Samuel
Nachdem ich mich von Amaya verabschiedet hatte, begab ich mich zum Zimmer meines Bruders Diego. Er saß da, vertieft in seinen Laptop, als wäre die digitale Welt sein einziger Zufluchtsort. Seine Augen waren auf den Bildschirm gerichtet, während seine Gedanken vermutlich in den Tiefen des Mafia-Netzwerks wanderten. Er war verantwortlich für den Drogen und Waffenhandel, der meistens Online ablief.
"Ich werde jetzt gehen. Ale wartet auf mich. Pass auf Amaya auf. Komm ihr nicht zu nah, hast du verstanden?", meine Stimme klang düster, als ich die Worte aussprach. Diego hob kurz den Blick von seinem Laptop und nickte stumm, ohne viele Worte zu verlieren. Es war eine stumme Vereinbarung zwischen uns, ein stillschweigendes Abkommen, das von Jahren der Zusammenarbeit und des Schweigens geprägt war.
Die Kommunikation zwischen Diego und mir war knapp geworden, reduziert auf das Notwendigste. Er trug mir eine unausgesprochene Schuld an allem bei, was uns widerfahren war, an den Schrecken, die über unsere Familie hereingebrochen waren, an dem Verlust, den wir erlitten hatten. Doch niemand außer uns beiden kannte die dunklen Schatten, die über unsere Beziehung hingen. Vor anderen spielten wir das perfekte Bruderpaar, doch in Wahrheit lastete zwischen uns ein unsichtbares Gewicht aus Hass und Vorwürfen.
Dennoch war es heute unausweichlich, dass ich ihm die Verantwortung für meine zukünftige Frau übertragen musste. Trotz des Hasses, der zwischen uns brodelte, vertraute ich ihm. Denn in der Mafia gab es eine unumstößliche Regel, die über allem stand: Vertrauen. Und Diego würde niemals unsere Familie verraten, denn unser Blutsband und die Ehre unserer Familie waren für ihn heilig.
Wir starrten uns beide noch kurz in die Augen, dann drehte ich mich aber um und schloss wieder seine Tür. Ich lief nach unten und nahm mir meinem Autoschlüssel. Damit lief ich zu unserer Garage, direkt zu meinem Range Rover.
Mit hastigen Schritten erreichte ich mein Auto und öffnete die Tür, während ich mich hinter das Lenkrad fallen ließ. Der Motor brüllte auf, als ich ihn startete, und ich drückte das Gaspedal durch, ohne einen Moment zu zögern. Mein Blick fiel auf mein Handy, und ich wählte die Nummer meines ältesten Bruders, Alessandro. Das Telefon klingelte zweimal, bevor er endlich antwortete, seine Stimme klang angestrengt und außer Atem. "Samuel, wo zur Hölle steckst du? Wie lange dauert es bitte hier her zu fahren, verdammt?", fragte er mit einer Dringlichkeit, die mich sofort alarmierte. Etwas Schlimmes musste passiert sein.
"Was ist los, Ale? Warum atmest du so schwer?" Meine eigene Stimme war von Anspannung geprägt, als ich versuchte, Informationen aus ihm herauszupressen. Doch bevor er antworten konnte, drückte ich noch fester auf das Gaspedal, meine Gedanken bereits bei möglichen Katastrophen. "Er ist weg", sagte Alessandro schließlich, und ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Ohne dass er den Namen aussprechen musste, wusste ich sofort, von wem er sprach: Dante Ruiz, der Mann, der unsere Schwester brutal ermordet hatte und den wir seit Monaten gefangen hielten.
"Wie zum Teufel konnte er entkommen?" Meine Worte waren ein Ausbruch der Frustration und Wut, während ich versuchte, die Situation zu begreifen. "Er muss unseren Sicherheitsleuten etwas angeboten haben. Sie sind ebenfalls verschwunden", antwortete Alessandro, und mein Herz begann wild zu hämmern vor Zorn. Wie konnten wir es zulassen, dass unsere eigenen Männer sich gegen uns wendeten? Eine Mischung aus Wut und Hilflosigkeit stieg in mir auf, und ich schlug frustriert auf das Lenkrad.
Doch dann erinnerte ich mich an Amaya. Sie war nur mit Diego in unserem Haus, einem Ort, den Dante kannte. Alle anderen Frauen waren an geheimen Orten untergebracht, aber Amaya war nicht bei ihnen. Ein Gefühl der Panik überkam mich, als ich realisierte, dass sie in Gefahr sein könnte. Ohne zu zögern, drehte ich das Auto abrupt um und beschleunigte noch weiter, während ich den Weg nach Hause einschlug. Wenn Dante Rache üben wollte, würde unser Zuhause sein erster Anlaufpunkt sein. Ich musste Amaya um jeden Preis schützen.
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Killed for love
RomanceStellt euch vor euer Leben verändert sich von der einen auf die andere Sekunde. So ging es Amaya. Sie war ein eher ruhigeres Mädchen, das in einer kleinen Stadt von Italien lebte. Ihre einzige Familie war immer ihr Vater, was sie aber nicht störte...