Kapitel 37

83 11 3
                                    

Rans Schweigen ist drückend, und ich spüre die Anspannung in der Luft. Er scheint nach den richtigen Worten zu suchen, aber jedes Mal, wenn er den Mund öffnet, bleibt er stumm. Seine Augen suchen meine, als ob er in ihnen nach einem Anhaltspunkt sucht.
Ich unterdrücke den Drang, ihn zu unterbrechen, und lasse ihm Zeit, sich zu sammeln. Es ist offensichtlich, dass er etwas Bedeutendes mit mir teilen möchte, aber die Worte scheinen ihm einfach nicht über die Lippen zu kommen.
Eine Mischung aus Sorge und Neugierde erfüllt mich, während ich auf seine nächste Äußerung warte. Was kann nur so wichtig sein, dass es ihm solche Schwierigkeiten bereitet, es auszusprechen?
Rans Schweigen spricht Bände, und ich kann die Anspannung in der Luft förmlich spüren. Seine Augen suchen meine, und ich bemerke einen Hauch von Unsicherheit darin, was für ihn ungewöhnlich ist. Er ist normalerweise so beherrscht und geheimnisvoll, dass es mich überrascht, ihn so zu sehen.
Als er schließlich den Mund öffnet, scheint er nach den richtigen Worten zu ringen. "Y/N...", beginnt er und zögert einen Moment, bevor er fortfährt. "Es gibt etwas, das ich dir schon lange sagen wollte, aber..." Er bricht ab und schaut weg, als ob er mit sich selbst kämpft.
Ich spüre, dass es ihm schwerfällt, sich zu öffnen, aber gleichzeitig bemerke ich eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit in seinem Blick, die mir zeigt, dass dies etwas Besonderes sein muss. "Was ist los, Ran?", frage ich vorsichtig, meine eigene Unsicherheit versteckt hinter einem ruhigen Tonfall. Ran atmet tief durch, bevor er fortfährt. "Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden...", murmelt er leise und ringt sichtlich mit seinen Gedanken. "Aber ich möchte, dass du weißt, dass... du... für mich... unglaublich wichtig bist." Seine Worte sind langsam und vorsichtig, als ob er jede Silbe sorgfältig abwägt.
Ich spüre eine Mischung aus Verwirrung und Neugier in mir aufsteigen, während ich auf seine nächsten Worte warte. Ran war schon immer zurückhaltend, wenn es um persönliche Dinge ging, daher überrascht mich seine plötzliche Offenheit. Doch gleichzeitig fühle ich eine gewisse Wärme und Vertrautheit in seiner Gegenwart, die mich dazu ermutigt, ihm zuzuhören.
"Du... du bist anders, Y/N", fährt er fort, seine Stimme leiser werdend, als ob er seine Worte nur für mich bestimmt. "Seit dem Tag, als ich dich das erste Mal traf, habe ich das Gefühl, dass... dass du einen Teil von mir berührt hast, den ich lange Zeit verschlossen gehalten habe." Seine Augen treffen die meinen, und ich kann die Ernsthaftigkeit darin erkennen, die Wahrheit seiner Worte.
Ein unerwartetes Gefühl der Wärme durchströmt mich, als ich seine ehrlichen Worte höre. Trotz seiner Zurückhaltung und Geheimniskrämerei öffnet sich Ran mir auf eine Weise, die ich nie erwartet hätte. Ich spüre, wie sich meine eigene Unsicherheit langsam auflöst und einem Gefühl von Vertrauen und Verbundenheit weicht. Dennoch muss ich vorsichtig sein, denn seine Launen können jederzeit umschlagen.
Rans plötzliche Unterbrechung lässt mich verwirrt zurück, als ob er plötzlich seine Worte bereut oder sich doch wieder in seine Mauer aus Geheimnissen zurückziehen möchte. Sein plötzlicher Sinneswandel hinterlässt eine unangenehme Leere in mir, während ich versuche zu verstehen, was gerade passiert ist.
"Ähm, okay...", antworte ich zögerlich, obwohl ein Teil von mir nach Antworten verlangt. Doch bevor ich etwas sagen kann, dreht Ran das Auto um und fährt zurück in Richtung der Stadt. Die Stille zwischen uns ist drückend, und ich spüre, wie sich eine unsichtbare Barriere zwischen uns aufbaut.
Ich seufze leise, während ich aus dem Fenster blicke und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Ran's plötzliche Zurückhaltung verwirrt mich zutiefst, und ich frage mich, was seine Worte bedeuteten und warum er plötzlich einen Rückzieher gemacht hat. Hat er Angst vor seinen eigenen Gefühlen? Oder gibt es noch mehr, was er mir nicht sagt?
Die restliche Fahrt verläuft in Stille, und als wir wieder in der Stadt ankommen, ist die Spannung zwischen uns fast greifbar. Ich steige aus dem Auto aus und versuche, meine Gedanken zu ordnen.
Ein Gefühl der Enttäuschung und Verwirrung bleibt zurück. Ran's unvollendete Worte hallen in meinem Kopf wider, und ich frage mich, ob ich jemals die Wahrheit über seine Gefühle erfahren werde.
Als wir schweigend in der Villa ankommen, spüre ich die Spannung zwischen Ran und mir wie eine unsichtbare Mauer. Der unangenehme Vorfall im Auto hängt immer noch wie ein schwerer Schleier über uns, und ich kann nicht anders, als mich unwohl zu fühlen.
Plötzlich durchbricht Rindous unverschämtes Grinsen die Stille, als er uns dreckig angrinst und mit einem spöttischen "Na, ihr Turteltäubchen?" grüßt. Sein Kommentar lässt mich innerlich zusammenzucken, während ich versuche, die aufkeimende Verlegenheit zu unterdrücken. Sanzu sitzt direkt neben ihm und lacht laut mit, als ob er sich über die ganze Situation amüsieren würde.
Ran reagiert auf Rindous Kommentar mit zunehmendem Ärger. Sein Blick wird finster, und ich spüre förmlich die Wut, die in ihm brodelt, als er Rindou wütend anfährt: "Halt's Maul, Rindou!" Seine Stimme ist schneidend und voller Zorn, und ich kann deutlich die Anspannung zwischen den beiden spüren.
Rindou lässt sich jedoch nicht einschüchtern und grinst nur frech weiter, als ob er die ganze Situation genießen würde. "Hey, hey, ich wollte nur einen Witz machen", verteidigt er sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, das nur noch mehr Öl ins Feuer gießt.
Die Spannung in der Luft ist förmlich greifbar, und ich fühle mich unwohl inmitten dieses Streits. Während Ran und Rindou sich weiterhin anzicken, versuche ich mich unauffällig zurückzuziehen und einen Moment der Ruhe zu finden, um über das Geschehene nachzudenken.
Als ich im Zimmer ankomme, überkommt mich plötzlich eine Welle der Panik. Die Ereignisse des Abends lassen mich nicht los, und ich fühle mich überwältigt von der Angst, dass die Situation eskalieren könnte. Die Gedanken rasen in meinem Kopf, und mein Herz beginnt wild zu pochen, als ich mich auf das Bett setze und versuche, meine Atmung zu kontrollieren.
Plötzlich höre ich die Tür aufgehen, und Ran tritt ins Zimmer. Sein Blick ist distanziert, als er mich auf dem Bett sitzen sieht, und ich kann förmlich spüren, wie sich die Kluft zwischen uns vertieft. Trotzdem hockt er sich neben mich und versucht, mich leicht zu beruhigen.
"Hey, alles in Ordnung?" Seine Stimme ist ruhig, aber ich kann den Unterton der Besorgnis darin hören. Ich nicke stumm, unfähig, Worte zu finden, um meine Angst auszudrücken. Doch Ran scheint meine Stille zu verstehen und legt vorsichtig eine Hand auf meine Schulter.
"Es ist okay, Y/N. Du musst dich nicht fürchten", versucht er mich zu beruhigen, aber seine Worte klingen wie leere Floskeln, die kaum Trost spenden können. Ich spüre die Distanz zwischen uns, und es zerreißt mich innerlich.
Ich schlucke schwer und zwinge mich, ihn anzusehen, um nach einem Funken von Verständnis in seinen Augen zu suchen. Doch sein Blick ist unergründlich, und ich fühle mich nur noch einsamer in meiner Angst.
"Ich weiß nicht, was los ist", flüstere ich schließlich, und meine Stimme zittert leicht. Ran zieht seine Hand zurück und betrachtet mich einen Moment lang schweigend, bevor er sich wieder aufrichtet.
"Es ist in Ordnung, Y/N. Ich bin hier", sagt er schließlich, aber seine Worte klingen distanziert, als ob er sie nur aus Pflichtgefühl ausspricht. Ich fühle mich noch verlorener und wünsche mir sehnsüchtig, dass er mir wirklich beistehen könnte, so wie ich es brauche.
Ich sehe Ran an, mein Herzschlag immer noch rasend vor Angst und Verwirrung. Die Distanz zwischen uns fühlt sich wie ein unüberwindbarer Abgrund an, und ich spüre, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet. Es fällt mir schwer zu atmen, als ich versuche, die richtigen Worte zu finden.
"Ran, bitte...", meine Stimme klingt brüchig, als ich versuche, meine Gedanken zu ordnen. "Ich... ich glaube, ich brauche einfach nur ein wenig Zeit alleine."
Seine Miene verhärtet sich kurz, und ich kann sehen, wie seine Augen einen Schatten der Enttäuschung widerspiegeln. Doch dann nickt er langsam und steht auf, als ob er meine Bitte akzeptiert.
"Natürlich, Y/N", antwortet er schließlich, und seine Stimme klingt ruhig, aber ich kann die unterschwellige Enttäuschung darin hören. "Ich bin im Wohnzimmer, falls du mich brauchst."
Als er das Zimmer verlässt, fühle ich mich einerseits erleichtert, dass ich allein sein kann, aber andererseits überkommt mich eine Welle der Traurigkeit. Warum fühlt sich alles so kompliziert an?
Mein Verstand ist ein Wirrwarr aus Gedanken und Gefühlen, und ich kann kaum klar denken. Die Erinnerungen an vergangene Zeiten, als Ran mich verletzte, kommen wieder hoch, und ich fühle mich von der Vorstellung überfordert, dass er möglicherweise Gefühle für mich hat. Wie soll ich damit umgehen?
Ich lehne mich gegen das Kopfkissen und schließe die Augen, versuche, meine Gedanken zu beruhigen. Aber die Fragen bleiben, nagend und quälend, und ich weiß nicht, wie ich Antworten finden soll.
Einige Zeit vergeht, in der ich versuche, meine Gedanken zu ordnen und mich zu beruhigen. Die Panikattacke lässt langsam nach, aber die Verwirrung bleibt. Ich sitze auf dem Bett, starre auf meine Hände und denke darüber nach, was Ran mir gesagt hat und wie er sich in den letzten Tagen verhalten hat. Meine Gefühle sind ein Chaos, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Plötzlich öffnet sich die Tür, und Rindou tritt ein. Er sieht anders aus als sonst – ernst und nachdenklich. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Normalerweise ist er immer derjenige, der sarkastische Bemerkungen macht und mich ärgert, aber heute scheint etwas anders zu sein.
"Y/N," beginnt er leise und schließt die Tür hinter sich. "Kann ich mit dir reden?"
Ich nicke zögernd und er setzt sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Für einen Moment herrscht Stille, und ich frage mich, was er wohl sagen will. Dann spricht er wieder.
"Ich weiß, dass du gerade durch eine schwere Zeit gehst," sagt er und seine Stimme klingt ungewohnt sanft. "Und ich weiß auch, dass Ran nicht immer der einfachste Mensch ist. Aber ich denke, es ist wichtig, dass du etwas verstehst."
Ich schaue ihn an, verwirrt und neugierig zugleich. "Was meinst du?"
Rindou seufzt und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. "Ran hat Gefühle für dich. Starke Gefühle. Aber er hat nie gelernt, wie man sie richtig zeigt. Für ihn ist das alles neu und überwältigend. Er weiß nicht, wie er damit umgehen soll."
Ich blinzle überrascht. "Gefühle? Für mich?"
Rindou nickt. "Ja, für dich. Ich weiß, dass er dir in der Vergangenheit wehgetan hat, und das ist unverzeihlich. Aber Menschen können sich ändern, und ich denke, dass Ran wirklich versucht, das zu tun. Er weiß nur nicht, wie er seine Gefühle ausdrücken soll, ohne dabei verletzend zu sein."
Ich schweige, während ich versuche, das Gehörte zu verarbeiten. Rindou sieht mich aufmerksam an und fährt fort: "Ich sage nicht, dass du ihm sofort verzeihen oder alles vergessen sollst. Aber vielleicht hilft es dir, zu wissen, dass er wirklich um dich bemüht ist. Er hat Angst, dich zu verlieren, und das macht ihn manchmal unberechenbar."
"Warum erzählst du mir das?" frage ich leise, unsicher, warum Rindou plötzlich so offen mit mir spricht.
"Weil ich möchte, dass du die ganze Wahrheit kennst," antwortet er ehrlich. "Ran ist mein Bruder, und ich sehe, wie sehr ihn das alles belastet. Er kann es nur nicht zeigen. Ich denke, wenn du das weißt, kannst du vielleicht einen Weg finden, mit ihm umzugehen, der für euch beide funktioniert."
Ich nicke langsam, unsicher, was ich darauf sagen soll. Die Informationen sind überwältigend, und ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. "Danke, Rindou," sage ich schließlich. "Danke, dass du mir das gesagt hast."
Bevor Rindou die Tür ganz schließen kann, höre ich ihn sarkastisch lachen. Er dreht sich noch einmal zu mir um, und ein spöttisches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.
"Ach, und Y/N," sagt er mit einem abfälligen Ton, "denk bloß nicht, dass wir jetzt beste Freunde sind oder so. Ich habe dir das nur gesagt, weil ich es musste. Du bist immer noch die gleiche hässliche Nervensäge wie immer."
Ich spüre, wie sich meine Wangen vor Wut röten, und ich balle die Fäuste. "Danke für die Klarstellung, Rindou. Wirklich nett von dir," sage ich sarkastisch zurück.
Rindou zuckt mit den Schultern. "Nur damit du Bescheid weißt. Also, mach dir keine Illusionen. Ran ist mein Bruder, und ich kümmere mich um ihn. Aber dich werde ich immer noch nicht in meine Freundesliste aufnehmen."
Er dreht sich um und verlässt endlich das Zimmer, wobei er die Tür hinter sich zuknallt. Ich bleibe allein zurück, meine Gedanken immer noch wirr. Rindous Worte schwirren mir im Kopf herum. Einerseits hat er mir geholfen zu verstehen, was mit Ran los ist, andererseits hat er es auf seine typisch herablassende Art getan.
"Verdammter Mistkerl," murmele ich vor mich hin und lasse mich zurück auf das Bett sinken.
Ich weiß, dass ich mich auf Rindous Worte nicht zu sehr verlassen sollte, aber zumindest habe ich jetzt eine bessere Vorstellung davon, was in Ran vorgeht. Das macht die Situation nicht einfacher, aber vielleicht ein kleines bisschen klarer.
Nach zwei oder drei Stunden, in denen ich versucht habe, meine Gedanken zu sortieren, beschließe ich schließlich, aus dem Zimmer zu gehen. Meine Schritte führen mich ins Wohnzimmer, wo ich Ran sitzen sehe. Er starrt mich mit seinen scharfen Augen an, und für einen Moment überlege ich, ob es eine gute Idee war, hierherzukommen.
Ich atme tief durch und setze mich neben ihn. „Ran," beginne ich zögernd, „es tut mir leid, dass ich dich aus deinem eigenen Zimmer geworfen habe. Ich... ich hatte einfach eine Panikattacke und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte."
Ran schaut mich lange an, seine Augen durchdringen mich, als ob er nach etwas sucht. Schließlich spricht er, seine Stimme kühl und distanziert. „Schon gut. Aber du musst verstehen, dass ich nur versuche, dich zu beschützen. Egal, was zwischen uns in der Vergangenheit passiert ist."
Ich nicke langsam, unsicher, wie ich weiterreden soll. „Ich weiß, dass du es versuchst. Es ist nur... schwer für mich, all das zu verstehen. Deine Gefühle, meine eigenen Gefühle. Alles."
Ran sieht mich weiterhin an, aber diesmal ist sein Blick weniger scharf, fast nachdenklich. „Du musst mir nicht danken oder dich entschuldigen, Y/N. Ich weiß, dass ich dir viel zugemutet habe. Aber die Situation ist kompliziert."
Ich schaue weg, die Worte auszusprechen fällt mir schwer. „Ich habe Angst, Ran. Angst, dass du wieder so wirst wie früher. Dass du mir wieder wehtust."
Er schweigt eine Weile, bevor er schließlich sagt: „Ich will dir nicht mehr wehtun, Y/N. Das musst du mir glauben. Aber ich bin, wer ich bin. Ich kann mich nicht komplett ändern. Aber ich versuche es. Für dich."
Die Ehrlichkeit in seinen Worten trifft mich. „Ich versuche, dir zu glauben, Ran. Es ist nur... es ist einfach so viel."
Er nickt, als ob er das verstehen könnte. „Das weiß ich. Aber wir werden einen Weg finden. Gemeinsam. Wenn du es zulässt."
Ich nicke langsam. „Vielleicht. Ich werde es versuchen."
Ran lächelt schwach, und es gibt einen Hauch von Wärme in seinem Blick, den ich vorher nicht bemerkt habe. „Das ist alles, was ich verlange, Y/N. Nur ein Versuch."
Wir sitzen eine Weile schweigend nebeneinander, jeder in seine Gedanken versunken. Es ist nicht perfekt, aber es ist ein Anfang. Vielleicht gibt es doch Hoffnung für uns beide.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt