Prolog

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Ich renne und renne, immer schneller, während die Luft knapp wird. Der Regen prasselt auf mich nieder, und die Luft ist eisig, so kalt, dass ich definitiv erfrieren würde, wenn ich stehen bleiben würde. Doch ich halte nicht an. Sie sind schneller als ich, also muss ich um mein Leben rennen. Ich kann das nicht noch einmal durchmachen - nicht noch einmal! Meine Kehle schnappt nach Luft, und meine Seiten schmerzen vom Laufen, aber ich muss entkommen. Um jeden Preis!

Ich renne weiter, bis ich spüre, wie mich ein Stoß zu Fall bringt. Bevor ich etwas realisieren kann, sitze ich da, auf dem nassen Asphalt. Die Kapuze meines Pullovers, den ich übergezogen habe, um mich zu tarnen, wird innerhalb eines Wimpernschlags sanft vom Kopf gezogen.

„Hab ich dich", höre ich eine vertraute Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Mein Atem wird flacher, vor Angst, obwohl ich geradezu nach Luft ringen könnte.

Ich drehe meinen Kopf zitternd in Richtung des Mannes, der vor Jahren mein Leben zerstört hat, an dem Tag, an dem alles begann. Ein beklemmendes Gefühl der Panik durchflutet mich, wenn ich an diese Tage zurückdenke, und unbewusst steigen Tränen in meinen Augen auf. Die Furcht, die ich empfinde, ist anders, sie ist durchzogen von der Erinnerung an die damals zugefügten Schmerzen. Am liebsten würde ich mich im Erdboden verbergen, vor dieser schmerzhaften Vergangenheit fliehen.

„Na endlich, hast du sie?" fragt eine weitere vertraute Stimme genervt. Es ist der jüngere Bruder des Mannes, der mich zu Fall gebracht hat.

„Ja", kommt es knapp vom älteren Bruder. „Sieh mal, Rindou, sie ist ja gar kein hässliches Entchen mehr", fügt er spöttisch hinzu und lacht dabei heimtückisch. Die Kälte in seinem Blick lässt mich erahnen, wie sehr er sich darauf freut, mir erneut Schmerzen zuzufügen. Die Luft bleibt mir weg, und eine erdrückende Panikattacke übermannt mich. Bitte nicht... Bitte nicht... Bitte, verdammt nochmal, wenn das ein Albtraum ist, lass mich aufwachen, bete ich innerlich, während mein Herz in einem schnellen, angstgetriebenen Rhythmus schlägt.

„Es ist mir egal, wie sie aussieht. Nimm sie einfach mit", sagt der jüngere erneut, noch genervter als zuvor.

„Na, Na, wir wollen doch nicht, dass sie gleich wieder wegläuft", sagt der ältere in einem noch spöttischeren und herablassenderen Ton als zuvor. Vor Angst gelähmt, versuche ich mich kaum zu bewegen. Meine Beine wollen aufstehen, mein ganzer Körper möchte fliehen, aber ich weiß, ich habe keine Chance mehr. Die Dunkelheit umhüllt mich, und die Regentropfen vermischen sich mit meinen Tränen.

„Ran", höre ich eine andere Stimme, die mir sofort noch mehr Panik verbreitet. „Möchtest du Wurzeln schlagen, oder worauf wartest du?", sagt diese andere Stimme, die mir mehr Angst einjagt als die der beiden Brüder.

Dieses verdammte Narbengesicht! Dieser verdammte Junkie! Wieso ausgerechnet er? Wieso? Als ich seine Schritte höre, überkommt mich erneut eine Welle von Schaudern, und der kalte Regen, der mich komplett durchnässt hat, lässt mich die Kälte umso intensiver spüren. Es ist so verdammt kalt!

„Hallo, hässliches Entlein - huch, du bist ja doch nicht mehr so hässlich", lacht dieses verdammte Narbengesicht. Seine Worte durchbohren mich wie Pfeile, und ich spüre, wie sich die Angst in meinem Inneren ausbreitet. „Vielleicht sollte ich dir einen Gefallen tun und dich endlich von deinem Elend erlösen", fügt er mit einem zynischen Grinsen hinzu.

Mein Herz rast, und der Atem wird flacher, als ich versuche, die aufkommende Verzweiflung zu unterdrücken. Ehe ich einen Atemzug nehmen oder auch nur die Kälte spüren kann, merke ich, wie die Müdigkeit mich übermannt. Dieser verdammte Junkie hat mir eine Spritze ins Bein gestochen, und innerhalb weniger Sekunden schließen sich meine Augen. Mein letzter Gedanke ist die Hoffnung, dass ich es dieses Mal vielleicht überlebe, während die Welt um mich herum in Dunkelheit versinkt.

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Ich hoffe der Prolog hat euch zumindest gefallen, ich werde sooft ich kann und die Zeit finde hier reinschreiben. Bitte lasst doch positive Kommentare da oder Kritik oder Verbesserungsvorschläge.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt