Kapitel 20

99 11 3
                                    

Ein Hauch von Mitleid huscht darüber, und er lässt mich los. „Geh schlafen", sagt er schroff, aber seine Stimme klingt nicht mehr so hart wie zuvor.
Ich nicke langsam und er verlässt das Zimmer, immer noch von meinen Tränen überwältigt. Obwohl Rindou mir so viel Leid zugefügt hat, bin ich erleichtert, dass er mich endlich in Ruhe lässt. Hoffentlich kann ich jetzt etwas Schlaf finden und diesem Albtraum entkommen.

Rindou schließt die Tür hinter sich, und ich höre seine Schritte sich entfernen. Beruhigt lege ich mich in Rans Bett, welches so verdammt nach ihm riecht, und decke mich zu. Ich weiß nicht, wieso ich das Gefühl habe, dass ich krank werde; vermutlich liegt es daran, dass mir trotz der dicken Decke immer noch kalt ist. Ich zittere am ganzen Körper und versuche mir einzureden, dass ich einfach zu wenig Schlaf hatte. Denn krank in dieser Verfassung und Umgebung wäre für mich schrecklicher, als ohnehin schon.
Ich versuche die Augen zu schließen, als ich die Haustür klingeln höre. Ich bete innerlich einfach nur, dass es nicht Sanzu oder sonst wer ist, den ich nicht leiden kann. Mein Puls ist so hoch vor Angst, dass ich kaum noch müde bin. Ich lausche den Geräuschen, höre aber erstmal nichts. Stille. Danach höre ich Gott sei Dank nur die Stimme von Kakucho. Er scheint sich mit Rindou zu streiten, warum, aber verstehe ich nicht. Ich hoffe erneut, dass es nichts mit mir zu tun hat. Ich verkrieche mich so weit wie möglich unter der Decke und muss niesen.
Scheiße. Mir wird immer kälter und kälter, und ich schaue mich im Raum um, ob es vielleicht noch eine andere Decke gibt. Rans Zimmer ist riesig; gegenüber von seinem Bett steht eine kleine Couch, auf der eine Fleece-Decke liegt. Ich stehe auf, nehme diese Decke und wickle mich hinein, bevor ich mich wieder unter die Decke krieche. Mir ist übel. Kotzübel, und ich würde am liebsten schlafen, doch etwas in mir drin sagt mir, dass ich besser noch wach bleiben sollte.
Ich wusste ja, dass etwas passiert ist und Ran deswegen weg musste. Erneut klingelt die Tür, und mein Herz klopft bis in meinen Kopf. Ich höre dieses Mal eine Stimme, die mir mehr Angst macht als alles andere. Kisaki ... Was sucht dieser Mistkerl hier? Weiß er, dass ich hier bin?
Ich stehe auf und stelle mich an die Tür, sodass ich etwas hören kann, doch ich höre nur Kakucho mit ihm reden. Die Zimmertür wird aufgerissen, und Rindou legt mir direkt seine Hand vor den Mund, während er sich mit der anderen Hand den Zeigefinger an die Lippen hält. Ich soll ruhig sein. Alles klar. Rindou drückt mich ins Zimmer zurück.
„Gib bloß keinen Ton von dir, hast du verstanden?", fordert er mich auf, und ich nicke ihm zu. Als er das Zimmer wieder verlassen will, dreht er sich zu mir um und zieht die Augenbrauen hoch. „Ist dir so kalt oder was?", fragt er, denn ich bin immer noch in die Fleece-Decke von Ran eingehüllt, und ja, verdammt, mir ist arschkalt. Ich nicke ihm erneut zu, und er verlässt das Zimmer mit einem Seufzen.
Ich lausche weiter an der Tür und höre Rindous Stimme jetzt mit Kisaki reden. „Ganz schön mutig, dass du hier auftauchst. Hast du deine Hündchen mitgenommen?", höre ich ihn sagen, und seine Stimme ist wütender, als ich jemals von ihm gehört habe oder kannte. Kisaki redet irgendwas, doch er redet zu leise. Plötzlich höre ich ein lautes Knallen und dann erneut Stille.
Was mache ich jetzt? Ich habe nicht mal die Möglichkeit, Ran Bescheid zu geben. Soll ich rausgehen und nachsehen, ob es den beiden gut geht? Für einen kurzen Moment wollte ich schon nach der Türklinke greifen und rausgehen, bis die Tür erneut aufgemacht wird.
„Er ist weg", sagt Rindou, und ich sehe, wie er vor Wut eine Ader auf der Stirn hat. Ich hoffe nur, dass er keine schlechte Laune hat und das an mir auslässt.
„Du kannst rauskommen, wenn du willst", fährt er fort, und ich blicke hinter ihm in Kakuchos Augen, die mich angrinsen. „Hey Y/N", sagt er und hebt die Hand zum Grüßen. „Dir scheint wohl kalt zu sein", bemerkt er, und in dem Moment muss ich drei Mal hintereinander niesen.
„Das hört sich gar nicht gut an", sagt Kakucho und läuft auf mich zu, um mir an die Stirn zu fassen. „Du hast ja richtiges Fieber", stellt er fest und schaut die Brillenschlange an, die aber nur mit den Schultern zuckt und ein „Mir doch egal" von sich gibt, bevor er mir den Rücken zudreht.
„Beachte ihn gar nicht, Ran kommt jetzt jeden Moment zurück", lacht der Hübsche mit der riesigen Narbe.
„Ich bin noch etwas hier. Von Rin kannst du nicht viel erwarten, aber sollte etwas sein, ruf einfach mir", sagt er und geht Rindou nach.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt