27. Kapitel

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Ich reibe mir müde über die Augen, als mich ein Stöhnen aus meinem Schlaf reißt.

Kein besonders erholsamer Schlaf, wie ich bemerken will. Das Sofa ist viel zu klein für mich und mein Nacken brennt nun, durch meine unbequeme Schlafposition. Ich richte mich auf und blinzle verschlafen zu Silas hinüber.

Zusammengerollt unter der Decke kneift er die Augen zusammen.

„Kopfschmerzen?", frage ich leise. Er nickt und stöhnt noch einmal.

„Warte kurz!", ich gehe zu ihm und reiche ihm das Glas Wasser vom Nachttisch: „Hier, trink etwas!"

Silas lächelt mir kurz dankbar zu und stürzt das Wasser herunter. Ich kichere ein bisschen bei dem Anblick: „Du hast wohl nicht genug getrunken gestern!"

Silas verzieht den Mund: „Sieht ganz so aus... Ich erinnere mich an nicht mehr viel. Wo genau sind wir eigentlich?"

„Oh, du warst ja noch nie hier", ich reibe mir verlegen über den Nacken: „Das ist mein Zimmer. Gestern hast du dich in einem Club ziemlich... übernommen. Und mein Lager war näher als die Hütte, also hab ich dich hierher gebracht. Eric hat bei dir angerufen und erklärt, dass wir alle in der Hütte übernachten..."

Silas vergräbt das Gesicht in seinen Händen: „Oh Göttin, ich erinnere mich. An den Club. Danke."

Er zittert und ich lege beruhigend den Arm um ihm: „Kannst du dich daran erinnern, was wir... Also was du... gestern gesagt hast?"

Sein Kopf schnellt hoch: „Nein!"

Er ist knallrot und guckt überall hin, außer mir ins Gesicht. Okay, er erinnert sich also.

„Ich wollte mit dir darüber reden, weißt du!", versuche ich ein vernünftiges Gespräch zu beginnen.

„Ich brauche frische Luft!", Silas springt auf und rennt praktisch aus dem Zimmer.

Ich seufze: „Oder du läufst davon." Ich nehme die Verfolgung auf und sprinte die Treppe herunter und ihm nach. Glücklicherweise ist mein Vater nicht da, sondern Göttin weiß wo. Vielleicht auf irgendeiner wichtigen Versammlung. Hauptsache nicht hier. Das Gespräch mit ihm wird nochmal was ganz anderes!

„Hey, Silas, warte doch!"

Er hat die Waldgrenze erreicht, bevor ich ihn einholen kann. Erst zwischen den Bäumen schaffe ich es ihn am Arm zu packen und ihn zum Anhalten zu zwingen: „Ich will doch nur reden!"

Silas starrt mich an, als hätte ich vorgeschlagen, Godzilla zum Abendessen einzuladen. Und Mothra gleich dazu.

„Ich will es nicht hören! Du kannst es dir sparen, ich weiß, was du sagen willst und ich kann nicht...", Silas dreht sich auf dem Absatz um und kehrt mir den Rücken zu. Weglaufen kann er nicht, solange ich ihn festhalte.

„Du verstehst das völlig falsch!", ich lockere meinen Griff: „Ich habe nachgedacht und du hattest recht! Und Valerie auch!"

„Womit?", Silas löst meine Hand, aber er rennt nicht sofort weg, was ich als gutes Zeichen auffasse.

„Dass ich immer nur die Meinung meines Vaters nachgeplappert habe! Ich war total verstockt und zu blöd, um selbst über die Dinge nachzudenken und das tut mir leid. Ich hab es dir echt nicht einfach gemacht!"

Vorsichtig zupfe ich an Silas Ärmel, damit er sich umdreht. Er folgt meiner Bitte zögerlich.

Sein Blick ist zu Boden gewandt, aber seine Augen weit aufgerissen. Ich lächle und hebe sein Kinn leicht an.

„Ich bin zu einer Erkenntnis gekommen", flüstere ich und streiche ihm eine verirrte braune Strähne aus dem Gesicht. Langsam wandert sein Blick meine Gestalt hinauf, bis er mir in die Augen schaut.

„Ich habe gemerkt, dass ich ganz atemlos vor Glück bin, wenn du bei mir bist. Dass deine Nähe wärmer und wohliger ist als ein Kaminfeuer im Winter. Dass ich dich bei mir haben möchte, für immer und dass ich absolut verzweifelt war, als ich dachte, du willst mich nicht bei dir haben."

Ich lache verlegen: „Naja, mehr als eine Erkenntnis wie es scheint."

Dann hole ich tief Luft: „Die Sache ist die, ich will dich, Silas! Ich will dich so sehr, dass ich denke es bringt mich um. Ich habe mich furchtbar verhalten, weil ich zu verklemmt war, um zu sehen, was du wirklich für mich bedeutest!"

Silas Blick zuckt zur Seite und seine Wangen sind knallrot. Ich lege meine Stirn an seine: „Ich will dich. Ich brauche dich. Ich liebe dich."

Dann sehe ich ihm vorsichtig in die Augen: „Aber ich verstehe auch, wenn du mich nicht willst."

Ich ziehe meinen Kopf zurück und will wieder etwas Abstand zwischen uns bringen, als Silas seine Hand an meinen Nacken legt und mich zurückzieht: „Warte!"

Er verstummt wieder und ich warte still ab.

„Das ist alles ein bisschen viel gerade", erklärt er mir schließlich leise: „Ich dachte, du hasst mich, weil ich nicht das bin, das du dir gewünscht hast. Und dass du mich loswerden willst, um jemand anderen zu finden. Jemanden, der stark ist und von deinem Vater akzeptiert wird. Ich dachte, du verlässt mich und ich bleibe für immer allein, weil ich einfach kein Glück habe."

Er lacht trocken auf: „Ich hab mich einfach irgendwann in dich verliebt und ich dachte zuerst, dass das nur der Mate-Bund ist. Weil es mir Angst gemacht hat, wie schnell ich Eric vergessen konnte. Und weil ich befürchtet habe, dass du mich auch ablehnst. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob dieses Verliebtsein wirklich von mir kommt, verstehst du?"

Zögerlich blickt er auf und seine grünen Augen bohren sich in meine.

Ich nicke: „Natürlich verstehe ich das! Ich hab mich genauso gefühlt am Anfang. Ich habe alle Gefühle für dich auf den Bund geschoben, weil es so anders war, mich in einen Jungen zu verlieben. Mich überhaupt zu verlieben! Ich war total aufgeschmissen!"

Ich grinse ihn an: „Aber mir ist klar geworden, dass ich diese Gefühle mag, dass ich nur Angst vor ihnen hatte, weil mein Vater mir das eingetrichtert hat. Ich muss mir nicht hundertprozentig sicher sein, ob das alles nur der Bund ist oder alles ich. Ich weiß einfach, dass du der Richtige bist und Göttin, ich werde dir beweisen, dass ich das auch für dich bin!"

Dann rudere ich hastig zurück: „Also, natürlich nur, wenn du das willst. Und du kannst dir Zeit lassen und über alles nachdenken. Und..."

Silas Lippen auf meinen unterbrechen mich. Trocken und rissig und so warm. Ich schließe die Augen und ziehe ihn näher zu mir. Zögernd bewegt er seinen Mund gegen meinen und ich seufze leise vor Glück.

Göttin, ich liebe diesen Jungen! Warum habe ich bloß so lange gebraucht, um das zu erkennen.

Atemlos löst sich Silas schließlich wieder von mir. Verlegen grinst er und es sieht so niedlich aus, dass ich ihn hochnehme und herumwirbele.

Es ist ein kühler Morgen spät im Herbst, wir haben beide weder Jacken noch Schuhe an, aber mir ist so warm, als hätte ich ein kleines Feuer in der Brust.

„Heißt das ja?", völlig aus dem Häuschen drücke ich ihn an mich.

„Das heißt", erklärt mir Silas lächelnd: „Dass ich dich kennenlernen will, Lyall. Ich weiß fast nichts über dich und du bestimmt auch nicht mehr über mich. Wenn so etwas funktionieren soll...", er deutet auf mich, auf sich, auf den Raum zwischen uns: „Dann braucht das Zeit!"

Ich grinse breit: „Zeit und Arbeit! Ich bin bereit!"

Silas lächelt strahlend zurück und ich seufze vor Glück.


Es ist irgendwie immer schwierig für mich so viel Dialog zu schreiben o.0

Ich hoffe, es ergibt Sinn für euch und ihr seid ebenso glücklich wie ich, dass die zwei ihre Beziehung auch endlich auf die Reihe kriegen.

Ab nächster Woche fängt es für mich auch so richtig mit dem Abi an, also falls es zu Verspätungen oder Ausfällen kommt, entschuldigt bitte!

Bis dann ;)


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