Kapitel 21

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Amaya

Die fröhliche Stimmung, die nur einen Augenblick zuvor noch die Luft erfüllt hatte, zerbrach plötzlich wie Glas, als der laute Schuss durch die Nacht hallte. In einem Herzschlag hatte sich alles verändert. Samuel reagierte blitzschnell und zog mich ohne zu zögern hinter sich, seine Muskeln angespannt, seine Augen scharf und wachsam. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust, getrieben von einer Welle aus Adrenalin und Panik, die meinen Körper erfasste. Die feierliche Stimmung war wie ausgelöscht, ersetzt durch eine greifbare Spannung, die wie eine dunkle Wolke über uns hing.

Meine Augen huschten panisch umher, auf der Suche nach der Quelle des Schusses, und dann entdeckte ich ihn. Ein Mann trat aus den Schatten, sein Gesicht nur schwach im flackernden Licht der Fackeln zu erkennen. Seine Augen, so tief und dunkel, dass sie fast schwarz wirkten, starrten uns an, als ob er durch uns hindurchsehen könnte. In seinem Blick lag etwas Kaltes, Unnachgiebiges, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Ich spürte, wie Samuel neben mir versteifte. Jede Faser seines Körpers war angespannt, als ob er sich auf einen Kampf vorbereitete. Seine Hand glitt unmerklich zu seiner Hüfte, und im nächsten Moment hielt er eine Waffe in der Hand, die er direkt auf den Fremden richtete. Seine Finger lagen ruhig und sicher am Abzug, als ob dies für ihn das normalste der Welt wäre. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich die Kälte in seinem Blick sah.

Mit zitternder Stimme flüsterte ich, meine Worte kaum mehr als ein Hauch: „Wer ist das?"

Samuels Kiefer mahlte vor unterdrückter Wut, und seine Augen blieben fest auf den Mann vor uns gerichtet. „Dante Ruiz," spuckte er den Namen aus, als wäre er Gift auf seiner Zunge. „Der Mörder unserer Schwester."

Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Eine Schwester? Samuel hatte nie von ihr gesprochen. In all der Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, war dieses Thema nie aufgekommen. Doch der Schmerz und die kalte Wut in seiner Stimme machten deutlich, dass dies eine offene Wunde in seiner Seele war. Mein Blick wanderte zu dem Mann namens Dante, der ruhig und selbstbewusst dastand, als ob er keine Angst vor der Bedrohung durch Samuel hätte.

Die Welt um uns herum schien stillzustehen, nur das Pochen meines Herzens und das Klicken der Waffe, die Samuel fest umklammert hielt, durchdrangen die Stille. Ein seltsamer, beunruhigender Moment der Ruhe, bevor der Sturm losbrach. Ich konnte die aufgestaute Spannung in der Luft förmlich spüren, als ob sie jeden Moment explodieren könnte.

Meine Gedanken rasten. Wer war diese Schwester, und warum war sie gestorben? Und was wollte dieser Dante Ruiz jetzt hier, ausgerechnet am Tag unserer Hochzeit? Die Fragen häuften sich in meinem Kopf, doch ich wusste, dass es keine Zeit für Antworten gab. Samuel stand zwischen mir und der Gefahr, und ich spürte die Ernsthaftigkeit der Lage mit jeder Sekunde intensiver.

Das Lächeln, das ich eben noch auf meinen Lippen getragen hatte, war längst verschwunden. An seine Stelle trat eine Angst, die mich wie kalte Hände umklammerte. Aber ich wusste, dass ich Samuel vertrauen musste, dass er alles tun würde, um uns beide zu schützen. Trotz meiner Furcht legte ich eine Hand auf seinen Arm, spürte die Anspannung seiner Muskeln und hoffte inständig, dass wir unversehrt aus dieser Begegnung hervorgehen würden.

Dante Ruiz' Stimme durchbrach die angespannten Stille wie ein kalter Windstoß. „Eine wunderschöne Ehefrau, Samuel. Meine Glückwünsche zur Hochzeit," sagte er, seine tiefe Stimme durchdrungen von einem Hauch unverhohlener Ironie. Es war ein Kompliment, das keinen wirklichen Respekt trug, eher eine scharfe Klinge, die sich in die Atmosphäre schnitt. Sein Lächeln, das sich langsam über sein Gesicht ausbreitete, hatte nichts Freundliches an sich. Es war ein unheimliches Grinsen, das seine dunklen Augen nicht erreichte, als ob er den Spott darin kaum verbergen könnte.

Killed for loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt