Kapitel 1

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"Hahahaha, schaut sie mal an, wie hässlich sie ist und ihre Haare erst",
mobben mich die Kinder aus der Schule. Diese ungezogenen Blagen.
Ja, das bin ich – Y/N, Y/A alt.
Ein Neuanfang in Shinjuku sollte meinem Leben einen frischen Anfang geben, doch diese Schule entpuppt sich als Ort der Grausamkeit.
Ich mag keine Menschen, schon gar keine Kinder in meinem Alter.
Ich ignoriere sie, aber anscheinend hält es sie nicht davon ab, nicht aufzugeben und sich weiter über mich lustig zu machen.

Hübsch bin ich auf keinen Fall, das gestehe ich mir ein.
Mein Spiegelbild erinnert mich an die Narben, die meine Vergangenheit hinterlassen hat.
Ich würde behaupten, dass ich geistig etwas älter bin als sie.
Vermutlich durch die ganzen Geschehnisse in meinem Leben, die nicht gerade bezaubernd sind. Eine Mischung aus Trauer, Wut und Erschöpfung begleitet mich täglich.

Genervt seufzend laufe ich an ihnen vorbei und setze mich auf die Schaukel, die so einladend aussieht. Der kalte Wind trägt ihre boshaften Worte zu mir, doch ich vergrabe mich in meiner Musik, um diese Hassklänge zu ersticken.

Ich merke peripher, wie diese Blagen sich weiter über mich lustig machen, ihre Hände vor den Mund halten und lachen, während sie tuscheln.
Es ist mir egal, ich bin zu müde, um mich damit zu beschäftigen.
Nach dem Tod meiner Mutter war alles anders.
Die Trauer hat mein Herz umklammert, und die Einsamkeit hat sich wie ein Schatten über mein Leben gelegt.
Ich bin allein in eine Pflegestelle für Jugendliche gekommen, die nicht besser war als diese Schule. Die Jugendlichen dort waren genauso gemein zu mir und haben mich nicht anders behandelt.
Das Gefühl der Isolation und Ablehnung begleitet mich wie ein treuer Begleiter.
Die Wunden meiner Seele sind noch frisch, und diese Schule scheint kein Ende des Spotts zu nehmen.

Das Klingeln der Glocke, das das Ende der Pause bedeutet, dringt durch meine Kopfhörer.

„Wieder in einem Raum mit diesen Vollidioten", murmele ich beiläufig und mache mich Richtung Eingang des Geländes auf.

Genervt und wissend, was in den nächsten zwei Stunden geschehen wird, steige ich die Treppe hinauf in den Klassenraum, und alle Blicke richten sich auf mich.

Natürlich, mein Tisch ist voller Kleber und irgendeinem anderen Zeug, das ein Lernen auf diesem Platz unmöglich macht.

Die üblichen Lästereien der Mitschüler prasseln auf mich ein.
Ein Schulterzucken ist meine einzige Reaktion.
Was kümmert es mich schon? Es ist alles gleichgültig.
Ich schaue mich um, um zu sehen, ob irgendwo anders noch ein Platz frei ist, aber leider vergebens. Also setze ich mich widerwillig an diesen verseuchten Platz. Ich höre, wie sie sich weiter über mich lustig machen und lautstark lachen.

„Wieso machst du den Tisch denn nicht sauber, Y/N? Hat man dir zuhause nicht beigebracht, sauber zu machen?", höre ich dieses Mädchen sagen, dem ich am liebsten die Fresse poliert hätte.
Ihr spöttischer Ton durchdringt mich wie ein entferntes Dröhnen.
Sie ist ein schönes Mädchen, gut gekleidet, stinkreich und stolz auf ihr privilegiertes Elternhaus. Die Art von Mädchen, die glaubt, dass Status, Geld und ein gutes Elternhaus die Welt regieren könnten.

Mit einem innerlichen Augenrollen ignoriere ich ihren Kommentar und schlage das Buch auf, das wir rausholen sollten.
Natürlich halte ich es über meinen Beinen, auf der Hand, und lege es nicht auf diesen ekligen Tisch. Was haben sie da eigentlich draufgeschmiert?
Es stinkt bestialisch, und ich glaube, ich möchte es auch nicht weiter im Detail wissen.
Ein müdes Lächeln spielt um meine Lippen, während ich mir denke, wie irrelevant und absurd all diese Schulspielchen sind.

Einige Zeit vergeht, und endlich ist diese unendlich lange, langweilige und nervenaufreibende Doppelstunde zu Ende.
Ich habe eh nichts verstanden, weder mitgemacht noch gelernt, geschweige denn überhaupt zugehört. Gleichgültig verlasse ich den Klassenraum, um mich wieder dem alltäglichen Spießrutenlauf zu stellen, die Absurdität des Schulalltags mit einem Schulterzucken akzeptierend.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt