11. Kapitel

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Ich höre wie jemand die Tür öffnet und kurz darauf die Stimme meines Vaters. Ich verstehe nichts, aber es dauert nicht lange, bis es auch an meiner Tür klopft.

„Geh weg!", flüstere ich gegen das Holz. Natürlich hört er mich nicht und rührt sich keinen Meter.

Stattdessen rüttelt Lyall von außen am Türgriff. Ich lehne mich erschöpft gegen die Tür, kann aber nicht verhindern, dass sie aufschwingt und ich mit einem leisen Stöhnen auf den Boden lande.

„Hey, bist du okay?", Lyall beugt sich besorgt über mich und mein Herz pocht glücklich. Er kümmert sich um mich!

Aber dann zieht er mich hoch und ich sehe seine Augen. Sie sind zu hell, fährt es mir durch den Kopf und ich bin wieder wütend.

Was auch immer Lyall von unserem Mate-Bund hält, irgendwie funktioniert er nicht richtig. Lyall will mich nicht und mein Herz ist nur noch ein verwirrtes Häufchen Elend.

Sollte ich nicht alle anderen vergessen, wenn er bei mir ist? Warum wünsche ich mir dann, dass es nicht Lyall ist, sondern er?

Lyall fährt sich nervös durch die Haare und ich schnaube genervt. Warum zur Hölle ist er denn nervös? Er hat mir doch schon klar gemacht, dass er nichts von mir wissen will.

„Hör zu, das vorhin tut mir leid!", entschuldigt er sich hastig: „Das mit dem Brechen des Mate-Bunds hat nichts damit zu tun, dass du ein Junge bist!" Nicht einmal er sieht so aus, als würde er das wirklich glauben. Wenn ich ein Mädchen wär, hätte er mich wahrscheinlich schon längst markiert!

„Du kannst es dir sparen", fauche ich bitter: „Mir sind deine Entschuldigungen egal! Du begreifst nichts, oder? Bei einem Mate-Bund ist das Geschlecht so was von schnuppe! Es geht um deine Seele und nicht um den Körper!"

Er zuckt zusammen, schüttelt aber den Kopf: „Das ist vielleicht bei dir so, aber ich steh nicht auf Kerle! Du kannst einfach nicht mein Mate sein. Ich will eine Familie, Kinder und nicht..." Er gestikuliert wild in meine Richtung und es tut weh. Es tut verdammt weh.

„Dann sagst du also, die Göttin hat einen Fehler gemacht?"

„Natürlich! Selbst sie liegt manchmal falsch, ich hab's gesehen! Das hier wird nicht funktionieren." Er klingt müde und seine Augen sehen schon fast traurig aus. Er hatte sich bestimmt genauso auf einen Mate-Bund gefreut wie ich. Wir wurden wohl beide bitter enttäuscht. Bei mir hat der Bund auch nicht das gebracht, was ich wollte.

„Wie kannst du das wissen, ohne es vorher versucht zu haben?", meine Stimme zittert. Ich schlucke schwer und begegne seinem Blick.

„Ich weiß es einfach", er zuckt mit den Schultern: „So wie wenn man einfach weiß, dass ein Stein immer auf den Boden fällt."

Ich lache auf: „Du hasst mich echt, oder?"

Erstaunt blickt er mich an: „Das hat nichts mit dir zu tun!"

„Das hat alles mit mir zu tun, verdammt nochmal!", ich schreie fast: „Ich bin auch ein Teil davon, ob du es willst oder nicht! Und du entscheidest einfach alles über meinen Kopf hinweg, ohne auch nur zu versuchen, mich zu verstehen!"

Er windet sich peinlich berührt: „Hör zu, ich weiß, dass du wahrscheinlich auf ... Männer stehst. Und das ist ja auch kein Problem, wirklich! Nur, ich kann das halt nicht!"

Ich raufe mir verzweifelt die Haare, Tränen stehen mir in den Augen: „Darum geht es doch gar nicht! Ich hatte mir diesen Bund auch anders vorgestellt, Göttin, ich hab es mir solange gewünscht! Und dann ist alles schief gegangen irgendwie und ich es mir noch mehr gewünscht, einfach um ihn zu ..." Ich schlage mir die Hand vor den Mund. Warum rede ich bloß immer so viel, wenn ich wütend bin?

Lyall sieht mich interessiert an: „Du bist verliebt? Dann passt es doch perfekt! Du kannst mit ihm zusammen sein und ich such mir ein hübsches Mädchen und wir beide leben glücklich..."

„Halt die Klappe!", fahre ich ihn an: „Du verstehst gar nichts! Ich wollte ihn vergessen! Ich wollte einen Mate, der geschaffen ist, um mich zu lieben, um zu vergessen, dass er mich nicht lieben kann! Und dann kommt mein Mate daher spaziert und haut mir die gleichen miesen Entschuldigungen um die Ohren, die er mir wahrscheinlich gesagt hätte und ich habe auf einmal nichts mehr! Nicht mal die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird!"

„Du hast es ihm nie gesagt?", Lyalls Stimme ist so leise im Gegensatz zu meinem Geschrei. Mir laufen Tränen über die Wangen und ich wische sie unwirsch weg.

„Was hätte ich sagen sollen?", ich verziehe das Gesicht zu einer Grimasse, bevor ich gezwungen fröhlich weiterrede: „Hey, ich weiß, du empfindest nicht dasselbe wie ich, schließlich kenne ich dich seit meiner Geburt und du hast auch nicht Jahre lang verzweifelt darauf gehofft, dass ich dein Mate bin, wie ich es getan habe! Ich hab an deinem 17. Geburtstag geheult, weil ich es nicht war und in den sieben Monaten danach, hab ich versucht über dich wegzukommen, was zwar nicht funktioniert, aber ich hab einfach angefangen, mir wie verrückt einen Mate zu wünschen, der mich wirklich lieben kann, damit wir weiterhin beste Freunde bleiben können! Und deshalb knalle ich dir jetzt einfach da alles vor den Kopf, damit du dich schuldig fühlen kannst, weil ich weiß, dass du das tun wirst, weil ich dir wichtig bin, aber auf eine andere Art als du mir wichtig bist und..."

 Ich schnappe keuchend nach Luft und schluchze auf. Irgendwie ist es befreiend, dass alles loszuwerden, aber irgendwie tut es dadurch auch noch mehr weh. 

Ich weine, aber ich stammle einfach weiter: „und weißt du, es tut mir so leid, dass ich das alles kaputt mache, weil ich dich nicht nur als Freund sehen kann und ... und es tut mir leid, dass ich mich in dich verliebt hab, Eric..."

Ich bin während meiner Rede zu Boden gesunken und fange nun hemmungslos an zu schluchzen. Lyall sieht mich geschockt an.

„Du bist in Eric verliebt?"

Ich zucke heftig zusammen. Scheiße, hab ich etwa seinen Namen gesagt? Warum wird meine Zunge bloß immer so redefreudig, wenn es mir schlecht geht.

Ich richte mich auf: „Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst!"

„Aber...", Lyall protestiert zunächst, bevor er beschämt zur Tür geht: „Sorry, das ist ... deine Sache."

Er verschwindet und ich breche erneut auf dem Boden zusammen.


Joa, Silas hat es nicht leicht, oder?

Im nächsten Kapitel wird es leider nicht wirklich anders laufen, sorry >.<

Bis dann

PS: Mate-Bunds bekommt man bei mir schon ab 17 Jahren, auch wenn man den Mate vielleicht net direkt trifft ... 18 war mir irgendwie zu alt


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