Kapitel 12

98 14 1
                                    

Du hast es geschafft", sagt Kakucho anerkennend.
„Für heute", fügt Takeomi hinzu. „Die nächste Herausforderung wartet schon auf uns."

Wir machen uns auf den Weg, durch die dunklen Straßen der Stadt.

Ich bin so müde, viel zu müde. Ich frage mich, wie ich überhaupt in der Lage war, solche Lügen zu erzählen und dass man mir tatsächlich geglaubt hat. Der Anruf von Kisaki hat mich wahrscheinlich gerettet, auch wenn ich nicht verstehe, wie die Jungs es geschafft haben, meine falsche Identität zu bestätigen.

Wir steigen ins Auto ein, und eigentlich hatte ich mir geschworen, nie wieder in ein Fahrzeug einzusteigen, das Takeomi fährt. Aber ich bin einfach zu erschöpft. Es fühlt sich an, als würden die Hände von Hanma immer noch an meinem Hals kleben. Und dann diese Worte: "Man sieht sich immer zwei Mal." Es klang eher wie eine Drohung oder ein Versprechen. Ich bin sicher, er wird nicht nachgeben und Nachforschungen anstellen. Ich hoffe, dass ich ihn nie wiedersehen werde, denn ich fühle mich ihm genauso unterlegen wie den anderen Typen, die gerade mit mir machen, was sie wollen. Sie sind alle auf ihre eigene Art Psychopathen, gefährliche Psychopathen, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.

Ich kurbel das Fenster herunter, denn Takeomi qualmt wieder wie ein Weltmeister, während er sich mit Kakucho unterhält. Kakucho bemerkt, dass ich ihn von hinten anstarre, und versucht, ein Gespräch aufzubauen: "Du hast die Situation geschickt gelöst, indem du ihn angelogen hast. Das war gut."

"Dankeschön", sage ich trocken. Woher weiß er eigentlich, was ich gesagt habe? Oh verdammt, das habe ich komplett vergessen. Ich wurde von Koko verwanzt. Ich frage mich in dem Moment, wer wohl alles mitbekommen hat.

"Sag mal, Kakucho, wer hört denn alles mit, eigentlich?" frage ich neugierig.

"Na, alle, wieso?" fragt er mich und blickt vom Beifahrersitz zu mir nach hinten.

"Was heißt alle? Alle - Alle?" frage ich und reiße die Augen dabei auf.

"Ja, ich dachte, du wüsstest das? Ist das unangenehm oder wieso? Ich meine, du hast ja nichts Schlimmes gesagt", fügt er hinzu.

"Nein, ich hatte keinen Schimmer, aber alles gut", verdammt, nichts war gut. Sie haben einfach gehört, wie ich mich zum Deppen gemacht habe und sogar so getan habe, als wäre ich betrunken.

Als ich mich strecken möchte, spüre ich erneut den Schmerz von meinem Hals bis zum Nacken. Ich bin sicher, Hanma hat mir ein Geschenk hinterlassen, das eine Weile als Abdruck bleibt.

Ich muss gähnen, versuche es aber zu unterdrücken. Diese Autofahrt erinnert mich irgendwie an meine Kindheit, in der ich immer bei der Hinfahrt total aufgeregt war, aber der Rückweg zum Schlafen gedacht war. Ich lehne meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und schließe meine Augen.

"Y/N, hast du ei... Takeomi, fahr langsamer, sie ist eingeschlafen", höre ich Kakucho erst sagen und dann flüstern. Ich habe ihn gehört, meine Augen aber nicht geöffnet. Meine Augen waren einfach zu schwer. Ich wusste nicht, was noch alles passieren wird, ob ich zurück zu Sanzu gebracht werde oder zu den Brüdern. Am liebsten würde ich zurück ins Heim, und das muss schon etwas bedeuten, wenn ich da freiwillig hinmöchte.

Ich schlafe ein.

Die Tür geht auf, und ich spüre den kalten Wind, kann aber meine Augen nicht öffnen, da ich zu müde bin. Sie sind einfach immer noch schwer, es fühlt sich an, als hätte ich Tage und Wochenlang nicht geschlafen. Ich bemerke, wie jemand versucht, mich aus dem Auto zu heben, und reiße schlagartig meine Augen auf.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt