Kapitel 14

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Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist Mikeys durchdringender Blick, der mich in seinen Bann zieht, bevor alles um mich herum in Dunkelheit versinkt.

"Y/N... Y/N... Hey, Y/N," höre ich eine Stimme. Irgendjemand ruft nach mir. Wer ist das?

"Y/N, steh auf, hörst du mich?" höre ich sie weiter sagen. Es klingt so, als wäre die Stimme weit entfernt. Ich kann sie immer noch nicht zuordnen.

"Verdammt, Y/N!"

Bin ich ohnmächtig geworden? Langsam komme ich zur Realität zurück, und ein pulsierender Schmerz durchfährt mich in den ersten Momenten. Mein Kopf! Er tut so schrecklich weh. Ich erinnere mich nicht mehr daran, was passiert ist, außer einem Streit im Hof. Aber mehr als das, dass Sanzu mich von links nach rechts geschleudert hat, weiß ich nicht mehr.

"Y/N, hörst du mich? Schau mich an," sagt Mikey, der mich besorgt anschaut.

"Y/N, geht es dir gut? Kannst du dich bewegen?" fügt er hinzu.

Ich nicke, denn ich bringe in dem Moment keinen einzigen Ton heraus. Sprechen wäre mir gerade zu anstrengend.

"Gut, immerhin etwas. Mach dir keine Sorgen, du bist vorerst in Sicherheit." Was bedeutet schon "vorläufig"? Und wo bin ich überhaupt? Diese Räumlichkeit kenne ich gar nicht. Es sieht eher wie eine Garage oder Werkstatt aus. Wo zur Hölle bin ich hier?

"Was ist passiert? Wie bin ich hierher gekommen?" frage ich Mikey und spüre, wie die Erinnerungen langsam zurückkehren. Ich versuche aufzustehen, aber ein Schwindelgefühl überwältigt mich. Mikey hilft mir, mich wieder hinzusetzen.

„Bleib sitzen, du hast echt was abgekriegt" sagt er.
Ich verstehe nicht wieso ich aufeinmal bei Mikey bin. Ich verstehe dieses ganze hin und her eh schon nicht, ich fühle mich allmählich wie ein Welpe, der von Hand zu Hand gereicht wird.

Ich sammle meinen Mut, um mit Mikey zu sprechen, da nur er die Antworten geben kann, die ich brauche. Leise kommt ein "Mikey..." aus mir heraus, und ich muss mich erst sammeln, während sein Blick voller Neugier und Aufmerksamkeit auf mich gerichtet ist.

Wieso bin ich eigentlich hier? Also nicht bei dir jetzt, sondern generell?" Meine Stimme zittert, denn ich weiß, wenn Sanzu schon Respekt vor Mikey hat, muss er schlimmer sein. Mikey blickt mir in die Augen, und ich warte eine ganze Minute lang auf seine Antwort.

„Möchtest du gehen?" fragt er, vom Thema ablenkend. „Ich möchte gerne zurück, ja. Ich möchte diese Spiele nicht mehr und diese Schmerzen erst recht nicht", sage ich ernst. Verblüfft über meine ernste Stimmlage scheint Mikey abwesend zu sein, als hätte man einen Knopf gedrückt und seine Persönlichkeit geändert.

„Das kann ich verstehen... wir sind keine guten Menschen", sagt er. „Dennoch solltest du bei uns bleiben, bis du bereit bist..." Bereit wofür? Wenn das so weitergeht, bin ich dank Sanzu eher bereit zu sterben.

Wofür bereit, Mikey?" frage ich noch mehr zitternd. „Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du es verstehen. Wir brauchen dich, so wie du uns brauchst und brauchen wirst. Sei es jetzt oder in der Zukunft."

Ich verstehe seine Worte nicht, obwohl wir die gleiche Sprache sprechen. „Was Sanzu betrifft, mach dir keine Sorgen mehr. Er wird dich nie wieder anfassen, im Gegenteil", führt Mikey fort und blickt dabei starr an die Wand gegenüber von uns.

Was war eigentlich los? Ich habe nichts verstanden. Habe ich Mist gebaut?" frage ich in einem leicht angespannten Ton. „Weißt du, die Sache mit den Informationen hättest du weglassen können. Wer nimmt dir das schon übel? Du wusstest ja auch nicht, was geschieht. Das Problem war einfach Kisaki, der dich verfolgt hat und dich mit Takeomi und Kaku gesehen hat. Jetzt wissen sie, dass wir sie beobachten, und wenn sie erst merken, dass die Daten ersetzt worden sind bzw. gelöscht, dann fällt es sofort auf uns zurück, was Krieg bedeuten wird", erklärt Mikey bedrohlich lächelnd.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt