Kapitel 13

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Schweißgebadet wache ich auf und bemerke, dass es doch kein Traum war. Ich liege im Bett, und wahrscheinlich habe ich mir das mit Sanzu auch nicht ausgedacht, sondern es ist wirklich passiert. Was war passiert, dass er sich so benommen hat?

Mir tut alles weh, und ein Räkeln meines Körpers macht die Schmerzen nicht gerade besser, aber ich habe wenigstens gut geschlafen. Muss sagen, dieses Bett von Narbengesicht ist echt bequem. Wo er geschlafen oder ob er überhaupt geschlafen hat, weiß ich nicht. Würde mich nicht wundern, wenn er wie ein Vampir sogar die ganze Nacht wach gewesen ist.

Ich bin komplett nass, und mein Blick sucht im Raum den Jogger, den Rindou mir gegeben hatte, von Ran. Als ich ihn auf der Kommode erblicke, stehe ich auf, um mir diesen zu nehmen und ins Bad zu gehen.

Im Bad angekommen, drehe ich das Wasser auf und wasche mir erstmal mein Gesicht mit kaltem Wasser. Scheiße, tut das gut. Ich würde am liebsten wieder eine Dusche nehmen, aber ich vertraue diesem Narbengesicht nicht. Ich belasse es bei einer Katzenwäsche. Beim Anblick im Spiegel merke ich, wie ich recht hatte mit dem hinterlassenen Geschenk von Hanma. Seine Würgemale sind kaum zu übersehen, und knallrote Handabdrücke erscheinen an meinem Hals im Spiegelbild.

Als ich mich umziehen möchte, bemerke ich etwas... Etwas, was ich zum zweiten Mal vergessen habe. Die Verkabelung an meinem Körper, die Wanze. Da sie noch an einer winzigen Stelle grün blinkt, gehe ich davon aus, dass sie noch aktiv ist. Scheiße, ich hoffe, ich habe nicht geschnarcht, ist meine einzige Sorge gerade, aber ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass nach dem Auftrag gestern eh keiner mehr zugehört hat. Wieso auch?

Ebenso gehe ich stark davon aus, dass ich sie eh nicht mehr benötige und nehme sie ab. Das grüne Blinken unterbricht und geht aus.

Ich führe meine Katzenwäsche fort und verlasse wieder das Badezimmer. Irgendwie ist es total ruhig. Zu ruhig. Bin ich alleine in der Wohnung? Ich traue mich eigentlich nicht, das Zimmer zu verlassen, aus Angst, Sanzu könnte wieder ohne Grund ausrasten oder sonst was.

Was ich dennoch nicht verstehe, ist, was war heute Nacht? Wie hat er mich ins Bett getragen, ohne dass ich etwas gemerkt habe, und was war dieses zu fürsorgliche „Schlaf weiter"? War er auf Drogen oder was? Ich muss innerlich lachen bei dem Gedanken, dass mich das gar nicht bei seinen Schwankungen wundern würde, wenn er wirklich welche nimmt.

Ich fasse meinen Mut zusammen und öffne die Tür einen kleinen Spalt und blicke heraus. "Du darfst das Zimmer ruhig verlassen", sagt eine vertraute Stimme. Und Gott sei dank war es nicht die von Sanzu, sondern die von Koko. "Komm, setz dich zu mir", sagt er und klopft auf den Platz neben sich.

"Das war übrigens großartig, ich wusste doch, dass du es schaffst, Hanma abzulenken, während die Jungs ins Büro gehen. Das war alles genau passend, auch wenn es mir leid tut, dass du dafür diese unschönen Male an deinem Hals haben musst", sagt er, und er sieht echt so aus, als würde ihm das leidtun. Ich spüre eine Ehrlichkeit, die von Koko ausgeht, die mich beruhigt.

Nervös blicke ich herum, um mich zu vergewissern, dass der Spassverderber nicht in der Nähe ist. "Keine Sorge, er ist bei Ran und Rindou, sie hatten gewisse Probleme", sagt Koko, und seine Augen verengen sich. "Geht es Ran und Rindou gut?" frage ich, und Koko lacht auf. "Was, machst du dir etwa  Sorgen um die beiden? Das brauchst du nicht, sie sind unschlagbar und kommen immer gut zurecht", sagt er und schließt seine Augen und schüttelt den Kopf lachend.

Ich seufze leise, bevor ich das Schweigen breche. "Koko, ich muss dir etwas über heute Nacht erzählen", gestehe ich zögernd.

Er sieht mich aufmerksam an, und ich erkläre ihm, wie Sanzu mich ins Bett getragen und mir seltsame, fürsorgliche Worte gesagt hat. Ich spüre, dass ich Koko vollständig in meine Verwirrung einweihe.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt