menschliche Jahren. Seine Braunen Augen treffen auf meine und ich schaue weg.

Amane kichert amüsiert, doch schnell verstummt er.

»Entschuldige mich.« sagt er schnell als er aufsteht und im anderen Abteil verschwindet.

Nach wenigen Minuten kommt er wieder zurück und seine Kleidung ist beschmiert mit Blut. Begeistert schaut er das Messer an, welches er in seiner Hand hält und leckt das Blut was ich darauf befindet ab.

Sehr merkwürdiger Typ.

»Entschuldige.« sagt er als er sich wieder hinsetzt und sein Messer wegsteckt.

»Aber manchmal kommt es vor, dass sich Yokais sich nicht benehmen oder manchmal auch unbefugte sich im Zug befinden.« sagt er lächelnd.

»Keine Sorge, sie sind nicht tot. Sollten sie zumindest nicht sein-« flüstert er den letzten Satz und legt den Kopf in den Nacken.

»Ah...« er schaut mich wieder an. »Tut mir außerdem leid, dass du mich in diesem Zustand sehen musstest. Ich hatte lange nichts mehr zu essen.« sagt er beschämt.

»Ich hab seit Monaten auch nicht mehr gegessen.« flüstere ich.

»Ich kann dir was frisches bringen.« sagt er schnell und seine Augen funkeln dabei.

»Nein, Nein schon gut.« sage ich schnell und winke ab.

Doch plötzlich ist Amane mit seinem Gesicht mir ganz nah.

»Hmmm~ Wenn du bald nicht was isst, findet du dich im Rausch wieder — oder du sitzt neben mir im Zug und kommst nie wieder ins Diesseits.« lacht er und setzt sich wieder.

Er überschlägt seine Beine.

»Wir sind gleich da.« sagt er und lächelt mich komisch an.

»Du kannst ihn jederzeit Wiedersehen. Denk dran, deine Zeit ist im Jenseits begrenzt. Du kannst nicht für immer dort bleiben — denn sonst...« er dreht meinen Kopf Richtung Fenster und ich schaue nach draußen. Überall sind Wesen welche aus gegraut sind und einige lösen sich in Staub auf.

»Du endest sonst wie sie. Sie haben sich zu lange aufgehalten und sterben. Sie kommen nie wieder.« sagt er und lässt meinen Kopf los.

»Du hast immer nur fünf Minuten. Überschreite sie also nicht, wenn du mich wieder besuchen kommst.« sagt er ernst.

Der Zug bleibt stehen.

»Bis dann also!« verabschiedet er sich von mir und ich steige aus.

666 Hours to be (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt