Kapitel 10

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Der Typ mit der Maske aber, seine eiskalten blauen Augen mustern mich in einer Art, die mir das Blut in Adern gefrieren lässt. Ich würde behaupten, ich liege nicht falsch mit dem Gedanken, dass er alleine schlimmer ist als die beiden Brüder zusammen.

Wir laufen die Treppen hinauf zum Schrein, und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was wir hier wollen und warum ausgerechnet ich die "Neue" bin. Welches Talent soll ich schon haben? Das Einzige, was ich gut kann, ist Schläge einzustecken und dabei die Klappe zu halten. Das könnte man wohl als Talent bezeichnen.

Ich weiß nicht warum, aber Sanzus Anwesenheit macht mir mehr Angst als die von Ran und Rindou zusammen. Ich bemerke erst nach einem Schubsen, dass ich mich so nah an Rindou gepresst habe, um dem Typen mit der Maske zu entkommen, beziehungsweise seinen Blicken.

„Pass auf, wo du hinläufst, sonst zeige ich dir den Weg", sagt der jüngere der Brüder. Ran räuspert sich, und ich interpretiere seinen Blick so, dass Rindou mich in diesem Moment wahrscheinlich wegen der Anwesenheit von Mikey in Ruhe lassen soll.

Wir kommen an einer Brücke an, und dort stehen zwei weitere Typen. Beide tragen Narben im Gesicht. Der eine hat eine Narbe, die an seinem rechten Auge hinunter verläuft, und der andere... Oh Gott, was hat der denn erlebt? Der andere hat eine riesige Narbe, die von der rechten Seite seines Kopfes bis zu seinem linken Auge verläuft. Er hat zwei verschiedene Augenfarben, sein rechtes Auge ist weiß. Ob er noch auf dieser Seite sieht? Was sind das bloß alles für komische Typen?

Sanzu bewegt sich ruhig und bedrohlich, und ich kann spüren, dass seine Anwesenheit weit mehr ist als nur das Äußere. Es ist, als ob er etwas Dunkles in sich trägt, das darauf wartet, ans Licht zu kommen.

Die Gruppe, in der ich mich widerwillig befinde, trifft auf die beiden Narben tragenden Männer an der Brücke. Die Stimmung wird düsterer, als Sanzu und die beiden Unbekannten sich mit einem knappen Nicken begrüßen. Ihre Blicke wirken intensiv, und ich kann spüren, dass hinter den Narben Geschichten von Gewalt und Überleben stecken.

Sanzu, der bisher schweigsam war, spricht mit einem tiefen, bedrohlichen Ton: "Das ist Y/N, die Neue." Seine Worte sind kurz, aber sie tragen eine unheilvolle Schwere mit sich.

Ich erwidere die Begrüßung der beiden Narbenmänner mit einem kurzen Nicken, das ebenso knapp erwidert wird. „Kakucho, habt ihr schon einen Plan?", fragt Sanzu, und ich erfahre so den Namen des Mannes mit der größeren Narbe am Auge.

Wir sind dabei herauszufinden, wo die Übergabe stattfindet", sagt der Mann mit den zwei verschiedenen Augenfarben. Ein Gefühl sagt mir, dass Sanzu den anderen mit der Narbe am Auge, der definitiv älter ist als alle in der Truppe, meidet. Mögen sie sich nicht? Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal.

„Y/N, es wäre nett, wenn du helfen könntest", sagt Mikey plötzlich, und verpeilt schaue ich ihn an. Wie kann jemand wie ich ihnen überhaupt helfen? Ohne ihm zu antworten, stehe ich einfach nur da und spüre die Blicke der Gruppe auf mir ruhen.

„Du sollst reden, wenn man dich etwas fragt", schreit der angeblich ruhige Sanzu mich plötzlich an. Seine Stimme klingt bedrohlich, als ob ein Sturm aufzieht. „Klar", murmele ich und versuche, mich nicht von seiner bedrohlichen Aura einschüchtern zu lassen. „Worum genau geht es denn?", frage ich Mikey, der mir einen warnenden Blick zuwirft.

Das geht dich bis dahin einen Scheiß an. Antworte nur, wenn du gefragt wirst, verstanden? Sonst breche ich dir alle Knochen!", knurrt Sanzu bedrohlich, und ich spüre, wie sich die Luft um mich herum verdichtet. Seine Drohung ist real, und ich begreife, dass ich in diesem Moment besser die Klappe halte und nur rede, wenn ich gefragt werde.

Schicksal in Bonten: Zwischen Macht und VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt