Kapitel 34

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Tw - Drogenkonsum

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Völlig aufgebracht folge ich Ran, noch immer zittrig auf den Beinen. Zum einen von seinem Kuss und zum anderen vor dem bevorstehenden Auftrag. Was für ein Auftrag wird das wohl sein und welche Rolle spiele ich dabei? Ich bete innerlich einfach nur, dass ich nicht direkt meinem Vater gegenüberstehe oder Ryota in die Augen blicken muss. Alles andere sollte eine Leichtigkeit sein. Doch ausgerechnet jetzt, nach all der Zeit, in der ich mich bereit gefühlt habe, merke ich einfach, dass ich für gar nichts bereit bin. Ich bin immer noch der gleiche Angsthase, naiv durch und durch.
„Y/N.... Y/N, hörst du mir zu?" reißt Ran mich aus meinen Gedanken. „Huh?, nein, ich habe nichts gehört", erwidere ich, und er blickt mich fragend an. Ich weiß nicht, warum, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Ran mich bewusst nicht mehr auf viele Dinge anspricht. Doch was seine Intention dahinter ist, weiß ich nicht. Ich weiß, dass ich ihm trotz allem einfach nicht so einfach vertrauen kann, aber dennoch beruhigt mich seine Gegenwart etwas.
„Sanzu begleitet dich", murmelt Ran, und genau in dem Moment wird mir kotzübel. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und blicke nach rechts, wo er auch schon steht und irgendwelche Tabletten verschlingt.
„Du gehst mit ihm mit. Dort werden zwei Frauen sein. Versuche dich mit ihnen anzufreunden", erklärt Ran. „Und wie genau soll ich das tun? 'Hey, wollt ihr meine Freunde sein?' Sagen, oder was stellst du dir da vor?" Ein leichtes sarkastisches Grinsen entgleitet mir aus den Lippen, denn ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich mich mit Frauen anfreunden soll. Bekanntlich kann ich generell zu niemandem guten Kontakt aufbauen.
„Ich weiß nicht, ihr Frauen freundet euch doch grundsätzlich auf Toiletten an, oder nicht? Mach ihnen Komplimente oder sonst was", sagt Ran und lacht dabei.
Oh Mann, das scheint ja lustig zu werden.
„Also, die beiden Frauen sind wichtige Informanten für uns", erklärt Ran weiter. „Sie plaudern gerne aus dem Nähkästchen, besonders wenn Alkohol im Spiel ist. Deine Aufgabe wird es sein, sie dazu zu bringen, wichtige Informationen preiszugeben."
„Verstehe", antworte ich, während ich versuche, die Anspannung in meinem Magen zu ignorieren.
Plötzlich mischt sich Sanzu in das Gespräch ein, sein Blick durchbohrt mich förmlich. „Und du", sagt er mit einem bedrohlichen Unterton, „du hast besser gelernt, deinen Job zu erledigen. Keine Fehler wie damals, klar?"
Seine Worte lassen mich schlucken. „Ja, natürlich", erwidere ich und versuche, meine Nervosität zu verbergen.
Ran wirft Sanzu einen warnenden Blick zu. „Wir haben Vertrauen in dich, Y/N. Mach einfach, was nötig ist, um die Informationen zu bekommen."
„Ich werde mein Bestes tun", versichere ich und versuche, mich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren, trotz der drohenden Worte von Sanzu.
Sanzu scheint nicht müde zu werden, mich zu nerven. Während Ran mir weitere Details über den Auftrag erläutert, wirft Sanzu immer wieder spitze Bemerkungen ein, die mir das Gefühl geben, als stünde ich unter ständiger Beobachtung eines misstrauischen Falken.
Ich unterdrücke den Drang, ihm eine scharfe Antwort zu geben, und versuche stattdessen, meine Gedanken auf die bevorstehende Mission zu lenken. Doch Sanzus unerbittliche Präsenz macht es schwer, mich zu konzentrieren.
Nachdem Ran mir erklärt hat, was von mir erwartet wird, ziehe ich mich zurück, um mich für den Einsatz vorzubereiten. Als ich mich endlich in Schale geworfen habe, fällt Rans Kinnlade herunter, als er mich sieht. „Wow, Y/N, du siehst umwerfend aus", sagt er mit einem ehrlichen Lächeln.
Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, doch Rindou kann es nicht lassen, seinen unangebrachten Kommentar abzugeben. „Nicht schlecht, aber du könntest immer noch besser aussehen, wenn du ein bisschen mehr Mühe geben würdest", sagt er mit einem spöttischen Unterton.
Ich rolle mit den Augen und versuche, seinen Kommentar zu ignorieren. Doch Rindou scheint es zu genießen, mich zu ärgern, und ich frage mich, ob er jemals aufhören wird, mich zu nerven.
Trotzdem fühle ich mich durch Rans Kompliment bestärkt und trete mit einem selbstbewussten Lächeln aus meinem Zimmer. Ran sieht mich mit einem stolzen Blick an, der mir das Gefühl gibt, dass ich alles schaffen kann.
Die Gedanken an den bevorstehenden Auftrag und die Erwartungen, die an mich gestellt werden, machen mir zu schaffen. Und dann ist da noch Sanzu, der mich mit seinen beleidigenden Sprüchen weiter verunsichert.
„Na, Y/N, schon nervös?", spottet er, während er das Auto lenkt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das hier schaffen wirst. Du bist einfach nicht hart genug für diese Welt."
Seine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht, und ich frage mich, ob er es absichtlich darauf anlegt, mich zu demoralisieren. Doch ich versuche, mir einzureden, dass ich stark genug bin, um diese Herausforderung zu meistern.
Als wir endlich vor dem Nachtclub ankommen, bemerke ich, wie Sanzu nicht nach unseren Namen gefragt wird, als wir eintreten. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, als mir klar wird, dass Sanzu hier bereits bekannt sein muss.
„Hey, Sanzu, lange nicht gesehen!", ruft ein Typ am Eingang aus und klatscht Sanzu auf die Schulter. „Wer ist deine Begleitung?"
Sanzu grinst breit und deutet auf mich. „Das ist Y/N. Sie ist neu im Geschäft."
Der Typ nickt mir kurz zu, bevor er uns passieren lässt. Ich fühle mich wie eine Fremde in einer Welt, die ich nicht verstehe. Aber ich muss mich zusammenreißen und meinen Job erledigen, koste es, was es wolle.
Die Ohrenbetäubende Musik dröhnt in meinen Ohren, als wir den Nachtclub betreten. Die grellen Lichter und der dichte Nebel verstärken das Gefühl von Überforderung. Sanzu zeigt mir unauffällig zwei Frauen, die wie aus dem Ei gepellt aussehen. Sie sind definitiv nicht zu übersehen mit ihren auffälligen Outfits und ihrem auffallend starken Make-up.
„Siehst du die beiden dort drüben?", flüstert Sanzu mir zu. „Das sind unsere Zielpersonen. Sie heißen Ayumi und Kaori. Versuche, sie dir zu schnappen und etwas aus ihnen herauszubekommen."
Ich nicke, obwohl ich innerlich vor Angst erstarre. Sanzu fügt noch schnell hinzu: „Heute sind konkrete Informationen nicht zwingend notwendig, aber es ist wichtig, Kontakt aufzubauen. Verstanden?"
„Verstanden", murmle ich und versuche, meine Nerven zu beruhigen. Ich wage einen Blick zu den beiden Frauen, die sich auffällig in der Menge bewegen. Ayumi hat langes, glattes Haar und trägt ein knappes schwarzes Kleid, während Kaori mit ihrem kurzen blonden Bob und dem engen roten Top besonders auffällt.
„Na, Y/N, bereit, deine neuen Freundinnen kennenzulernen?", neckt mich Sanzu und grinst.
Ich schlucke schwer und versuche, meinen Mut zusammenzunehmen. „Klar, ich werde mein Bestes geben", antworte ich und mache mich auf den Weg zu Ayumi und Kaori.
Ich schlendere unsicher auf die beiden Frauen zu, während mein Herz wild pocht. „Hallo", sage ich schließlich und zwinge mich zu einem Lächeln. „Darf ich mich euch anschließen?"
Ayumi und Kaori drehen sich überrascht zu mir um, ihre perfekt geschminkten Augen fixieren mich prüfend. „Klar, warum nicht?", antwortet Ayumi mit einem süffisanten Lächeln, während Kaori mich mit hochgezogener Augenbraue betrachtet.
„Ich bin Y/N", stelle ich mich vor und hoffe, dass mein Name nicht zu zittrig klingt.
„Ayumi", sagt die Schwarzhaarige und reicht mir die Hand. „Und das ist Kaori."
„Hi", murmelt Kaori und nippt an ihrem Cocktail, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
Ich versuche, ein Gespräch zu beginnen, aber meine Worte kommen mir steif und unbeholfen vor. „Schöner Club hier, oder?", versuche ich es schließlich und hoffe, dass ich nicht allzu dumm klinge.
„Ja, wirklich cool", antwortet Ayumi und wirft einen Blick durch den Raum. „bist du schon mal hier gewesen?"
„Nein, das ist mein erster Besuch", gestehe ich und hoffe, dass meine Nervosität nicht allzu offensichtlich ist.
Kaori mustert mich weiterhin skeptisch, während Ayumi versucht, das Gespräch am Laufen zu halten. Ich kann spüren, wie mein Verstand krampfhaft nach Gesprächsthemen sucht, aber irgendwie bleibt alles leer.
„Und was machst du so beruflich?", fragt Ayumi schließlich, und ich bin dankbar für die Ablenkung.
„Ich arbeite... äh, im Büro", stottere ich, während ich mich frage, ob das überhaupt glaubhaft klingt.
Kaori hebt eine Augenbraue. „Im Büro? Das klingt ja aufregend", sagt sie mit einem ironischen Unterton, der mich erröten lässt.
Ich schlucke schwer und suche verzweifelt nach einem Weg, das Gespräch zu retten, aber mein Verstand ist wie gelähmt. Ich bete innerlich, dass ich nicht komplett versage und irgendwie einen Weg finde, die beiden Frauen dazu zu bringen, mir wichtige Informationen preiszugeben.
Trotz meiner Bemühungen merke ich, dass Ayumi und Kaori langsam das Interesse an unserem Gespräch zu verlieren scheinen.
Mein Herz sinkt, als ich merke, dass ich gescheitert bin. Ich habe es nicht geschafft, eine Verbindung zu den beiden Frauen aufzubauen, geschweige denn irgendwelche Informationen von ihnen zu erhalten.
Sanzus warnende Worte hallen in meinem Kopf wider, und ich frage mich, ob ich es je schaffen werde, meinen Platz in dieser Welt zu finden.
Als ich mich abwende und zurück zu Sanzu gehe, spüre ich seinen durchdringenden Blick auf mir. „Na, wie läuft es?", fragt er mit einem spöttischen Unterton.
„Nicht gut", antworte ich resigniert und unterdrücke den Wunsch, mich einfach in Luft aufzulösen.
Als die Nacht fortschreitet, bemerke ich, wie Ayumi und Kaori immer mehr trinken und sich offensichtlich vergnügen. Plötzlich rufen sie mich zu sich und winken mich näher.
„Komm, Y/N, setz dich zu uns!", ruft Ayumi und klopft neben sich auf die Bank.
Zögernd mache ich mich auf den Weg zu ihnen, während meine Gedanken wild umherirren. Würden sie jetzt endlich bereit sein, mit mir zu reden?
Plötzlich bieten sie mir an, mit ihnen auf die Toilette zu gehen, und ich kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Ran hatte tatsächlich recht.
Als wir die Toilette erreichen, öffnet Kaori eine kleine Kapsel, aus der ein weißes Pulver fällt. Mein Herz rast, als ich vermute, dass es sich um Kokain handelt. Gleichzeitig zieht Ayumi bunte Tabletten aus ihrer Tasche.
„Willst du?", fragt Kaori und hält mir die Kapsel hin.
„Oder vielleicht das hier?", sagt Ayumi und zeigt auf die bunten Tabletten.
Ich zögere einen Moment, während ich überlege, was ich tun soll. Schließlich entscheide ich mich für die Tabletten und nehme sie von Ayumi entgegen.
„Mutig", sagt Kaori mit anerkennendem Lächeln, bevor sie sich selbst eine Linie Kokain zieht.
Während ich die Tabletten schlucke, frage ich mich, was das alles zu bedeuten hat. Wollten sie mich etwa testen? Und was wird jetzt passieren?
Nachdem ich die bunten Tabletten geschluckt habe, beginnt sich langsam ein eigenartiges Gefühl in mir auszubreiten. Die Lichter des Clubs flackern intensiver, und die Musik scheint lauter zu werden. Ayumi und Kaori sehen mich erwartungsvoll an, als ob sie darauf warten, wie ich reagiere.
„Na, wie fühlst du dich?", fragt Ayumi mit einem breiten Grinsen.
„Es ist... anders", antworte ich vorsichtig, während ich versuche, das seltsame Kribbeln in meinem Körper zu beschreiben.
Kaori lacht leise. „Warte nur ab, es wird noch besser."
Langsam beginne ich mich immer komischer zu fühlen. Eine Welle der Euphorie überkommt mich, und ich spüre, wie meine Sinne schärfer werden. Die Lichter um mich herum tanzen vor meinen Augen, und ich fühle mich, als könnte ich die Musik durch meinen Körper pulsieren spüren.
„Das ist wirklich verrückt", murmele ich, während ich versuche, meine Gedanken zu sortieren.
Ayumi und Kaori scheinen jedoch zufrieden mit meiner Reaktion zu sein, denn sie lächeln mich an und beginnen, mir mehr von sich zu erzählen. Wir tauschen Nummern aus und verabreden uns für ein Treffen in der nächsten Woche.
Doch trotz des vermeintlichen Vertrauens, das sie mir entgegenbringen, kann ich nicht ignorieren, wie heftig die Pillen wirken. Mein Herz rast, mein Mund trocknet aus, und ich fühle mich, als könnte ich die ganze Welt umarmen.
Der Rausch ist schwer zu beschreiben. Es ist eine Mischung aus Euphorie, gesteigerter Empathie und verstärkten Sinneseindrücken. Die Welt um einen herum scheint sich zu verändern, und man fühlt sich mit allem und jedem verbunden. Es ist ein intensives Erlebnis, das sowohl berauschend als auch beängstigend sein kann.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Sanzu, der mir diskret zu verstehen gibt, dass es Zeit ist zu gehen. Er scheint meine Situation zu erkennen und bietet mir einen rettenden Ausweg aus dem zunehmend überwältigenden Rausch.
„Hey, Y/N, komm schon", sagt er mit einem amüsierten Unterton, als ich zu ihm zurückkehre. „Wie war dein kleines Abenteuer?"
Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen, während der Rausch langsam nachlässt. „Es war... anders", murmele ich.
Sanzu lacht leise. „Du hättest die Pillen auch von mir bekommen können, weißt du", neckt er mich und wirft mir einen amüsierten Blick zu.
Ein Hauch von Erleichterung durchströmt mich. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich Drogen genommen hatte, und für einen Moment bin ich dankbar, dass Sanzu da war. Zumindest wusste ich, dass ich mit ihm sicher zurückkommen würde. Oder?
„Komm, lass uns gehen", sagt Sanzu und legt eine Hand auf meine Schulter. „Es ist Zeit, nach Hause zu kommen."
Ich nicke zustimmend, während ich mich auf unsicheren Beinen aus dem Club bewege. Trotz meiner Unsicherheit fühle ich mich erleichtert, dass Sanzu bei mir ist. Ich hoffe nur, dass ich mich auf ihn verlassen kann, um sicher nach Hause zu kommen. Ich musste echt hart auf Drogen sein, dass ich mich bei ihm grade etwas sicher fühle.
Gerade als wir den Club verlassen wollten, höre ich plötzlich das Knallen von Schüssen. Mein Herz stockt vor Schreck, und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Menschen um uns herum beginnen in Panik zu geraten, und das gedämpfte Licht der Nachtclubfassade wird von den grellen Blitzen der Schüsse durchbrochen.
Sanzu zieht mich energisch an der Hand und zieht mich in Richtung Ausgang. „Schnell, Y/N, wir müssen hier weg!", ruft er mir über den Lärm hinweg zu.
Ich folge ihm wie in Trance, meine Gedanken rasen wild. Warum gibt es Schüsse? Wer schießt? Ist das hier ein gezielter Angriff oder einfach nur ein Streit, der eskaliert ist?
Das Adrenalin pumpt durch meine Adern, als wir uns durch die panische Menschenmenge kämpfen. Die Schüsse werden immer lauter, und ich spüre, wie die Angst mich lähmt. Doch Sanzu drückt mich weiter vorwärts, und ich klammere mich an seine Hand, als ob sie meine einzige Verbindung zur Realität wäre.
Plötzlich hören die Schüsse genauso plötzlich auf, wie sie begonnen haben. Die Stille, die darauf folgt, ist fast noch beunruhigender als das Geräusch der Waffen.
Wir erreichen endlich die frische Luft draußen, und ich atme tief durch, meine Lungen brennen vor Anstrengung und Angst. Sanzu zieht mich weiter weg vom Club, und wir lassen die Szene hinter uns, in der Hoffnung, dass wir sicher sind. Aber die Angst bleibt, ein schattenhafter Begleiter in der Dunkelheit der Nacht.
Als wir endlich im Auto sitzen, kann ich immer noch das Adrenalin in meinen Adern spüren, das von der vorangegangenen Panik zurückgeblieben ist. Sanzu zückt sein Handy und wählt eine Nummer, während seine Miene ernst ist. Ich lausche gespannt, während er mit jemandem spricht, wahrscheinlich Mikey, um die Situation zu schildern.
„Hier ist Sanzu. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung vor dem Club. Ja, keine Sorge, wir sind okay. Aber ich denke, du solltest wissen, was los ist."
Seine Stimme klingt gedämpft, als ob er nicht möchte, dass ich jedes Wort mithöre. Nachdem er aufgelegt hat, dreht er sich zu mir um, sein Blick ist entschlossen.
„Y/N, bleib hier im Auto", sagt er und öffnet das Handschuhfach. Ich beobachte gespannt, wie er eine Waffe herauszieht und sie sorgfältig lädt. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, als ich realisiere, was das bedeutet.
„Was ist los, Sanzu? Was tust du?", frage ich nervös, während er die Waffe griffbereit hält.
„Es könnte sein, dass wir Besuch bekommen", antwortet er knapp und deutet auf die Türen. „Verschließe sie und warte hier. Ich werde nachsehen, was los ist."
Meine Hände zittern, als ich die Türen verriegle und mich im Auto ducke. Die Angst kriecht langsam hoch, während ich darauf warte, was passieren wird. Ich bete innerlich, dass Sanzu sicher zurückkehren wird, aber die Ungewissheit lässt mein Herz in meiner Brust hämmern.
Während ich im Auto sitze und auf Sanzus Rückkehr warte, spüre ich, wie der Rausch der Pillen noch einmal richtig zum Höhepunkt kommt. Die Welt um mich herum verschwimmt, und ich fühle mich, als ob ich in Zeitlupe gefangen bin. Jede Sekunde scheint wie eine Ewigkeit zu dauern, und ich kann die Minuten nur langsam vorüberziehen sehen.
Die Angst und Aufregung in mir brodeln, und ich ringe damit, meine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Mein Herzschlag hämmert laut in meinen Ohren, während ich darauf warte, dass Sanzu zurückkehrt und mir Sicherheit bringt.
Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als etwas an die Autoscheibe klopft. Mein Herz überschlägt sich vor Schreck, und ich zucke zurück, bevor ich mich langsam aufrichte und aus dem Fenster blicke.
Vor mir steht eine Gestalt im Dunkeln, und ich erkenne erst nach einem Moment, dass es Sanzu ist, der zu mir zurückgekehrt ist. Er öffnet die Tür und steigt ins Auto ein, seine Miene ist ernst.
„Wir müssen hier weg, Y/N", sagt er knapp und startet den Motor. „Es ist zu gefährlich hier."
Meine Knie sind weich vor Erleichterung, als ich mich zurücklehne und den Blick aus dem Fenster wende. Die Angst lässt langsam nach, aber die Erinnerung an diese Nacht wird mich noch lange verfolgen.
Während wir uns auf den Rückweg machen, spüre ich immer noch die Nachwirkungen des Rauschs, der mich überflutet. Sanzu reicht mir eine Flasche Wasser und sagt: „Das ist das Einzige, was jetzt hilft."
Ich nehme die Flasche dankbar an und trinke gierig. Das kühle Wasser tut gut und hilft dabei, meinen Kopf etwas klarer zu bekommen. Ich werfe Sanzu einen misstrauischen Blick zu. Seit wann ist dieser Mistkerl bitte so fürsorglich?
„Was war da draußen los?", frage ich schließlich, meine Stimme zitternd vor Anspannung.
Sanzu seufzt und wirft einen Blick auf die Straße. „Es gab einen kleinen Zwischenfall. Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest."
„Ein Zwischenfall? Es waren Schüsse, Sanzu! Das ist nicht einfach nur ein Zwischenfall", erwidere ich mit erhobener Stimme, meine Angst und Wut steigt wieder hoch.
„Ich weiß, Y/N, ich weiß", sagt er ruhig. „Aber jetzt sind wir sicher. Das ist alles, was zählt."
Ich betrachte ihn skeptisch. „Seit wann interessiert
es dich, ob ich sicher bin?" Ein ungewohnter Ausdruck huscht über sein Gesicht, bevor er wieder in seine gewohnte Gelassenheit zurückkehrt. „Vielleicht hat Mikey mir klargemacht, dass es nicht in seinem Interesse liegt, dich zu bedrohen oder schlecht zu behandeln", sagt er schließlich und wendet den Blick wieder auf die Straße. Natürlich hat Mikey ihn gesagt, dass er nett zu mir sein soll. Warum sollte er das aucu sonst sein.
Ich seufze und lehne mich zurück, während wir in die Nacht hinausfahren. Die Gedanken an das, was gerade passiert ist, wirbeln in meinem Kopf herum.
Als wir endlich nach einer gefühlten Ewigkeit zurückkommen, sehe ich, dass Ran eine Ader auf der Stirn hat, als er mich betrachtet. Seine Augen verengen sich, und bevor ich etwas sagen kann, stürzt er direkt auf Sanzu zu.
„Was hast du mit ihr gemacht?!", brüllt er, seine Stimme gefährlich laut in der Stille der Nacht.
Sanzu hebt beschwichtigend die Hände. „Beruhige dich, Ran. Es war nicht meine Schuld. Es gab Schwierigkeiten vor dem Club, Schüsse wurden abgefeuert..."
Ran unterbricht ihn mit einem ungeduldigen Handzeichen. „Ich kümmere mich nicht um deine Ausreden! Warum ist sie auf Drogen, Sanzu? Hast du ihr das gegeben?!"
Ich starre Ran fassungslos an, während sich Verwirrung und Schock in mir breit machen. Woher hat er das direkt erkannt? Sieht man mir das so an? Ich spüre, wie mein Herz vor Panik zu rasen beginnt, als ich versuche, eine Erklärung zu finden.
Sanzu erklärt ruhig, dass er nicht derjenige war, der mir die Drogen gegeben hat, und schildert kurz, was vorgefallen ist. Ran hört schließlich zu, seine Miene immer noch finster, aber etwas weniger wütend.
„Das nächste Mal, wenn du sie in Gefahr bringst, werde ich dafür sorgen, dass du es bereust", sagt er schließlich zu Sanzu, bevor er sich zu mir umdreht.
„Bist du okay, Y/N?", fragt er besorgt, und ich nicke stumm, unfähig, ein Wort herauszubringen.
Ran zieht mich wiedereinmal mit sich, als wäre ich ein Hund an der Leine, den er spazieren führt. Sein Griff ist fest, und ich spüre die Wut, die von ihm ausgeht, als ob sie greifbar wäre.
„Wieso bist du auf Drogen, Y/N?!", faucht er mich an, seine Augen funkeln vor Zorn.
Ich schlucke schwer und versuche, meine Gedanken zu ordnen, bevor ich antworte. „Es tut mir leid, Ran. Es war nicht meine Absicht..."
„Das ist keine Entschuldigung!", unterbricht er mich scharf.
„Aber... aber du hattest recht", stottere ich und wende den Blick ab, unfähig, ihm in die Augen zu sehen. „Diese Freundschaften, sie... sie beginnen wohl wirklich auf Toiletten."
Rans Griff lockert sich leicht, und er betrachtet mich mit einem skeptischen Blick.
Ich atme tief durch und erkläre ihm dann, was passiert ist. Wie Ayumi mir eine Pille angeboten hat und wie ich mich unter Druck gesetzt gefühlt habe, sie anzunehmen. „Sie wollten mich wahrscheinlich testen", füge ich hinzu, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Ran schaut mich nachdenklich an, während er meine Worte verarbeitet. „Und du hast ihre Nummer? Und eine Verabredung für nächste Woche?"
Ich nicke langsam, und ein Hauch von Scham überkommt mich. „Ja, das habe ich."
Rans Miene bleibt undurchsichtig, aber ich kann sehen, dass er meine Worte ernst nimmt. „Pass auf dich auf, Y/N", sagt er schließlich leise. „Ich möchte nicht, dass dir so etwas noch einmal passiert."
Ich nicke dankbar, und während wir langsam weitergehen, fühle ich mich ein kleines Stück weit erleichtert.
Ich merke, wie sich Ran zusammenreißt, um mir nicht weh zu tun, aber stattdessen ist er distanziert zu mir. Seine übliche Wut und Aggression sind verschwunden, aber an ihrer Stelle ist eine eisige Distanz, die mich auf eine andere Art verletzt.
„Geh ins Bett, Y/N", sagt er knapp und wendet sich ab, als ob er meine Anwesenheit nicht ertragen könnte.
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich die Kälte in seiner Stimme spüre. Es ist nicht so, als hätte ich ihm jemals verziehen für die Dinge, die er mir angetan hat, aber gerade jetzt, in diesem Moment, sehne ich mich irgendwie nach seiner Nähe. Aber er scheint nicht dasselbe zu wollen.
„Ran...", beginne ich unsicher, aber er unterbricht mich schnell.
„Es ist spät, Y/N. Geh einfach schlafen", sagt er und seine Stimme klingt hart und unnachgiebig.
Ich schlucke den Schmerz hinunter und nicke langsam. „Okay", flüstere ich und mache mich auf den Weg mich fertig fürs Bett zu machen.
Als ich mich ins Bett lege, fühle ich mich einsam und verloren. Ran ist zwar hier, aber irgendwie ist er doch so weit weg. Und ich frage mich, ob es jemals eine Zeit geben wird, in der wir uns wirklich nahe sein können.

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Eigentlich wollte ich noch länger und ausführlicher schreiben zum letzen Teil mit  Ran, aber bin schon bei 4100 Worten. Mache nächstes Kapitel weiter, wann weiß ich aber noch nicht.
Da ich nicht mehr täglich Uploads mache wie am Anfang, mache ich die Kapitel immer etwas länger ❤️

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt