54. Kapitel

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Als wir unser Lager betreten, begrüßt uns eine rege Unordnung.

Die meisten Rudelmitglieder wissen, dass gerade etwas im Gange ist. Spätestens bei meinem Auftritt vor einer Stunde ist klar, dass etwas nicht stimmt.

Ich bin völlig gehetzt im Lager angekommen, habe wild nach meinem Vater gerufen und dann nach Myriam, als mir Daniel erklärt hat, dass mein Vater beim anderen Rudel ist.

Jetzt kommt Daniel uns meinem Vater und mir entgegen.

Er nickt meinem Vater zu und schaut mich dann stirnrunzelnd an: „Was war vorhin eigentlich los?"

Valerie wurde entführt. Von Jägern, die uns damit quasi den Krieg erklärt haben!, erzähle ich dem Beta des Rudels hastig.

Er reißt überrascht die Augen auf und fährt sich durch die dunklen Haare. „Bereiten wir uns auf einen Kampf vor?", wendet er sich an meinen Vater.

Ja, aber im Lager des anderen Rudels. Alle Mitglieder, die kämpfen können, sollen sich dort versammeln. Am besten gehen sie in Menschengestalt durch die Stadt. Kinder, Alte und Kranke bleiben hier, das wird unser Rückzugsort.

Daniel nickt mit zusammengekniffenen Augenbrauen.

Er macht sich Sorgen. Ich mir auch.

Meine Gedanken triften ab zu Silas, der immer noch mit Regina unterwegs ist. Eine Jägerin, verdammt nochmal! Warum verhält er sich in ihrer Nähe dann trotzdem so entspannt? Er muss auf sich aufpassen!

Aus dem anderen Rudel werden die, die nicht kämpfen, auch hier Unterschlupf suchen. Du bleibst, bis sie angekommen sind und weist alle an, sich ruhig zu verhalten, weist mein Vater Daniel an.

Dann wendet er sich an mich. Und wir erklären dem Rudel erst einmal, was eigentlich los ist.

In meiner Brust glüht heißer Stolz. Mein Vater will selten, dass ich neben ihm stehe, wenn er eine Versammlung einberuft.

Er nickt Daniel zu und der trommelt die Rudelmitglieder zusammen, während wir in die Mitte des Hauptplatzes laufen und dort warten.

Als sich alle versammelt haben, beginnt mein Vater zu erklären. Von dem Jäger, der Adrian getötet hat und nun Valerie entführt hat. Dass eine Jägerin zu uns übergelaufen ist und versucht uns zu helfen. Und auch den knappen Plan, den wir uns bis jetzt überlegt haben.

Er beendet seine Rede und eine Frage steht still im Raum. Wer ist bereit zu kämpfen?

Daniel tritt an die Seite meines Vaters. „Wer sich nicht bereit fühlt zu kämpfen, bleibt hier. Wenn ihr euch unsicher seid, ist das okay."

Ich nicke bekräftigend. Sollte durch einen Fehler auch dieses Lager entdeckt werden, könnt ihr es verteidigen und beschützen. Hier werden sich die sammeln, die den Jägern nicht im offenen Kampf gegenübertreten können.

Das Rudel murmelt untereinander und teilt sich schließlich in zwei Gruppen auf.

Mein Vater nickt denen zu, die hier bleiben werden. Daniel wird bei euch bleiben, bis die Mitglieder des anderen Rudels eintreffen! Wir anderen gehen durch die Stadt zum anderen Lager.

Die Versammlung ist beendet und mein Vater und ich ziehen uns kurz in unser Haus zurück, um uns zu verwandeln.

Ich schlüpfe gerade in einen Pulli, als es wild and er Tür klopft.

Ich haste zur Tür und reiße sie auf, nur mit einem Arm tatsächlich in einem Ärmel. Leider habe ich den falschen erwischt und versuche jetzt möglichst unauffällig meinen Arm wieder aus dem Stoff zu sortieren und dabei nicht wie ein völliger Idiot dazustehen.

Ein Räuspern von der Tür, erinnert mich daran, dass ich einen Besucher habe.

„Brauchst du Hilfe?", Myriams kleine Schwester Sally funkelt mich belustigt an und ich seufze erleichtert. Immerhin ist es nicht mein Vater, der meine Blamage miterleben muss.

„Nein, danke", ich schlüpfe aus dem Pulli und schüttele das störrische Teil aus, bevor ich es mir wieder über den Kopf ziehe. „Was willst du?"

„Nichts, nur meinem Lieblings-Trottel einen Besuch abstatten!", sie klimpert betont unschuldig mit den Augen.

Ich grinse. „Du vergisst, dass ich auch eine kleine Schwester habe, ich kenne deine Taktik und sie wirkt nicht. Außerdem solltest du die Leute nicht im selbem Atemzug beleidigen und loben! Also, was willst du?"

Sally verzieht das Gesicht. „Ich will mit. Myriam darf auch, dabei ist sie nicht sooo viel älter als ich!"

„Erstens: Sie ist vier Jahre älter, was fast ein halbes Jahrzehnt ist, also ist sie sooo viel älter als du. Und zweitens: Nein. Sie würde mich umbringen!" ich wuschele Sally durch die kurzen Haare und schiebe mich dann an ihr vorbei.

„Du hast also bloß Angst vor meiner Schwester, das ist voll lahm!", wütend kickt sie mir in die Kniekehle. „Ich kann auch kämpfen!"

„Dann kämpfe und beschütze das Lager. Dieses Lager hier. Indem du hier bleibst!", ich werfe ihr einen letzten warnenden Blick zu und verschwinde durch die Tür.

Draußen erwarten mich mein Vater und etwa acht andere Erwachsene. Ich fahre mir unruhig durch die Haare. Unser Rudel ist klein und jung, es waren nicht viele zu erwarten. Trotzdem hatte ich irgendwie auf mehr gehofft...

Mein Vater und ich wechseln einen Blick. Er nickt und will gerade losgehen, als mir noch etwas einfällt.

„Wir sollten uns aufteilen! In zwei oder drei Gruppen, dann fallen wir in der Stadt nicht so auf!", erkläre ich meinem Vater und legt mir anerkennend die Hand auf die Schulter. Wieder habe ich das Gefühl vor Stolz zu platzen.

„Ihr habt meinen Jungen gehört!", teilt er dem Rudel mit und verabschiedet sich mit der ersten Gruppe in die Stadt.

Ich warte mit der anderen Gruppe und erst nach guten zwanzig Minuten machen auch wir uns auf den Weg. Meine Brust ist immer noch stolzgeschwellt.

Mein Vater scheint mich endlich einfach akzeptieren zu können, ohne dass ich astronomisch hohe Erwartungen erfüllen muss. Die Anerkennung tut gut.

Das Einzige, das fehlt ist Valerie. Sie muss unseren netteren Vater auch endlich kennenlernen!

Und Silas. Göttin, ich vermisse ihn, dabei war ich keine zwei Stunden von ihm getrennt.


Und wieder ein Kapitel näher am Ziel!

Bald ist es soweit, Leute 0.o

Ein paar Kapitel kommen aber noch, keine Sorge!

Wir sehen uns beim nächsten Kapitel 😊

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