8. Kapitel

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Als wir im Lager ankommen, führt Silas uns direkt zur Haupthütte, in der die Versammlung der Alphafamilien stattfindet.

„Ich gebe nur kurz meinem Vater Bescheid, ihr könnt hier warten!", teilt er uns mit und ist schon im Haus verschwunden.

Myriam und ich lassen uns auf den Stufen vor der Tür nieder.

„Wer ist sein Vater?", frage ich verwirrt. In der Hütte sind doch nur die Alphas. Ist Silas etwa der zweite Sohn oder so was in der Art? Aber warum war er dann nicht die ganze Zeit hier, der andere Alphasohn ist jedenfalls nicht zur Schule gegangen...

„Silas ist der Sohn vom Beta", erklärt mir Myriam und lehnt sich mit geschlossenen Augen zurück. Die Sonne wird nicht mehr von herumirrenden Wolken verdeckt und wärmt mich wunderbar trotz des kalten Windes.

„Ach so!" Der Beta ist als rechte Hand des Alphas sicherlich auch dabei, also wäre es logisch.

„Warte, dann ist er der Sohn von Alex?", erstaunt blicke ich auf. Warum ist mir das nicht früher aufgefallen. Sie sehen sich recht ähnlich und haben dieselbe ruhige Ausstrahlung.

„Jup", Myriam kichert ein bisschen über meine lange Leitung, aber kommentiert es nicht weiter.

Wir genießen die Sonne für einige wunderschöne Augenblicke, bis ein Schatten auf mich fällt.

Ich öffne die Augen und blinzle erstmal gegen das Licht.

„Hey", begrüßt mich Lyall und ich grinse.

„Wir warten auf Silas... Er will uns seine Cousins vorstellen", informiert ihn Myriam.

Mein Bruder guckt genauso verwirrt wie ich vor ein paar Sekunden: „Wer ist Silas? Und wer sind seine Cousins?"

„Silas ist der Sohn von Alex", antworte ich, ein klein bisschen glücklich darüber, mehr zu wissen als er.

Lyall nickt verstehend und richtet seinen Blick dann wieder auf das Haus.

„Ich geh dann mal wieder rein!", sagt er und geht an uns vorbei.

„Viel Spaß noch!", rufe ich ihm hinterher, unsicher, ob er es gehört hat.

Myriam kichert. Sie kennt diese Geschwistergespräche zu gut aus eigener Erfahrung. Sie hat eine kleine Schwester und die beiden tun quasi nichts anderes, als sich zu kabbeln.

„Hi, bin wieder da!", begrüßt uns Silas kurz darauf und gemeinsam stiefeln wir zu einer Grünfläche hinter einem kleinem Haus. Am Rande des Rasens stehen vereinzelte Bäume. Ich grinse, ein Garten der direkt an den Wald grenzt ist cool!

Silas bemerkt meinen begeisterten Blick und schnaubt: „So ein offener Garten ist nur so lange cool, bis du mit einer wilden Bande Welpen Verstecken spielen musst!"

„Kann ich mir vorstellen", meine ich und Myriam nickt mitfühlend.

„Passt du immer allein auf den ganzen Wurf auf?", fragt sie interessiert.

„Nö, meistens hilft Eric mir oder meine Tante ist da", erklärt er: „Sie genießt ihr Leben als Wolf allerdings ziemlich und ist deswegen sehr oft draußen!"

Silas deutet auf den Wald: „Mein Onkel passt gerade auf die Kleinen auf, aber er braucht auch mal ne Pause!"

Er geht ins Haus. Kurze Zeit später kommt ein brauner Wolf mit einem Welpen im Maul zurück. Die restlichen fünf Welpen folgen ihm mit aufgestelltem Schwanz.

Sorry, entschuldigt er sich verlegen, in der Gestalt hören sie eher auf mich. Ihr müsst euch aber nicht verwandeln, sie sind dann nur schwerer zu kontrollieren.

Seine Stimme klingt leise in meinem Kopf und ich bin erleichtert, dass ich in dieser Gestalt bleiben kann.

Silas setzt den Welpen vorsichtig auf die Wiese und legt sich dann dazu. Drei Welpen kuscheln sich an seine Flanke und beginnen vor sich hin zu dösen, ein weiterer klettert auf seinem Rücken herum.

Die letzten beiden rennen wild im Garten umher und spielen fangen. Es dauert nicht lange, bis Myriam und ich als zusätzliche Hindernisse in das Spiel eingefügt werden.

Der eine kleine Wolf hopst mir auf den Schoss, der andere verbeißt sich mit kleinen Zähnen in Myriams Pulli.

Silas, der die Ereignisse beobachtet, knurrt warnend auf, Weg da, Kleiner, das ist doch kein Kauspielzeug!

Myriam winkt lächelnd ab und schlüpft einfach aus dem Pulli. Danach entledigt sie sich auch der restlichen Kleidung und steht keinen Augenblick später mit weißem Pelz da.

Jetzt können wir raufen! ,knurrt sie den Welpen spielerisch an und beginnt ihn im Garten herum zu jagen. Sobald sie den Kleinen mit der Schnauze anstupst, wechseln die Rollen und das Spiel beginnt von vorn.

Bald will auch der Welpe auf meinem Schoss mitmachen und ich setze ihn auf den Rasen.

Au, fährt es auf einmal durch meinen Kopf, willst du wohl aufhören?

Ich blicke zu Silas und kann mir nur mühsam ein Lachen verkneifen. Der Welpe, der vorher auf seinem Rücken rumgeturnt ist, knabbert nun leidenschaftlich an seinen Ohren.

Silas wirft mir einen genervten Blick zu.

Lach nicht, sondern hilf mir, beschwert er sich und sein anklagender Blick gepaart mit dem Welpen auf seinem Kopf bringen das Fass endgültig zum Überlaufen.

Ich breche in schallendes Gelächter aus. Myriam dreht sich bei dem Geräusch zu uns und fängt an zu Japsen, was zu Folge hat, dass die beiden Welpen, vor denen sie weggerannt ist, sie einholen und sich auf sie stürzen. Mit einem überraschten Jaulen geht sie zu Boden.

Ich muss noch mehr lachen und liege irgendwann keuchend im Gras.

Wenn du dann fertig bist, würdest du die Güte besitzen, meine Ohren zu retten?, fragt Silas pikiert.

„Natürlich!", ich grinse so breit, dass es wehtut. Göttin, der Tag ist wunderbar, auch wenn er mies begonnen hat.

Ich pflücke den Kleinen von Silas Kopf und setzte ihn auf den Boden, wo er gleich in die Verfolgungsjagd auf Myriam einsteigt.

Dann schiebe ich die Welpen, die immer noch bei ihm liegen, ein Stück zur Seite und kuschle mich ebenfalls an sein warmes Fell.

Der eine Welpe schaut mich müde an, reißt sein Maul zu einem gewaltigen Gähnen auf und schläft dann halb auf meinem Bauch weiter.

Silas legt seinen Kopf auf meine Schulter und ich muss fast heulen darüber, wie vertraut und gemütlich sich das anfühlt. Wie eine kleine Familie.

Die Beziehung zu meinen Eltern war schon immer angespannt, und das auch nur in ihren besten Momenten, und zu Lyall... Nun ja, ich mag ihn echt, aber er hört immer nur auf unseren Vater.

Ich glaube, er hat sich ihm noch nie entgegengestellt.

Aber hier in dieser halben Umarmung fühle ich mich sicher und akzeptiert, obwohl Silas fast gar nichts über mich weiß.

Ich kuschle mich tiefer in sein Fell, genieße die Herbstsonne auf meinem Gesicht und beginne zu dösen.


Hey there!

Ich habe es ehrlich gesagt geliebt das Kapitel zu schreiben, einfach weil ich die Szene so süß und wholesome finde  >.<

Sie haben ein bisschen Glück und Frieden vor dem ganzen Chaos verdient!


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