Amaya
Samuel und ich verbrachten die verbleibenden zwei Stunden in trauter Zweisamkeit. Er bemühte sich redlich, mich zu beruhigen und mir meine Nervosität zu nehmen. Immer wieder strich er sanft über meinen Rücken und sprach mit einer sanften, liebevollen Stimme, die mir half, meine Ängste zu vergessen. „Alles wird gut, Cara Mia. Du bist stark, und ich bin bei dir," sagte er immer wieder und küsste meine Stirn.
Kurz vor 16 Uhr machte sich in mir ein mulmiges Gefühl breit, doch Samuel nahm meine Hand und führte mich hinaus in den Garten. Schon als wir die Terrassentür öffneten, schlug mir eine Welle aus Farben, Licht und Musik entgegen. Der Garten war in ein wahres Paradies verwandelt worden. Überall hingen Lichterketten, die in der untergehenden Sonne glitzerten, und die Tische waren mit üppigen Blumengestecken geschmückt. Auf den Stühlen lagen edle, bestickte Stoffe, und ein roter Teppich führte zu einer kleinen Bühne, die für die Feierlichkeiten errichtet worden war.
Die Dekoration war atemberaubend und raubte mir für einen Moment den Atem. Doch als mein Blick über die Gäste schweifte, stockte ich plötzlich. Überall standen elegant gekleidete Männer und Frauen, die sich angeregt unterhielten. Es waren weit mehr Gäste, als ich erwartet hatte. Ein Gefühl der Beklemmung stieg in mir auf, und ich blieb abrupt stehen, unfähig, einen weiteren Schritt zu machen.
„Samuel," flüsterte ich, und mein Griff um seine Hand wurde fester. „Es sind so viele Leute hier. Ich dachte, es wäre eine kleinere Feier."
Er spürte meine Anspannung und drehte sich zu mir um, seine Augen suchten meine. „Cara Mia, es sind viele, weil sie alle hier sind, um uns zu feiern. Du bist jetzt Teil dieser Familie, und sie wollen dich kennenlernen. Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde die ganze Zeit bei dir sein."
Trotz seiner beruhigenden Worte fiel es mir schwer, meine Angst zu überwinden. Die Menge wirkte überwältigend, und die neugierigen Blicke der Gäste schienen mich zu durchbohren. Doch Samuel ließ meine Hand nicht los und führte mich entschlossen weiter. „Vertrau mir," flüsterte er noch einmal, und ich zwang mich, ihm zu folgen.
Als wir näher kamen, hörten die Gespräche nach und nach auf, und die Blicke der Gäste richteten sich auf uns. Ein Gemurmel ging durch die Menge, und ich fühlte, wie mein Herz schneller schlug. Doch Samuel blieb ruhig und lächelte, als er die Gäste begrüßte. „Willkommen, und danke, dass ihr alle gekommen seid, um diesen besonderen Tag mit uns zu feiern," sagte er laut, und seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.
Langsam lockerte sich meine Anspannung ein wenig, und ich begann, die Gesichter in der Menge zu erkennen. Da waren seine Brüder Diego und Silvano, die mich freundlich anlächelten. Auch Joanne und Flavio standen in der Nähe und winkten mir ermutigend zu. Samuels Mutter, Elena, trat vor und umarmte mich herzlich. „Du siehst wunderschön aus, Amaya." flüsterte sie mir zu.
Die Gäste begannen, sich wieder zu unterhalten, und die Atmosphäre wurde entspannter. Samuel führte mich zu einem der reich gedeckten Tische und half mir, Platz zu nehmen. „Erinnerst du dich an das, was ich dir gesagt habe?" fragte er sanft. „Du bist stark, und ich bin hier, um dir zu helfen."
Ich nickte und atmete tief durch. „Ja, Samuel. Ich werde mein Bestes geben."
Gegenüber von mir bemerkte ich ein älteres Pärchen, das sich angeregt unterhielt. Der Mann trug einen grauen Anzug, der seine stattliche Figur unterstrich, und seine Frau hatte ihr silbernes Haar zu einer eleganten Hochsteckfrisur zusammengebunden. Ihre Gesichtszüge kamen mir irgendwie bekannt vor. Beide hatten markante Wangenknochen und ein Lächeln, das mich an jemanden erinnerte.
Dann fiel es mir plötzlich ein: Die Ähnlichkeit war unverkennbar. Diese Leute mussten mit Tino verwandt sein, vielleicht sogar seine Eltern. Ich war mir fast sicher, dass dies die Großeltern von Samuel waren. Ihre ruhige, aber präsente Ausstrahlung vermittelte einen Hauch von Weisheit und Autorität, die wohl nur durch ein langes, ereignisreiches Leben erreicht werden konnte.
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Killed for love
RomanceStellt euch vor euer Leben verändert sich von der einen auf die andere Sekunde. So ging es Amaya. Sie war ein eher ruhigeres Mädchen, das in einer kleinen Stadt von Italien lebte. Ihre einzige Familie war immer ihr Vater, was sie aber nicht störte...