62. Kapitel - Eric

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Mein Blut pocht in meinen Ohren und ich zucke aufgeregt mit dem Schwanz.

Daniel, der Beta des anderen Rudels, hat Myriam und mir aufgetragen vorauszugehen und die Lage auszukundschaften. Ich stupse Myriam in die Seite. Witterst du etwas?

Sie schüttelt den Kopf und hechelt enttäuscht. Vielleicht greifen die Jäger doch noch nicht an...

Meinst du? Wahrscheinlich riechen wir bloß durch den Schnee nicht so viel...

Ich strecke meinen Kopf in die Höhe, um wenigstens etwas sehen zu können, als Myriam mir in die Seite kneift. Trottel, willst du abgeschossen werden?

Ich kneife nur zurück und recke meinen Hals ein weiteres Mal. Ich sehe keine Menschen, aber da sind Spuren im Schnee...Oder eher verwischte Spuren.

Ich fahre meinen Kopf wieder ein. Lass uns mal nachschauen!

Myriam springt vor und ich laufe ihr eilig nach. Da sind definitiv Spuren! Offenbar haben sich die Jäger zwar die Mühe gemacht, die einzelnen Fußabdrücke zu verwischen, aber der eingedrückte Schnee ist trotzdem Beweis genug.

Welche Richtung? Ich werfe Myriam einen unsicheren Blick zu. Und bitte schlag jetzt nicht vor, dass wir uns aufteilen! So sterben die Leute in Filmen immer!

Sie schnaubt amüsiert und schüttelt ihr Fell durch. Wie wäre es, wenn wir die offensichtlichen Spuren meiden? Ich meine, dass sind Jäger. So dumm sind die nicht, oder?

Dann ist das eine Falle? Ich schleiche geduckt die Fährte entlang, bis ich ein Aufblitzen am Ende der Spur bemerke. Ich kneife die Augen zusammen und pirsche noch näher ran. Hoffen wir einfach mal, dass das kein wartender Gewehrlauf ist!

Myriam beobachtet mich abwartend. Was ist da?

Eine Bärenfalle... Ich starre auf die metallenen Zähne, die halb unter dem Schnee begraben liegen. Ich blinzle und muss an Silas denken, der in einer solchen Falle gefangen worden ist. Sollten wir sie auslösen?

Der weiße Wolf blickt sich suchend um. Ich sehe keine Zweige in der Nähe. Wenn du nicht deine Pfote opfern willst, lässt du es also lieber!

Ich strecke ihr die Zunge raus, dann lasse ich mich zu Boden fallen. Da kommt jemand!

Myriam macht es mir nach und ihr weißer Pelz ist eindeutig eine bessere Tarnung als mein Flickenteppich.

„Und, ist was drinnen?", dröhnt eine tiefe Stimme hinter den Büschen.

Ich werfe Myriam einen panischen Blick zu. Wenn die, die Fallen kontrollieren, sind wir geliefert!

Sie zuckt kurz mit den Ohren und drückt sich dann vorsichtig nach hinten, zurück in das Gebüsch, aus dem wir gekommen sind.

Ich mache es ihr nach, schiebe mich aber hastiger von der Falle weg, als es wahrscheinlich ratsam wäre. Natürlich stoße ich gegen einen Baum. Und natürlich jaule ich erschrocken auf, als eine Wagenladung Schnee auf mich niederprasselt. Verfluchtes Wetter!

Ich höre hektisches Rascheln, nur ein paar Meter entfernt. „Da ist etwas!"

„Wahrscheinlich nur ein Tier!", ruft es von weiter weg zurück.

Ein frustriertes Stöhnen. „Und was denkst du, jagen wir hier?"

„Dann schau halt nach!"

Ich höre Schritte, die näher kommen, und hechte in ein Gebüsch.

„Da sind Wolfsspuren", ruft der eine Mann dem anderen zu.

„Bist du dir sicher?", kommt prompt die Antwort, dann lauter werdendes Stapfen. „Das sollten wir dann wohl George melden!"

Die Schritte entfernen sich wieder.

George. Der Jäger hat George gesagt. Mein Herz, das sich gerade beruhigen wollte, beginnt wieder zu rasen. Mein Blut ist heiß, ich spüre es in meinen Wangen.

Ein Geräusch hinter mir, lässt mich herumfahren. Myriam mustert mich besorgt.

Du hast doch nicht vor, den Typen in ner Kamikaze-Aktion hinterher zu renne, oder?

Ich werfe ihr einen wütenden Blick zu. Ein Teil von mir würde nichts lieber tun. Ein Teil von mir will ihnen nachlaufen und George das Herz herausreißen.

Ich schlucke diesen Teil von mir zusammen mit einer bissigen Antwort herunter. Nein.

Myriam nickt zögerlich. Wir sollten zurück. Ralf und Daniel Bericht erstatten.

Ich bedeute ihr mit der Schnauze vorauszugehen, während ich einen sehnsüchtigen Blick in die Richtung werfe, in der die Jäger verschwunden sind.

Egal, wenn wir uns formieren und angreifen, ist der Mörder sowieso dran. Ich muss nicht derjenige sein, der ihn tötet.

Ich folge Myriam, die als ich sie einhole, schon mit Daniel und Ralf spricht.

Ralf nickt mir zu. Gute Arbeit, ihr zwei. Wir greifen direkt an, bevor die Jäger sich vorbereiten können. Ihr wisst die Richtung?

Ja! Myriam dreht sich um und läuft schnurstracks wieder zurück. Der Rest unserer Gruppe folgt.

Ich geselle mich zu Regina, die das Schlusslicht bildet.

Ist es okay für dich, gegen deine Kameraden zu kämpfen? Ich werfe ihr einen vorsichtigen Blick zu.

Sie zuckt unschlüssig mit den Schultern. Die Geste sieht mit dem Gewehr, das sie im Anschlag hat, dennoch irgendwie bedrohlich aus. „Besser als Kindesentführung. Und ihre Gründe sind bescheuert. Ich habe mich für eine Seite entschieden, über alles andere versuche ich nicht allzu viel nachzudenken..."

Ich nicke. Danke, dass du uns unterstützt. Und sorry, dass ich dich bei unserer ersten Begegnung angesprungen habe...

Regina kichert. „Schon verziehen!"

Der Trupp hält an und ich erkenne die Stelle mit der Falle wieder.

Ab hier wissen wir nicht, wann wir auf die Jäger treffen. Wir bewegen uns schnell und vorsichtig, erklärt Daniel leise. Und passt besonders auf Fallen auf!

Zustimmendes Gemurmel, dann beginnt Ralf zu rennen. Der Rest folgt ihm. Ich bleibe bei Regina, die auf ihren zwei Beinen nicht ganz mithalten kann.

Sie wirft mir einen dankbaren Blick zu und ich knuffe sie leicht beim Laufen.

Dann hören wir die ersten Schüsse und Schreie.

Schätze, jetzt fängt der Kampf so richtig an.


So langsam habe ich genug davon, Kampfszenen zu schreiben 0.o

Naja, bald ist das zum Glück vorbei!

Nächstes Kapitel wird aber nochmal blutig...

Bis dann 😊


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